Shisha Rainbow reitet nicht auf einem Besen, sondern auf einer Welle der Aufmerksamkeit. Fast 130.000 Menschen verfolgen ihr Hexendasein auf TikTok. Sie ist damit in Sozialen Medien die deutschsprachige "Hexe" mit der größten Reichweite.
Das Hexen liege zwar in ihrer Familie, sagt Shisha. Erlernen könne es aber jeder. "Hexerei ist ein sehr selbstbestimmter, selbstermächtigender Glaube, den jeder für sich nutzen und zelebrieren kann." Wie das geht, zeigen die selbsternannten Hexen durch "WitchTok": kurze Videos mit Kerzen, Rauch und bunten Kristallen. In den Händen halten die meist jungen Frauen zum Beispiel Tarotkarten oder Kräuterbündel. Sie erklären Rituale und Sprüche gegen Liebeskummer, Geldsorgen oder Stress - Probleme, die sich durch "Zauber" - auch verbunden mit Wunschdenken - lösen lassen. Davon sind zumindest die selbsternannten Hexen überzeugt.
WitchTok: Ausdruck einer Sehnsucht nach Spiritualität
"Shisha Rainbow" fing Ende 2019 an, ihr "Hexen-Wissen" auf TikTok zu teilen. Während der Pandemie wurden ihre Videos immer mehr geklickt. "Viele Menschen waren das erste Mal gezwungen sich mit sich selbst zu beschäftigen", sagt Rainbow, "dann steht man da und hat viele Probleme und da kann ein Glaube, egal welcher Art, natürlich helfen." So erklärt sie sich den Erfolg des Hexen-Trends.
Ganz harmlos ist WitchTok nicht, sagt die Theologin und Weltanschauungsexpertin Claudia Jetter. "Sobald Heilungsversprechen mit im Spiel sind, ist es natürlich hochproblematisch. Liebeszauber und schwarze Magie sind problematisch, denn letztendlich fokussiert man sich auf etwas Negatives oder Zerstörerisches."
Vorsicht bei Heilungsversprechen!
Auch Shisha Rainbow weiß, dass in ihrer Szene der Glaube an Hexerei durchaus kommerziell ausgenutzt wird und ist sich ihrer Verantwortung bewusst. Seit Jahren klärt sie über ihren Hexen-Kanal auch über die Gefahr von Heilungsversprechen und "schwarzer Magie" auf. Dennoch findet sie: "Egal ob Hexerei, ein anderer Glaube oder Therapie - Menschen sollten sich generell mehr mit sich und der Umwelt auseinandersetzen."
Diese Art der Spiritualität wird nach Beobachtung der Weltanschauungsexpertin Claudia Jetter bei jungen Menschen immer beliebter. "Wir finden ein erhöhtes Gefühl von Selbstwirksamkeit. Wir finden eine Art von spiritueller Optimierung." Das Phänomen "WitchTok" hält sie dementsprechend nicht für flüchtigen Hype, sondern für einen Trend, der bleibt.
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