Ein grünes Ortsschild mit einem Ortsnamen im Dialekt.
Bildrechte: BR/Christoph Röder
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Im Landkreis Wunsiedel werden im Zuge eines Projektes nun zusätzliche Ortsschilder im örtlichen Dialekt aufgestellt.

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"Dräisda" bis "Wousiegl": Neue Ortschilder fürs Heimatgefühl

"Dräisda" bis "Wousiegl": Neue Ortschilder fürs Heimatgefühl

Wie Dialektsprecher ihren Heimatort nennen, unterscheidet sich in Bayern teils deutlich vom offiziellen Ortsnamen. Im Landkreis Wunsiedel werden im Zuge eines Projektes nun zusätzliche Ortsschilder im örtlichen Dialekt aufgestellt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Die Message ist: "Mir san Dräisda!", sagt der Tröstauer Bürgermeister Rainer Klein (FW) und lacht. Gerade stellen die örtlichen Bauhof-Mitarbeiter einige Meter hinter dem offiziellen, gelben Ortsschild "Tröstau" ein weiteres, signalgrünes Ortsschild auf. Darauf zu lesen ist "Dräisda": So heißt der Ort im örtlichen Dialekt. Größere Abweichungen zur offiziellen Fassung sind dabei in Bayern grundsätzlich nichts Ungewöhnliches – bis hin zu den Großstädten "Minga" oder "Nämberch".

Dialekt-Ortsschilder für alle größeren Orte im Landkreis

Einige der grünen Dialekt-Ortsschilder stehen im Fichtelgebirge bereits, in den nächsten Wochen und Monaten sollen sie Stück für Stück in allen 17 Städten und Gemeinden des Landkreises Wunsiedel zu finden sein: von "Rawatz" (Marktredwitz) bis nach "Schäiwahl" (Schönwald). Sie sind Teil der regionalen Imagekampagne "Freiraum Fichtelgebirge" und wurden vom Bayerischen Heimatministerium gefördert. "Da geht's eben auch darum, dass wir die Identität der Orte der Region in die Bevölkerung tragen – und da ist das Thema Dialekt natürlich ein ganz großes", sagt Landrat Peter Berek (CSU).

"Wousiegl" oder "Wousiedl": Oft unterschiedliche Varianten verbreitet

In einer großen Umfrage wurden die Einwohner zunächst befragt, wie ihr Heimatort in ihrem Heimatdialekt heißt. Das war auch notwendig, denn an vielen Orten folgte dann ein Kopf-an-Kopf-Rennen zweier oder sogar dreier leicht unterschiedlicher Varianten. In der Kreisstadt Wunsiedel zum Beispiel hat "Wousiegl" das Rennen gemacht, "Wousiedl" hatte allerdings ebenfalls viele Anhänger. Auf die Schilder gedruckt wurde dann jeweils die Version mit den meisten Stimmen.

In Tröstau herrschte an sich weitgehende Einigkeit über den Ortsnamen, solange er "Dräisda" gesprochen wurde. In der geschriebenen Variante musste dann aber diskutiert werden, ob der erste Buchstabe ein "D" oder ein "T" sein soll.

Schilder dürfen nicht einfach ohne Weiteres aufgestellt werden

Die Standortsuche für die Schilder sei dann ebenfalls eine etwas größere Herausforderung gewesen, als ursprünglich angenommen, erzählt Matthias Strößenreuther vom Tröstauer Bauhof leicht amüsiert: "In Deutschland gibt's für alles Verordnungen und so ist das natürlich für die Schilder auch." Gut sichtbar sollten die grünen Schilder sein, müssen aber auch einen gewissen Abstand zu den offiziellen, gelben Ortsschildern haben. Außerdem dürfen sie zum Beispiel nicht zu sehr ablenken und keine anderen Schilder verdecken.

Schilder sollen Dialekt und regionale Identität stärken

Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung seien bisher durchweg positiv, sagen alle Beteiligten. Damit hätte das Projekt seinen Zweck bereits erfüllt: Den Dialekt und damit auch das Heimatgefühl sowie die regionale Identität zu stärken, ohne dabei jemanden auszuschließen. Mancher ortsfremde Besucher dürfte sich zwar erst einmal fragen, was genau "Däiaschm" (Thiersheim), "Söll" (Selb) oder "S'Bad" (Bad Alexandersbad) bedeutet – das allerdings ist dabei durchaus im Sinne der Erfinder.

Was die Schilder Kosten und wer sie bezahlt

💬 Unter anderem die BR24-User "Alaska", "Kathi" und "UdoV" haben nach den Kosten und der Finanzierung der Schilder gefragt. Das Team von "Dein Argument" hat ergänzt:

Die Schilder werden als ein Baustein von "Freiraum Fichtelgebirge" aus dem Förderprogramm "Regionale Identität und digitale Heimatprojekte" des bayerischen Heimatministeriums zu 90 Prozent gefördert. Die Produktion eines solchen Schildes (ohne Rahmen) kostet 170 Euro, der Eigenanteil des Landkreises Wunsiedel liegt also bei rund 20 Euro pro Stück. Kosten für das Aufstellen fallen nur indirekt an, weil das vom Bauhof der jeweiligen Gemeinde übernommen wird.

Insgesamt gibt es im Landkreis Wunsiedel nun rund 100 solcher Schilder. Sie verteilen sich auf die Ortsein- und Ausgänge der 17 Städte und Gemeinden im Landkreis. 💬

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