Über die Entstehung der "Hitlermühle" ist bis jetzt nur wenig bekannt. Auch um den Erfinder Fritz Menzer ranken sich viele Geheimnisse. Jetzt verfügt das Deutsche Museum in München über Schriftstücke und Bilder, die Licht ins Dunkel bringen und auch eine Film-Dokumentation möglich gemacht haben.
Chiffriergerät 2017 bei Aying gefunden
Zwei Modelle der "Hitlermühle" befinden sich schon länger in der Museumssammlung. Eines hat 2017 international für Aufsehen gesorgt. Zwei Hobby-Schatzsucher hatten es in einem Waldstück bei Aying im Landkreis München entdeckt und zunächst für eine mechanische Schreibmaschine gehalten.
Tatsächlich handelte es sich um eines jener Chiffriergeräte, mit denen die Nazis im Zweiten Weltkrieg geheime Nachrichten verschlüsselt hatten. Das "Schlüsselgerät 41", so die offizielle Bezeichnung, sollte die berühmte "Enigma" ablösen, die der Wehrmacht nicht mehr sicher genug schien.
Vom Werkzeugmacher zum Kryptologen
Entwickelt wurde das Nachfolgemodell von dem Kryptologen Fritz Menzer, von dem es bisher noch nicht einmal Fotos öffentlich zu sehen gab. Auch wusste man bisher nur sehr wenig darüber, wie es nach dem Krieg weiterging für den Mann, der vom Werkzeugmacher im Erzgebirge zur zentralen Figur in der Chiffrierabteilung der Wehrmacht geworden war.
Für jeden Buchstaben einer Nachricht, die verschlüsselt werden soll, generiert das "Schlüsselgerät 41" eine pseudo-zufällige Zahl, erläuterte Carola Dahlke, Kryptologie-Kuratorin des Deutschen Museums. Im Vergleich zu der bekannten Enigma-Maschine sei Menzers System "in der Berechnung dieser Pseudozufallszahl viel komplizierter und dadurch auch viel schwieriger zu brechen". Erst im vergangenen Jahr sei der Funktionsmechanismus des Gerätes zum ersten Mal öffentlich publiziert worden.
Spionageangebot von Ost und West
Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ sich Fritz Menzer vom sowjetischen Militär scheinbar als Spion anwerben, um der Haft in einem Geheimgefängnis in Dresden endlich zu entkommen. Danach bereitete er die Flucht in den Westen vor. Der US-Geheimdienst flog ihn und seine Familie schließlich von Berlin nach Frankfurt aus und wollte ihn ebenfalls anwerben, was aber scheiterte. Menzer hatte "wohl übertriebene Forderungen gestellt", heißt es beim Deutschen Museum.
Wichtige Dokumente unter Verschluss
Später wurde der Kryptologe Leiter der Lochkartenstelle der Bundesschuldenverwaltung und ein angesehener Beamter, der 1973 sogar mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. Womöglich hat er aber auch weiter mit Geheimdiensten zusammengearbeitet. Viele der Dokumente, die das klären könnten, sind nach wie vor unter Verschluss.
Tochter hielt Menzer für "Funker"
Fritz Menzer habe in der Nachkriegszeit eine bedeutende Rolle in der deutschen und amerikanischen Kryptologie gespielt, sagt der Filmemacher Robert Jahn, der zusammen mit Kuratorin Dahlke eine aufwändige Spurensuche gestartet hat.
Auch für Menzers Nachfahren gab es da viele Überraschungen. Sie habe bis vor kurzem gedacht, dass der Vater "ein Funker" und eben viel auf Reisen gewesen sei, berichtet seine Tochter Gudrun Jackson, die heute nahe London lebt.
Kurzfilme auf der Museums-App
2005 ist Fritz Menzer gestorben. Seine Familie hat zahlreiche Dokumente aus dem Nachlass jetzt dem Deutschen Museum überlassen, darunter auch seine Patenturkunde aus dem Jahr 1932. Die neu entstandenen Kurzfilm-Dokumentationen über sein Leben und die von ihm entwickelten "Hitlermühlen" sind auf der App des Museum zu sehen.
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