In Spitzenzeiten waren es über 7.000 Menschen pro Tag, die sich am Impfzentrum München Riem impfen ließen, einem der größten Impfzentren in Bayern; jetzt jedoch niemand mehr. Beatrix Zurek, Leiterin des Gesundheitsreferats München, wird bei diesem Gedanken wehmütig. "Weil es zeigt, dass die Menschen nicht mehr in Scharen zum Impfen kommen. Das wäre aber eigentlich gut! Weil nur durchs Impfen kommt man aus der Pandemie", meint die SPD-Politikerin.
Reduzieren von Impfkapazitäten
Noch immer ist Bayern im deutschlandweiten Vergleich nur auf Platz 11, was die Impfquote der 16 Bundesländer anbelangt. Bisher nicht impfen lassen hat sich laut "Impfdashboard" der Bundesregierung etwa ein Viertel aller Bayern. Zuletzt wurden die Corona-Impfstoffe immer weniger nachgefragt. Deswegen reduzieren die Landkreise und Kommunen in ganz Bayern jetzt ihre Impfkapazitäten und schließen etwa größere Außenstellen und öffnen dafür kleinere Impfstationen.
Flexibilisieren von Impfangeboten
So soll der Bedarf angepasst, aber trotzdem ein staatliches Impfangebot aufrechterhalten werden. In München beispielsweise bedeutet die Schließung des Impfzentrums nur einen Ortswechsel. Im Kulturzentrum Gasteig oder in einem ehemaligen Sportgeschäft in der Stadtmitte kann man sich noch immer impfen lassen. Die Kapazität könne hier auch verdoppelt werden, heißt es aus dem Münchener Gesundheitsreferat. Außerdem gebe es weiterhin mobile Impfaktionen. "Eigentlich ist es eher schwierig einen Ort zu finden, an dem man sich nicht impfen lassen kann", meint die Münchener Gesundheitsreferentin Zurek.
Impfstoff auf Lager
Denn Impfstoff gibt es genug. Allein in den Bayerischen Impfzentren lagern derzeit laut Gesundheitsministerium fast 350.000 Impfdosen mit den unterschiedlichsten Ablaufdaten. Besonders der Impfstoff des Herstellers Novavax bleibt ein Ladenhüter. Verimpft wurden davon in Bayern nur 12.800 Impfdosen (Stand 13.4.2022). Etwa 14,5 Mal mehr hat der Freistaat aber vom Novavax-Impfstoff noch auf Lager: fast 185.000 Dosen. Und die laufen alle bis Ende Juli 2022 ab, erklärt eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums.
- Hoffnungsträger Novavax wird in Bayern zum Ladenhüter
Bedarfsgerechte Bestellung der Impfdosen
Für den Bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) ist das frustrierend. "Gut ist es nicht, wenn wir Impfstoff verwerfen müssen. Das ist völlig klar und das will auch keiner. Deswegen haben wir auch alle aufgefordert, natürlich bedarfsgerecht zu bestellen", meint der Gesundheitsminister gegenüber dem BR. Aber: Man müsse auch vorsorgen. Die Pandemie sei noch nicht vorbei.
Offene Impfzentren, Verteilung der Impfstoffe
Einige Impfdosen werden auch an den Bund zurückgegeben oder über ein Europäisches Verteilsystem weiterverteilt. Klaus Holetschek beteuert jedoch, dass die bayerischen Impfzentren dieses Jahr noch offen bleiben werden. "Wenn jetzt eine allgemeine Impfpflicht trotzdem kommen sollte oder auf einmal die vierte Impfung für alle oder der angepasste Impfstoff kommt, dann wollen wir einfach darauf vorbereitet sein", meint der Gesundheitsminister im Interview mit dem BR.
Forderung: Masterplan vom Bund für Herbst-Welle
Für Holetschek scheint also die Hoffnung auf eine allgemeine Impfpflicht noch nicht gestorben zu sein. Das bayerische Gesundheitsministerium bereite sich außerdem schon auf den Herbst und eine mögliche neue Corona-Welle vor. Deshalb fordert Klaus Holetschek auch vom Bund: einen Masterplan bezüglich Impfstoff und Impfmöglichkeiten, um auch am Ende des Jahres gegen Covid-19 gewappnet zu sein.
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