Ein Mann sitzt an einem Laptop in der Dunkelheit. (Symbolbild)
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Der Hintermann hat sich laut Anklage Kreditkartendaten im Darknet beschafft.

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Deutsche Bahn um Tickets betrogen: Hintermann vor Gericht

Deutsche Bahn um Tickets betrogen: Hintermann vor Gericht

Vor dem Amtsgericht Laufen muss sich ein Hintermann eines Computerbetrugs-Netzwerks verantworten. Er soll Bahntickets im Wert von mehr als 100.000 Euro über geklaute Kreditkartendaten erworben haben. Das Betrugsnetzwerk könnte deutlich größer sein.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Die Staatsanwaltschaft Traunstein hat den Hintermann eines Betrüger-Netzwerks nach Deutschland ausliefern lassen. Nun steht der Mann aus Italien vor Gericht und muss sich wegen schweren Computerbetrugs verantworten. Er lebt nicht in der Region, noch nicht mal in Deutschland, doch das ist für die Ermittelnden der Staatsanwaltschaft nebensächlich.

Was zählt, sind seine Verbindungen nach Oberbayern und speziell in den Zuständigkeitsbereich der Staatsanwaltschaft Traunstein/Laufen. Seit seiner Auslieferung sitzt der Angeklagte in Untersuchungshaft, teilt eine Sprecherin des Amtsgerichts mit. Er muss mit einer Freiheitsstrafe von zwei bis vier Jahren rechnen.

Frontmänner verkaufen Tickets, Hintermänner ergaunern Kreditkartendaten

Der Angeklagte war Teil eines Netzwerks, das mit sogenannten "Gebieten" gearbeitet habe, so eine Sprecherin des Amtsgerichts. Schon vor rund zehn Jahren haben die Ermittler der Staatsanwaltschaft einen Frontmann für die Region Rosenheim-Berchtesgadener Land ausfindig gemacht und angeklagt. Er wurde zu zwei Jahren und sechs Monaten Gefängnisstrafe verurteilt.

Als Frontmann verkaufte er illegal erworbene Online-Tickets der Deutschen Bahn zu einem günstigeren Preis an seine Kunden. Diese Tickets erhielt er von sogenannten Hintermännern, etwa vom Angeklagten, der nun vor Gericht steht.

Mehr als 100.000 Euro Schaden durch einen Betrüger

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann aus Italien vor, gehackte oder gephishte Kreditkartendaten im Darknet erworben zu haben und dann mit den Zahlungsdaten Bahntickets im Internet gekauft zu haben. Die Tickets habe er dann unter anderem an Frontmänner in Oberbayern zum Weiterverkauf abgegeben.

Laut Staatsanwaltschat sind dabei in den Jahren 2019 und 2020 mehr als 100.000 Euro Schaden entstanden. Derartige Kreditkartenbetrüge kommen immer wieder vor, die Deutsche Bahn erleidet dadurch Schäden teils in Millionenhöhe.

Phishing-Versuche erkennen

Die betroffenen Kreditkarteninhaber erhalten in den meisten Fällen ihr Geld von der Bank zurück, sofern sie nicht grob fahrlässig mit ihren Daten umgegangen sind. Die Geschädigte in diesem Fall ist deshalb die Deutsche Bahn, die für mehr als 650 Tickets keine Bezahlung erhielt.

Der Fall zeigt erneut, wie wichtig es für Verbraucher ist, sich vor Phishing-Versuchen und Datenhacks zu schützen. Neben der regelmäßigen Prüfung der Kreditkartenabrechnung ist es wichtig, Phishing-Angriffe zu erkennen. Internet-Betrüger geben sich über gefälschte E-Mails, SMS oder Webseiten als andere Personen oder Unternehmen aus, und wollen vom Internetnutzer auf diese Weise persönliche Daten, Passwörter oder Kreditkartendaten abfragen.

Dabei sollte man immer im Hinterkopf haben: Banken fragen nie über diesen Weg nach persönlichen Informationen oder Zahlungsdaten. Mehr Informationen, wie man sich vor Phishing-Angriffen und Internetbetrügern schützt, sind etwa auf der Website der Verbraucherzentrale zu finden.

Betrugsnetzwerk agiert international

Der Hintermann aus Italien sei im Zuge weiterer Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zum internationalen Betrugsnetzwerk bekannt geworden. Ein weiterer Frontmann werde sich bald vor dem Amtsgericht verantworten müssen, so die Sprecherin.

Bereits im Juni 2021 sind bei einer Großrazzia wegen Tausender mit ergaunerten Kreditkartendaten gebuchter Bahntickets fünf Verdächtige verhaftet worden. 350 Polizeibeamte durchsuchten 16 Objekte in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt, wie Bundespolizei und Staatsanwaltschaft Traunstein mitteilten. Unter den Beschuldigten waren Personen, die sich teilweise auch in anderen europäischen Ländern aufhalten sollten.

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