Ein Hund steht hinter dem Gitter eines Zwinger.
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Die Husky-Hündin Lola wurde über den Zaun des Erlanger Tierheims geworfen.

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Einfach entsorgt: Husky über Tierheim-Zaun geworfen

Vor ein paar Tagen fanden Mitarbeiter einen freilaufenden Hund auf dem Gelände des Erlanger Tierheims. Offenbar wurde er nachts über den Zaun geworfen. Auch andere Tierheime erleben, dass Tiere nicht regulär abgegeben, sondern ausgesetzt werden.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Wenige Tage ist es her, dass den Mitarbeitern des Erlanger Tierheims bei Dienstbeginn plötzlich ein freilaufender Hund entgegenkam. Niemand kannte die junge Husky-Hündin, deshalb war schnell klar, sie musste nachts über den Zaun geworfen worden sein. Ivan Sigurnjak zeigt auf einen kaputten Sichtschutzzaun und das plattgetretene Gras dahinter. "Ich bin fassungslos - immer noch. So ein süßer Hund, wenn man sich ein Tier zulegt, hat man doch eine Verantwortung", sagt sie.

Warum wurde der Hund über den Zaun geworfen?

Dieser Verantwortung wollten oder konnten die ehemaligen Besitzer offensichtlich nicht mehr nachkommen. Die Mitarbeiter des Tierheims haben die etwa zwei Jahre alte Hündin "Lola" getauft. Sie ist ein zutraulicher, gut erzogener Hund. Über ihren Gesundheitszustand oder die Vorgeschichte wissen die Mitarbeiter aber nichts, was es für sie wesentlich schwieriger macht, als wenn ein Tier regulär abgegeben wird. Nach ersten Untersuchungen ist der Hund gesund. Wieso er so "entsorgt" wurde, darüber kann Tierpfleger Tim Schwarz nur spekulieren: "Umzug, Trennung oder die Tierarztkosten, die zuletzt massiv gestiegen sind, wir werden es wohl nie wissen."

Kein Einzelfall - ausgesetzte Tiere auch in Nürnberg

Auch im Nürnberger Tierheim erleben die Mitarbeiter, dass Hunde nachts einfach vor der Tür angebunden oder kleinere Tiere in Transportboxen abgestellt werden. "Inzwischen erleben wir das nicht mehr geballt vor den Ferien, sondern verteilt über das ganze Jahr. Das heißt aber nicht, dass es weniger Tiere sind, insgesamt werden mehr Tiere ausgesetzt", sagt Tierheim-Leiterin Tanja Schnabel.

Aufnahmestopp für manche Hunde

Warum die Menschen ihre Tiere nicht regulär abgeben, kann mehrere Gründe haben: Zum einen schämen sie sich vielleicht, wenn sie ein Tier angeschafft haben und dann feststellen, dass sie es doch nicht halten können.

Seit der Coronazeit, erklärt Tanja Schnabel, werden immer mehr schlecht erzogene oder sogar verhaltensauffällige Hunde gebracht. Weil diese nur schwer weiterzuvermitteln sind und damit eine lange Aufenthaltsdauer im Tierheim haben, kann das Heim nicht mehr jedes Tier annehmen. Sie muss diese dann an andere Tierschutzvereine vermitteln oder auf die Warteliste setzen. Auch das Tierheim Berganza in Bamberg behält sich vor, solche Hunde abzuweisen, sagte eine Sprecherin dem BR.

Kosten für die Abgabe

Zudem kostet es inzwischen in vielen Tierheimen Geld, ein Tier abzugeben. Insbesondere, wenn dieses nicht geimpft oder kastriert ist. In Nürnberg kostet die Abgabe einer ungeimpften Katze 45 Euro, eines Hundes 65 Euro. Das Tierheim in Bayreuth verlangt für die Abgabe einer Katze generell 45 Euro, ist sie nicht geimpft und unkastriert, kostet die Abgabe sogar 150 Euro. Im Erlanger Tierheim wird eine Gebühr von 45 bis zu 200 Euro fällig, je nach Größe des Tieres und ob es ungeimpft und unkastriert ist. Denn die massiv gestiegenen Tierarztkosten treffen auch die Tierheime.

Interessenten für Lola

Auch für die junge Husky-Hündin muss nun das Erlanger Tierheim die Tierarzt- und Impfkosten übernehmen. Wäre der Hund regulär abgegeben worden, hätte man sicherlich eine für alle bessere Lösung finden können, so Büroleiter Ivan Sigurnjak. Immerhin gibt es jetzt schon mehrere Interessenten für Lola. Deshalb sind die Mitarbeiter zuversichtlich, dass die Hündin bald ein neues, tierliebes Zuhause finden wird.

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