Blutkonserven liegen in einer Kiste in einem Kühlraum (Archivbild)
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Robert Michael
Audiobeitrag

Blutkonserven werden ständig gebraucht: Was motiviert zum Spenden?

Audiobeitrag
>

"Danke, Dein Blut wurde eingesetzt": Was motiviert zum Spenden?

"Danke, Dein Blut wurde eingesetzt": Was motiviert zum Spenden?

Jeder könnte einmal fremdes Blut brauchen – deshalb sind Blutkonserven so wichtig. Spender werden gesucht. Doch was motiviert sie? Was BR24-User über Anreize diskutiert haben und wie das BRK und eine Medizin-Ethikerin die Debatte einschätzen.

💬 "Dein Argument" greift Euren Input auf: Kommentare aus der BR24-Community sind Anlass für diesen Beitrag. 💬

"Ich bin mir sicher, wenn das BRK auch eine Aufwandsentschädigung einführen würde, kämen mehr Spender", kommentierte BR24-User "Regiobayern" vor einiger Zeit mit Blick auf den Blutspendedienst vom Bayerischen Roten Kreuz. Auch "Weberknecht" war sicher: "Gebt doch jedem Spender 20 Euro und es werden auch wieder mehr junge Leute kommen." Ziehen solche Geld-Anreize?

Bezahlung für Blut nicht erlaubt - nur Entschädigung

Im Transfusionsgesetz steht: "Die Spendeentnahme soll unentgeltlich erfolgen." Erlaubt ist nur eine Aufwandsentschädigung. In der Gesetzesbegründung von 1998 (externer Link) ist umgerechnet von bis zu 25 Euro die Rede. Hintergrund sind "Sicherheitserwägungen", also die Angst vor Falschangaben im Gesundheitsbogen. Zudem sollen Körperbestandteile keine Handelsobjekte werden.

Laut BRK spenden in Bayern circa fünf Prozent der theoretisch spendenfähigen Bevölkerung Blut. "Wir brauchen jetzt den Generationswechsel", sagt Pressesprecher Patric Nohe.

Sollte sich daher bezüglich Anreizen etwas ändern? BR24-User "Pontanus" schrieb:

Bildrechte: BR
Bildbeitrag

Kommentar von BR24-User "Pontanus"

Aus der Politik kommt Ähnliches: 50 Euro oder mindestens 75 Euro Aufwandsentschädigung (externe Links) wurden Anfang 2024 von CDU/CSU oder AfD vorgeschlagen.

Doch auch andere Länder verzichten meistens auf eine direkte Bezahlung. Häufiger sind freie Tage, manchmal Steuererleichterungen oder Gutscheine der Krankenkassen.

Medizin-Ethikerin: Geste der Wertschätzung positiv

"Grundsätzlich sind Strategien, um die Bereitschaft, Blut zu spenden, zu erhöhen, ethisch vertretbar", sagt Verina Wild, Professorin für Ethik der Medizin an der Universität Augsburg. "Weil schon allein diese Geste der Wertschätzung, der Anerkennung, eigentlich positiv ist." Die Grenze müsse ausdiskutiert werden. Snacks, Getränke oder die Erstattung eines Bustickets seien ohne Frage gerechtfertigt. Auch zwanzig Euro würden in dem Kontext eher nicht als Bezahlung gesehen.

Deutschlands größter privatwirtschaftlicher Blutspendedienst, Haema, zahlt für eine Blutspende eine Entschädigung für Zeit, Kosten für Verkehrsmittel, Parkkosten etc. von 20 Euro. Dafür gebe es kein Buffet nach der Spende.

Warum keine 20 Euro beim BRK?

Bei den Blutspendediensten des Deutschen Roten Kreuz, die rund 75 Prozent der bundesweiten Versorgung abdecken, gibt es für Vollblut keine Aufwandsentschädigung. Aber einen Imbiss, vor allem zur Kreislaufstabilisierung. Wie auch BR24-User weist Sprecher Nohe auf den aus seiner Sicht größten Anreiz hin: Mit einer Blutspende könne das Leben von bis zu drei Menschen gerettet werden. "Ich glaube, dass eine Blutspende aus altruistischen Motiven erfolgen sollte."

Der Blutspendedienst sei auf ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Spendern angewiesen. Man wolle niemandem unterstellen, des Geldes wegen Falschangaben zu machen. Aber man wolle auch niemanden in Versuchung führen. Bluttests können nicht immer alle Viren sofort erkennen. Rechtliche Konsequenzen bei wissentlichen Falschangaben sind möglich.

Da private Dienste oder Unikliniken die gleichen Probleme hätten, zeigt dies laut Nohe, "dass diese monetären Anreize nicht das Allheilmittel sein können". Zudem verweist er auf "Mehrkosten, die die Gesundheitswirtschaft erheblich belasten würden". Wegen zusätzlicher Logistik und Personals würde sich der Preis für Blutpräparate ändern, der in Deutschland derzeit deutlich unter europäischem Niveau liege: Der durchschnittliche Konservenpreis sei bei über 100 Euro.

Über ÖPNV-Vergünstigungen oder ähnliches könne man aber immer sprechen, betont Nohe.

Dankes-SMS kann helfen – wenn die Vernetzung klappt

Angesprochen auf Dankes-Benachrichtigungen, die anderswo positiv auf das Spendenverhalten wirkten (externer Link), zeigt Nohe grundsätzliche Bereitschaft. Doch bei einem Pilotversuch vor Jahren war die Verlässlichkeit zu gering. Durch spontanes Umdisponieren endete das Tracking und im Endeffekt hätte es "mehr enttäuschte Leute" gegeben, die fälschlicherweise dachten, für die Tonne gespendet zu haben.

Transparenz bei Einnahmen und Ausgaben gefordert

BR24-User "Froschhaarpinsel" sprach noch die Transparenz von Einnahmen und Ausgaben als motivierenden Faktor an. Haema sagt jedoch, dies seien unternehmensinterne Daten. Nohe verweist diesbezüglich auf die kostendeckende Arbeitsweise des BRK-Spendendienstes, ohne Gewinnorientierung, ohne finanzielle Unterstützung. Beim Bundesanzeiger sind Jahresabschlussberichte einsehbar.

"Jede Nadel, jeder Beutel, jede medizinische Fachkraft, jedes Auto, jeder Handschuh muss von uns selbst finanziert werden." Viel Geld fließe in Tests und Forschung. Rücklagen seien etwa für Modernisierungen notwendig.

Im Audio (14.06.24): Blut aus dem Labor gegen Blutspende-Mangel

Jemand spendet Blut - zu sehen ist ein Arm mit einem Herz in der Hand(Archivbild)
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Patrick Pleul
Audiobeitrag

Blutspender (Archivbild)

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!