Bayern kann mit seiner digitalen Verwaltung punkten. Vielerorts können etwa Autos online zugelassen werden oder Bafög kann online beantragt werden. Wo was und in welchem Umfang möglich ist, das ist von Landkreis zu Landkreis unterschiedlich. Den aktuellen Stand gibt es auf der Seite des Bayerischen Staatsministeriums für Digitales [externer Link]. 43 Prozent dessen, was das Onlinezugangsgesetz vorgibt, sind im Freistaat schon umgesetzt, heißt es im Digitalisierungsindex des Bitkom. Deutlich mehr als im Durchschnitt der Bundesländer.
Bayern unterdurchschnittlich beim Glasfaserausbau und schnellen Internet
Deutlich unter dem Durchschnitt befindet sich Bayern dagegen beim Glasfaserausbau. Der ist zwar in Deutschland insgesamt noch nicht weit gekommen, geht in Bayern laut Bitkom-Index aber noch langsamer voran. Auch bei der Versorgung der Haushalte und Unternehmen mit schnellem Internet, der Gigabitversorgung, hinkt Bayern dem Durchschnitt hinterher. Beim schnellen Internet für Schulen, dem schnellen mobilen Internet 5G und der Ladeinfrastruktur für E-Autos liegt der Freistaat leicht über dem Schnitt. Insgesamt reicht es trotzdem nur für Platz 7 im Bereich digitale Infrastruktur.
Bayern kennen sich digital aus
Der Index des Digitalbranchenverbands Bitkom bewertet neben Infrastruktur und Verwaltung zwei weitere Bereiche: Digitale Wirtschaft und digitale Gesellschaft. Zu letzterer zählt auch, wie sich die Bürger in der Digitalwelt zurechtfinden: 69 Prozent der Bayern geben an, sehr gut oder gut mit digitalen Geräten und Medien umgehen zu können. Drei Viertel sagen, sie könnten sich vor Hackern und Cyberangriffen schützen. 94 Prozent sehen die Digitalisierung sehr positiv oder eher positiv. 42 Prozent fühlen sich dagegen sehr häufig bis eher häufig von digitalen Technologien überfordert. Außerdem bietet Bayern verpflichtenden Informatikunterricht an allen Schulformen ab Sekundarstufe 1 an: Am meisten übrigens an Realschulen, am wenigsten am Gymnasium. Insgesamt kommt das Bundesland in diesem Bereich auf den fünften Platz.
Digitale Wirtschaft: Viel Fachpersonal, weniger Start-ups als in Berlin
Auch im Bereich digitale Wirtschaft liegt Bayern auf Platz fünf, direkt nach Hessen. Hier geht es um die Attraktivität des Standorts Bayern. Bei den Start-up-Gründungen führt Berlin, in Bayern wurden vergangenes Jahr mit 477 zwar etwas mehr gegründet als in der Bundeshauptstadt, dort liegt die Zahl insgesamt aber höher. Positiv für Bayern fällt auch die hohe Zahl von Informatikabschlüssen an bayerischen Hochschulen ins Gewicht und der überdurchschnittlich hohe Anteil an IT-Fachkräften.
Hamburg: Ohne Digitalministerium auf Platz 1
In der Gesamtwertung liegen lediglich zwei Stadtstaaten vor dem Freistaat: Berlin auf dem zweiten Platz und Hamburg auf dem ersten. In Hamburg gibt es zwar kein Digitalministerium wie in Bayern, dafür eine koordinierende Stelle in der Senatskanzlei. Was Hamburg anpacken will, steht in einer ressortübergreifenden Digitalstrategie, in der für die Bereiche digitale Verwaltung, digitale Infrastruktur, digitale Bildung und digitale Wirtschaft messbare Ziele definiert sind. Das scheint recht erfolgreich: Hamburg hat der Bitkom-Untersuchung zufolge bereits 45 Prozent des Onlinezugangsgesetzes umgesetzt und den Glasfaserausbau so stark vorangetrieben wie kein anderes Bundesland (65 Prozent der Haushalte haben Zugang).
Bayern: Beim Flächenlandranking auf Platz 1
Ralf Wintergerst, Präsident des Branchenverbands, gibt zu: "Dass in den dicht besiedelten Stadtstaaten leichter Glasfasernetze ausgebaut oder mit Mobilfunkmasten schneller eine hohe 5G-Abdeckung erzielt werden kann, liegt auf der Hand." Nähme man die Stadtstaaten heraus, dann läge Bayern nicht mehr auf dem Gesamtplatz drei, sondern auf Platz eins. Aber nicht bei der digitalen Infrastruktur. Wintergerst verweist auf Länder wie Schleswig-Holstein oder Niedersachsen. Die zeigten, dass der Ausbau auch in Flächenländern vorangebracht werden könne.
Bayerns Digitalminister verspricht drei Millionen Anschlüsse
Genau das passiere auch in Bayern, sagt Digitalminister Fabian Mehring BR24: "Wir haben uns beim Glasfaserausbau darauf verständigt, dass es über drei Millionen Anschlüsse auf Gigabitniveau geben wird bis zum Ende des nächsten Jahres." Man sei sogar schneller als im Zeitplan vorgesehen. Wir werden das also schaffen, sagt Mehring. "Wir zünden den Turbo für die Digitalisierung."
Zum Video: Bayerns Digitalminister Fabian Mehring im Gespräch
Digitalisierung als "entscheidender Standortvorteil"
Für den Index hat der Bitkom Landesregierungen befragt, 5.600 Bürger aus den Bundesländern zur Lage in ihrem Bundesland interviewt und Untersuchungen ausgewertet. Digitalisierung sei der entscheidende Standortfaktor in den nächsten Jahren, wenn Deutschland international zukunftsfest bleiben wolle, sagt Michael Pfefferle vom Bitkom im Gespräch mit BR24. Bayern habe mit Blick auf den Fachkräftemangel vor allem durch seine knapp acht Prozent Studienabschlüsse mit IT-Bezug einen entscheidenden Standortvorteil, erklärt Pfefferle. Der Glasfaserausbau in Bayern sei bisher aber "einfach nicht spitzenmäßig".
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