Jolli ist eine stattliche Kangal-Hündin, die locker 45 Kilogramm auf die Waage bringt. Tierpflegerin Tina Wessel führt das lebhafte Tier aus dem Zwinger, bürstet das Fell und betont, wer mit Jolli Gassi gehe, der sollte zumindest standfest sein. Seit einem Jahr wohnt die Hündin im Nürnberger Tierheim. Ehrenamtliche, die mit ihr Gassi gehen wollen, sind eine nötige, tägliche Abwechslung. Wer sich mit Hunden dieser Größenordnung ins Freie begibt, muss im Nürnberger Tierheim einen kleinen Kurs durchlaufen, ob er oder sie dafür überhaupt geeignet ist.
Klare Gassi-Geh-Regeln
Markus Forstner ist einer von rund 20 Anwärterinnen und Anwärtern, die ehrenamtlich für das Nürnberger Tierheim Gassi gehen wollen. Die Gruppe hat für den Theorieteil des Gassi-Geh-Kurses im Atrium des Tierheims Platz genommen. Tierheimleiterin Tanja Schnabel erklärt den Tierfreunden, was dabei geht und was nicht. So sollen die Hunde im Freien nicht gefüttert werden, Kontakt zu anderen Hunden gilt es zu vermeiden und auch Stöckchen holen oder mit den Tieren Joggen gehen, sei tabu. Die Termine seien vor allem am Vormittag, dann eben, wenn die Hunde auch raus müssten.
"Der Hund soll nicht hochgeschossen werden, sondern sich draußen ein wenig vom Stress im Tierheim erholen!" Tanja Schnabel, Leitung, Tierheim Nürnberg
Hunde ab 30 Kilogramm
Das Tierheim sucht dieses Mal vor allem Freiwillige, die sich zutrauen, mit einem Hund ab 30 Kilo Gassi zu gehen. Bewerber gebe es genug, so Tanja Schnabel. Nicht alle, so die Erfahrung der Tierheimleiterin, machen nach dem Kurs aber weiter mit. Tanja Schnabel hat vor allem die kleineren, zierlichen jungen Frauen im Blick, die sich im Kurs befinden. Das sei nicht despektierlich gemeint, aber gleich müssten sie sich draußen beweisen. Zeigen, dass sie einen großen Hund wie beispielsweise Jolli auch sicher führen könnten.
Probe aufs Exempel
Markus Forstner traut sich das zu. Zeit habe er genug und er wolle der Gesellschaft auch etwas zurückgeben. In dem Fall im Bereich Tierschutz. Nach dem Theorieteil macht der Veitsbronner den Anfang. Er führt Kangal-Hündin Jolli vor dem Tierheim auf und ab. Tierpflegerin Tina Wessel hat ihn genau im Blick, gibt Tipps, wann die Leine kürzer zu nehmen sei. Markus Forstner bekommt gleich alle Tücken des Gassi-Geh-Alltags zu spüren. Jolli lässt sich von Radfahrern ablenken und will andere Hunde etwas genauer unter die Lupe nehmen. Markus Forstner kann den Hund aber gut halten.
"Der Hund ist echt kräftig, da merkst du sofort, wenn er in eine andere Richtung will als du!" Markus Forstner, Ehrenamtlicher
Letztlich habe sich Markus Forstner aber gut geschlagen, er könne große Hunde mit ein wenig Übung sicher handeln, so die Einschätzung von Tina Wessel. Schon bald dürfe er ehrenamtlich mit Jolli in den Wald. "Wenn wir merken, das passt nicht, müssen wir es den Leuten leider auch so sagen", sagt Tierpflegeirn Tina Wessel.
Erfahrung mit Hunden von Vorteil
Als nächstes ist Kim Glockner dran. Die zierliche Nürnbergerin hat selbst zwei Hunde. Sie kommt zwar im matschigen Laub mal kurz ins Straucheln, führt Jolli aber ansonsten sicher am Waldrand entlang. "Ich fühl mich gut mit Jolli, wir sind wohl beide in der gleichen Gewichtsklasse", sagt Kim Glocker. Nach zwei Stunden Theorie und Praxis darf sich nicht nur Hündin Jolli über ganz viele neue Gassi-Geherinnen und -Geher freuen. Je mehr qualifizierte Freiwillige, desto besser, so Tanja Schnabel. Im Nürnberger Tierheim sind derzeit rund 50 Hunde beheimatet. Bis die wieder ein neues Zuhause gefunden haben, soll es ihnen hier schließlich so gut wie möglich gehen.
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