"Es sieht so lecker aus, oh mein Gott.", oder: "Wer das nicht probiert – ihr macht was falsch." Solche Videos gibt es in den sozialen Netzwerken schon seit einem guten Dreivierteljahr. Es sind die Aussagen von Influencerinnen und Influencer, junge Leute mit mehreren Millionen Followern auf TikTok.
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Von der exklusiven Delikatesse zum Tankstellen-Mitbringsel
Im Herbst vergangenen Jahres sind dann Supermärkte und Discounter auf den Trend aufgesprungen. Und auch der Schokoladenhersteller Lindt hat Mitte November eine eigene Dubai-Schokolade lanciert – für rund 15 Euro pro Tafel. Das führte zu langen Schlangen vor Filialen in Hamburg, Berlin oder Stuttgart.
Nun hat das Augsburger Institut für Generationenforschung in seiner Trendstudie ermittelt, dass 60 Prozent der Befragten nicht nochmal Dubai Schokolade kaufen wollen. Markensoziologe Oliver Errichiello erkennt es daran, "dass sozusagen jede Tankstelle inzwischen Dubai-Schokolade anbietet. Ich glaube, man darf sich nicht einbilden, dass bei Hype Logik eine Rolle spielt. Ein Hype ist ja, wenn man sich auch mal das anschaut, was es eigentlich bedeutet, eine hysterische Nachricht. Und das führt dazu, und das ist ein konsumpsychologischer Hintergrund, dass wir erst einmal neugierig sind".
Ein Hauch von Dubai – oder doch "made in Turkey"?
Aber diese Neugierde ebbe auch schnell wieder ab. Negativschlagzeilen tun das Ihrige. So hat jüngst das Landgericht Köln dem Discounter Aldi Süd den Verkauf seiner Dubai-Schokolade in einer einstweiligen Verfügung untersagt. Ein Konkurrent hatte geklagt, Aldis "Dubai Handmade Chocolate" stamme gar nicht aus Dubai.
Johannes Richard, Fachanwalt für gewerblichen Rechtsschutz aus Rostock, hält das Urteil für richtig. "Also in dieser Entscheidung des Landgerichts Köln ging es darum, dass dem Vertreiber untersagt wurde, nicht nur den Begriff Dubai-Schokolade, sondern auch 'the taste of Dubai' oder 'mit einem Hauch von Dubai'" zu verwenden. "Und wenn das nicht aus Dubai kommt, dann gibt es auch keinen Hauch von Dubai."
Irritationen um Farbstoffe und schimmelige Pistazien
Ein weiterer Aufreger: Einige Hersteller haben die Zutaten auf den Packungen nicht vollumfänglich angegeben – schlecht für Allergiker – oder statt der deklarierten Kakaobutter Palmöl verwendet. In anderen Proben fanden Lebensmittelkontrolleure Verunreinigungen, zum Beispiel mit Farbstoffen. Nicht nur das Verbraucherschutzministerium in Baden-Württemberg warnt vor den Schokoladen. Auch in Sachsen sind Lebensmittelüberprüfungen geplant.
Für Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg war ein Schimmelfund in den Pistazienprodukten keine Überraschung. "Das größte Problem in Bezug auf Gesundheit sind natürlich eine mögliche Belastung durch Salmonellen oder im Besonderen durch Mikrotoxine, die von Schimmelpilzen produziert werden und die sehr gefährlich für Menschen sind. Es gibt extra Verordnungen, dass die Importeure die Proben zuerst untersuchen lassen müssen, damit Pistazien überhaupt nach Deutschland oder nach Europa eingeführt werden können." Denn die Schimmelpilze könnten zu Leberschäden führen oder ein höheres Risiko für Krebs ergeben. Das dürfte viele Käufer von Dubai-Schokolade abschrecken.
Todesstoß für einen Trend, der schon beinahe wieder vorbei ist
Markensoziologe Oliver Errichiello aber meint: "Jetzt, wo ohnehin dieser Hype seinen Höhepunkt erreicht hatte, glaube ich, dass das vielleicht nochmal so der letzte Todesstoß ist für eine Neuigkeit, die ohnehin jetzt mehr oder weniger langsam ausläuft". Der Hersteller Lindt hat den Preis mittlerweile um ein Drittel reduziert. Vereinzelt gibt es noch Dubai-Schokoladen in Supermärkten und Discountern zu kaufen.
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