In München-Bogenhausen werden heute die Dragkünstler Drag Queen Vicky Voyage und Drag King Eric BigClit in der Stadtbibliothek verschiedene Kinderbücher vorlesen. Die Veranstaltung hatte im Vorfeld hohe Wellen geschlagen.
Aiwanger kritisiert Lesung: "Fall fürs Jugendamt"
Unter dem Motto "Wir lesen euch die Welt, wie sie euch gefällt" wollen die Dragkünstler altersgerechte Bücher ab vier Jahren aus Bilderbüchern vorlesen. Eines davon ist zum Beispiel von der jungen Trans-Autorin Julana Gleisenberg. Die Befürworter der Veranstaltung bezeichnen diese als Zeichen für Vielfalt und Weltoffenheit. Doch konservative Politiker hatten schon im Vorfeld die Veranstaltung kritisiert. Die Münchner CSU störte sich vor allem an den Namen der Dragkünstler. Hubert Aiwanger von den Freien Wählern sah gar einen Fall fürs Jugendamt.
Münchner Stadtbibliothek will Vielfalt
Die Münchner Stadtbibliothek wies die Kritik zurück. Das breit aufgestellte Programm richte sich an eine vielfältige Stadtgesellschaft, hieß es in einer Stellungnahme. Auch die Landesarbeitsstelle Aktion für Jugendschutz äußerte sich positiv. Zwar seien die Namen missverständlich, doch sei das Kindern egal, so ein Sexualpädagoge.
💡 Was ist eine Dragqueen / Was ist ein Dragking?
Dragqueens sind – meist, nicht immer – Personen, denen bei Geburt das männliche Geschlecht zugewiesen wurde, und die u.a. im Rahmen von künstlerischen Performances Weiblichkeit(-en) darstellen bzw. parodieren. Beim gezielten Einsatz von Geschlechter-Zeichen geht es dabei zum Teil um das Aufzeigen der Konstruiertheit von Geschlecht, aber auch teilweise um den Ausdruck eigener Identitäten. Es gibt Dragqueens und Dragkings, wobei Dragqueens "Frauen" überzeichnet darstellen und Drag Kings "Männer". Quelle: Sauer, Arn (2018): LSBTIQ-Lexikon. Grundständig überarbeitete Lizenzausgabe des Glossars des Netzwerkes Trans*Inter*Sektionalität. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn. / https://100mensch.de/dragqueen-und-dragking/
Proteste von beiden Seiten zu erwarten
Befürworte und Kritiker haben zu Demonstrationen aufgerufen. "Es geht bei dieser Lesung ganz klar darum, Kindern und Jugendlichen zu zeigen, dass queere Menschen völlig selbstverständlich Teil unserer Gesellschaft sind", begründet Micky Wenngatz vom Verein "München ist bunt!". Man wolle ein Ende der mit Sexualisierungen und queerfeindlichen Aussagen befeuerte Hetzkampagne.
Kritik an AfD-Plakat für Demo
Die Linke in Bayern kritisierte ein Plakat der AfD für ihre Demonstration unter dem Motto "Hände weg von unseren Kindern! Genderpropaganda verbieten!". Der Text im Zusammenhang mit dem Bild nehme offen Anleihen an antisemitischen Karikaturen der NS-Zeit und sei als Verwirklichung des Tatbestandes der Volksverhetzung anzusehen, teilte die Partei mit. Die Gesamtschau des Plakates mache böswillig einen Teil der Bevölkerung verächtlich, der sich der politisch motivierten Kunstform des Drags bediene und damit unter anderem gegen die Gesellschaft rebelliere und traditionelle Geschlechterrollen hinterfrage.
Nicht die erste Drag-Lesung
Dass Drag Queens Kindern Bücher vorlesen, ist keine neue Idee. Bereits im vergangenen Jahr gab es in der Münchner Stadtbibliothek laut eigener Aussage eine Drag-Lesung, damals störte sich nach Angaben der Stadtbibliothek jedoch kaum einer daran.
Mit Informationen von dpa
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