Allein in München werfen die Privathaushalte täglich 165 Tonnen verzehrfähiges Essen in den Müll. Um sich vorzustellen, wie viel das ist, könnte man sagen, dass alle Lebensmittel, die von Jahresanfang bis zum 30. April eines jeden Jahres produziert werden, weggeworfen werden.
Unvorstellbar traurig und absolut vermeidbar, findet das Günes Seyfarth. Die Social-Business-Gründerin will etwas dagegen tun: mit ihrer "Community Kitchen" – Deutschlands größtem Lebensmittel-Rettungsprojekt. Schon im vergangenen Jahr begleitete der BR Günes Seyfarth einen Tag lang auf Tour.
Mit Lebensmitteln das Klima retten
Seit über acht Jahren engagiert sich Seyfarth in der Lebensmittelrettung, anfangs teilte sie die von ihr geretteten Lebensmittel mit Freunden und Familie. Doch schnell ist klar: Täglich kommen so viele Kisten an Milchprodukten, Obst, Gemüse und Co. rein, dass ihre kleine Küche aus allen Nähten platzt. Sie baut sich ein Netzwerk Ehrenamtlicher auf und gründet den Verein "Foodsharing München".
"Auch Du kannst das Klima retten, indem Du aufisst, was eh schon da ist." Günes Seyfarth
Herstellung, Verarbeitung und der Transport von Lebensmitteln verbrauchen jede Menge Energie und Ressourcen, wie beispielsweise Wasser und Ackerland. Werden Lebensmittel unnötig weggeworfen, werden Ressourcen also ungenutzt verschwendet.
Community Kitchen: Eine Gaststätte mit geretteten Lebensmitteln
In Bayern landen im Durchschnitt pro Person und Jahr Lebensmittel im Wert von etwa 200 Euro im Müll und das, obwohl es in Bayern etwa 50 Foodsharing-Gemeinschaften gibt. Als studierte Betriebswirtin hat Seyfarth dieses Potenzial erkannt und eröffnet nun in einem ehemaligen Versicherungsgebäude mit ihrer Münchner Community Kitchen das größte Lebensmittel-Rettungsprojekt Deutschlands.
Seyfarths Ziel ist es, dass im Umkreis von bis zu 100 Kilometer um München herum Erzeuger, Hersteller und Großmarkthändler künftig die Foodsharing-Community anrufen, bevor sie etwas wegwerfen.
- Zum Artikel: "Supermarktkette verschenkt Lebensmittel kurz vor Ablaufdatum"
Jeden Mittag zwei Gerichte für wenig Geld
Die Besonderheit der Community Kitchen: Hier werden ab sofort nicht nur täglich bis zu sieben Tonnen gerettete Lebensmittel gesammelt. Das Geschäftsmodell basiert auch auf einem Restaurantkonzept: Jeden Mittag sollen vor Ort zwei verschiedene Mittagessen, vegan und nicht-vegan, angeboten werden. Geöffnet für jeden und jede: für umliegende Büros, Anwohner und Menschen, die wenig Geld haben. Dabei sollen die Gerichte weniger kosten als in einer gewöhnlichen Kantine. Und nichts soll verkommen. Reste werden eingeweckt.
Eine Herausforderung für den Küchenchef
Eine echte Herausforderung, besonders auch für Küchenchef Bastian Reisinger. Er lässt sich überraschen, was ihm das Team der Lebensmittel-Retter morgens in die Küche stellt. "Das ist anders als in jedem anderen Restaurant, wo man den Einkauf so plant, dass man die Lebensmittel kauft," erzählt Reisinger. "Ich muss mich jeden Tag neu fragen, was kann ich denn daraus überhaupt zaubern?"
Ihr Wissen rund um das Thema Lebensmittelverschwendung wollen Seyfarth und ihr Team zudem künftig in Workshops auch anderen Menschen vermitteln.
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