Zum Christopher Street Day hat die Stadt Landshut vor dem Rathaus Regenbogenfarben aufgezogen. Sie stehen für Vielfalt, Toleranz und Freiheit.
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Zum Christopher Street Day hat die Stadt Landshut vor dem Rathaus Regenbogenfarben aufgezogen. Sie stehen für Vielfalt, Toleranz und Freiheit.

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CSD in Landshut unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen

CSD in Landshut unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen

Beim Christopher Street Day in Landshut wird es bunt. Er steht für Toleranz und die Freiheit, so zu leben, wie man will. Jedoch teilen nicht alle dieses Weltbild. Junge Rechte wollen gegen die Veranstaltung demonstrieren. Die Polizei ist alarmiert.

Ab Samstagmittag findet in Landshut der diesjährige Christopher Street Day (CSD) statt. Mit dem CSD wollen die Veranstalter des Vereins "Queer in Niederbayern" für Vielfalt, Toleranz und Gleichberechtigung werben: zunächst mit einer Parade durch die Landshuter Altstadt, anschließend mit Kundgebungen und Feierlichkeiten.

Bis zu 2.000 Teilnehmende werden erwartet. Die Veranstaltung wird in diesem Jahr von erhöhten Sicherheitsvorkehrungen begleitet.

400 Gegendemonstranten angemeldet

Grund dafür ist eine Gegendemonstration, angemeldet von einer Privatperson. Die Teilnehmer sollen der Gruppierung "Jung&Stark" nahestehen, die als rechtsextrem gilt. Nach BR-Recherchen wollen die bayerischen Aktivisten von "Jung&Stark" vermehrt gegen Christopher-Street-Day-Paraden demonstrieren, so auch in Landshut.

Bei der Polizei wurden 400 Gegendemonstranten angemeldet. Sie wollen schon vor Beginn des CSD vom Landshuter Hauptbahnhof in die Stadt ziehen und auf der Mühleninsel an der Isar eine Kundgebung abhalten.

Hunderte Polizisten sichern Veranstaltung ab

Die Polizei in Landshut werde gemeinsam mit Beamten der Bereitschaftspolizei und weiteren Verbänden die Veranstaltung absichern, erklärte Sprecher Thomas Germowitz im Gespräch mit BR24. Im Bereich des Landshuter Hauptbahnhofs, wo sowohl CSD-Teilnehmende als auch Teilnehmende der Gegendemonstration erwartet werden, verstärkt außerdem die Bundespolizei ihre Präsenz, so ein Sprecher. Insgesamt wird laut BR-Informationen eine hohe dreistellige Zahl an Polizeibeamten in Landshut vor Ort sein.

Hoffen auf friedlichen Verlauf

Herbert Lohmeyer vom Verein "Queer in Niederbayern" erklärte im Gespräch mit BR24, er stelle sich weiterhin auf eine friedliche Veranstaltung ein: "Dennoch ist die Situation natürlich etwas angespannter als sonst. Alle Teilnehmer sind in erhöhter Aufmerksamkeit. Trotzdem habe ich ein gutes Gefühl. Wir hatten sehr gute Gespräche mit allen Beteiligten und ein gutes Sicherheitskonzept."

Auch der Leiter des Landshuter Ordnungsamts, Benedikt Neumeier, verweist auf zahlreiche Kooperationsgespräche als Vorbereitung für einen sicheren Ablauf des Tages.

Oberbürgermeister lehnt Gegen-Veranstaltung ab

2019 wurde der Christopher Street Day erstmals in Landshut ausgerichtet. Oberbürgermeister Alexander Putz (CSU), zugleich Schirmherr des CSD, erklärte im Vorfeld, es gebe keinen Grund, Stimmung gegen die "friedlich-fröhliche" Veranstaltung zu machen. "Offenbar steckt eine neue, im politischen Spektrum ganz rechts außen zu verortende Gruppierung hinter dieser geplanten Aktion, die ich persönlich ganz entschieden ablehne."

Als Schirmherr des CSD halte er es für umso wichtiger, klar und deutlich Stellung zu beziehen, so Putz. Das werde auch in der Stadt sichtbar, unter anderem werde das Rathaus mit Regenbogenflaggen versehen.

Zweiter Bürgermeister wirbt für Toleranz

Zwar müsse man Gegendemonstrationen in einer Demokratie aushalten, erklärte Landshuts zweiter Bürgermeister, Thomas Haslinger (CSU) im Gespräch mit BR24. Für das Vorgehen am Samstag habe er jedoch kein Verständnis. "Ich persönlich finde es schade, dass wir uns 2024 in Deutschland darüber unterhalten müssen, welchen Lebensentwurf jemand wählt. Wir leben hier in einem freien demokratischen Land. Dass ein CSD ins Leben gerufen wird und die Teilnahme daran allen möglich ist, ist richtig so, auch wenn es nicht mein persönlicher Lebensentwurf ist."

Junge Rechtsextreme unter Beobachtung

Bereits im August hatte die mittelfränkische Polizei BR-Recherchen zufolge sogenannte Gefährderansprachen bei jungen Aktivisten von "Jung&Stark" durchgeführt. Auch das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz (BayLfV) hat die Gruppe unter Beobachtung. Der Inlandsgeheimdienst beobachtet zudem die Social Media Beziehungen der bundesweiten Gruppe "Jung&Stark" mit "anderen Jugendgruppierungen aus dem rechtsextremistischen Spektrum" wie den Jungen Nationalisten oder auch der Jungen Alternative für Deutschland (JA). Entsprechende Verbindungen gebe es laut BayLfV aber auch zur AfD-Fraktion im Bundestag sowie zur Partei Die Heimat, die bis vor Kurzem noch NPD hieß.

Homophobie - Kernbestandteil des rechten Gedankenguts

"Homophobie ist und war immer ein Kernbestandteil der rechtsextremen Szene", sagt Constantin Wurthmann, Professor für vergleichende Politikwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Ihm zufolge beinhaltet ein völkischer Gedanke genaue Vorgaben über Äußerlichkeiten und Verhalten.

Aufgrund der Veranstaltungen und des Polizeiaufgebots kann es in Landshut zu Verkehrsbehinderungen kommen. Die Deutsche Bahn erklärte auf BR-Anfrage, aktuell stelle man sich auf den Regelbetrieb ein, es könne aber zu kurzfristigen Einschränkungen kommen.

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