Wohnungslose Mütter und ihre Kinder können hier unterkommen: Im Horizont Haus Domagkpark.
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Wohnungslose Mütter und ihre Kinder können hier unterkommen: Im Horizont Haus Domagkpark.

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Drittes Haus für obdachlose Mütter und Kinder in München

Drittes Haus für obdachlose Mütter und Kinder in München

Die Häuser der Horizont Hilfsorganisation von Schauspielerin Jutta Speidel bieten obdachlosen Müttern und Kindern ein Zuhause. Bald beginnen die Bauarbeiten für ein weiteres Schutzhaus in München. Der Bedarf ist groß.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Obdachlosigkeit macht auch vor Müttern und ihren Kindern nicht Halt. Um noch mehr Betroffenen zu helfen, baut die Hilfsorganisation Horizont ein drittes Haus in München. Möglich gemacht hat das eine Frau, die der Stiftung ein über 2.000 Quadratmeter großes Grundstück vererbt hat. Ihr letzter Wille war es, wohnungslosen Müttern und deren Kindern ein Zuhause zu geben.

Eine Überraschung auch für den Verein. "Wir waren platt", erzählt Geschäftsführerin Iris Fellner. Die Münchnerin habe zuvor nie Kontakt aufgenommen. Aus Gründen der Nachhaltigkeit soll das Bestandsgebäude renoviert und neue Elemente sollen dazu gebaut werden. Auf dem Grundstück soll bis Juli 2026 ein Schutzhaus mit etwa 20 Wohnungen für knapp 60 Menschen entstehen. Neben genügend Platz für die nötige Betreuung, ist dort auch ein Gesundheits- und Therapiezentrum für traumatisierte Frauen und ihre Kinder geplant.

Über 3.000 Kinder wohnungslos in München

Zwei Häuser, in denen aktuell 72 Familien leben, betreibt der Verein bereits. Ein Schutzhaus und ein integratives, offenes Haus im Domagkpark für dauerhaftes Wohnen. Der Bedarf ist groß. Derzeit sind in München laut Sozialreferat etwa 11.000 Menschen wohnungslos gemeldet, darunter mehr als 3.300 Kinder und Jugendliche. Horizont wurde 1997 von der Schauspielerin Jutta Speidel gegründet, um Betroffenen zu helfen. Eine von ihnen ist Ruth W.

Heute wohnt sie im Horizont Haus im Münchner Domagkpark. Noch vor sieben Jahren aber lebte sie in einer Pension. Scheidung nach 25 Jahren Ehe, Job weg, zu wenig Geld für die Miete. Es ging schneller als gedacht und Ruth stand ohne Wohnung da. Mittlerweile kann sie über die schwere Zeit damals sprechen, auch wenn sie nicht gerne daran zurückdenkt. Sie habe damals einfach den Kopf in den Sand gesteckt, gesteht sie ganz offen.

Ruth W. lebte in einer Pension

Vielleicht hätte sie die Wohnung retten können, wenn sie zum Wohnungsamt gegangen wäre, aber ihr Stolz sei zu groß gewesen. "Ich dachte, das packst du schon, aber das war nicht der Fall und dann ist der Zug abgefahren", erinnert sich Ruth. Sie habe nie gedacht, dass es sie mal treffen könnte.

Ruth sagt, sie habe damals ihren Kampfgeist verloren. Doch sie musste eine Lösung finden - für ihre Tochter. Die hatte 2018 einen Lungeninfarkt, lag wochenlang im Koma und ist seither Intensivpatientin und wird beamtet. Ruth wollte ihre Tochter zu Hause pflegen, doch dafür brauchte sie eine geeignete Wohnung.

Neue Wohnung für die Pflege der Tochter

Dass sie hier bei Horizont untergekommen sind, ist für Ruth und ihre Tochter ein Glücksgriff. Gemeinsam wohnen sie in einer Erdgeschosswohnung Richtung Innenhof. Dort sind ein großer Spielplatz, Bänke, Hochbeete. Sie kann im Haus auf Minijob-Basis mitarbeiten - im Garten, in der Kita und trotzdem die Pflege übernehmen.

Ruth ist stolz auf ihr eigenes Reich, auf ihre kleine Terrasse, die sie gerne dekoriert. "Eine richtige Wohlfühloase", sagt sie. Als sie eingezogen ist, hatte sie nicht mal mehr einen Löffel. Wenn sie vor ihrer Wohnung steht, wird ihr bewusst, welches Glück sie hatte. Auch wenn sie früher geglaubt habe, dass es sowas wie Glück für sie nicht mehr gibt.

Häusliche Gewalt als großes Problem

Ruths Geschichte ist nur ein Beispiel von vielen. Jede Mutter hier hat ihr eigenes Schicksal. Flucht, zerrüttete Familien. Oft führe häusliche Gewalt dazu, dass Mütter und Kinder wohnungslos werden, bestätigt Geschäftsführerin Iris Fellner.

Viele Mütter, die bei Horizont Unterschlupf finden, sähen gar keine Perspektive mehr, so Fellner weiter. Viele haben schwere Depressionen. Es sei oft ein sehr weiter Weg, den die Frauen gehen müssten, um wieder auf die Beine zu kommen. Im Schutzhaus ist es bereits ein großer Erfolg, wenn die Mütter es morgens schaffen, aufzustehen und dem Kind ein Brot für die Schule zu schmieren. Das sei nicht selbstverständlich, berichtet die Geschäftsführerin.

Unterstützung für traumatisierte Kinder und Mütter

In den Häusern werden die Familien sensibel betreut und unterstützt. Ein großer Fokus liegt auch auf den Kindern. In der Einrichtung im Domagkpark gibt es eine Kita, Werkräume und Hilfe beim Lernen und den Hausaufgaben. Bildungsleiterin Christina Murgulescu und ihr Team betreuen die Kinder. Denn viele, die kommen, haben Probleme mit der deutschen Sprache und wenig Unterstützung in der Familie, weil ihre Mütter das meist nicht leisten können. Sie sollen die gleichen Möglichkeiten haben wie andere Kinder, die nicht unter traumatischen Bedingungen aufwachsen. Viele starten auf der Förderschule, schaffen später aber den Übertritt auf Realschule oder Gymnasium. Die Hilfsorganisation will mit ihrem Angebot den Müttern und Kindern eine Zukunft ermöglichen. Seit der Gründung konnte der Verein bereits mehr als 3.000 Menschen zu einem Neubeginn verhelfen.

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So soll das neue Horizont Haus aussehen. Schauspielerin Jutta Speidel engagiert sich seit 1997 für wohnungslose Mütter und ihre Kinder.

💡 Was ist der Unterschied zwischen Wohnungs- und Obdachlosigkeit?

Wohnungs- und Obdachlosigkeit werden oft gleichgesetzt, allerdings gibt es Unterschiede: Wohnungslosigkeit ist der übergreifende Begriff, Obdachlosigkeit ein Teil davon. Als wohnungslos gelten Menschen, die über keinen mietvertraglich abgesicherten oder eigenen Wohnraum verfügen oder in Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege oder in kommunalen Einrichtungen leben. Bei Menschen, die vorübergehend bei Verwandten oder Bekannten untergekommen sind, spricht man von verdeckter Wohnungslosigkeit. Als obdachlos werden Menschen bezeichnet, die im öffentlichen Raum (zum Beispiel Parks, Kellern, Bahnhöfen) übernachten, oder über die jeweiligen Ländergesetze der Sicherheit und Ordnung vorübergehend untergebracht sind.

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