Bianca Teodorescu hätte sich nicht unbedingt einbürgern lassen müssen. Als Rumänin ist sie EU-Bürgerin und hätte auch ohne deutschen Pass hier leben und arbeiten können. Doch für die 28-Jährige war es wichtig, in Deutschland wählen zu können. Auch für den Syrer Sarhad Hannan bedeutet die bevorstehende Wahl viel.
Wahlrecht: Ein Symbol der Zugehörigkeit
Vor etwas mehr als einem Jahr hat Bianca Teodorescu die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Am 23. Februar wird sie zum ersten Mal bei einer Bundestagswahl abstimmen – und das nicht nur als Wählerin, sondern auch als Wahlhelferin: "Ich wollte unbedingt mitmachen", erzählt Bianca, "weil ich finde, es ist eine echt coole Sache".
Bianca lebt seit fast zehn Jahren in München und arbeitet als Ärztin. Sie sieht das Wahlrecht als Ausdruck ihrer Zugehörigkeit zur deutschen Gesellschaft. "Alles, was hier entschieden wird, hat einen Einfluss auf mein Leben", sagt sie. "Deshalb ist es für mich eine Ehre, wählen zu dürfen."
Für Sarhad Hannan aus Regensburg bedeutet die bevorstehende Wahl ebenfalls viel. Der 33-Jährige ist 2015 vor dem Krieg in Syrien nach Deutschland geflohen. Heute ist er deutscher Staatsbürger. "Wenn ich wählen darf, dann bin ich ein Teil dieser Gesellschaft – und das freut mich", sagt er.
Wahlbeteiligung verschiedener Gruppen wichtig
Rund 1,4 Millionen Menschen in Bayern mit Einwanderungsgeschichte dürfen bei der Bundestagswahl abstimmen. Wie viele von ihnen tatsächlich zur Wahl gehen, lässt sich nicht genau sagen. Politikwissenschaftler Andreas Wüst betont jedoch: "In einer Demokratie ist es wichtig, dass sich die verschiedenen Gruppen politisch beteiligen, damit ihre Interessen und Probleme in Parlamenten repräsentiert werden."
Wichtige Themen: Klimaschutz, Migration und Gesundheit
Die Themen, die Bianca und Sarhad beschäftigen, sind breit gefächert: von Klimaschutz über Gesundheitspolitik bis hin zu Migration. "Ich bin selbst ein Ex-Ausländer", sagt Bianca, "und deshalb ist mir wichtig, dass die Migrationsrechte in Deutschland fair gestaltet werden".
Beide Protagonisten haben zudem eines gemeinsam: Sie kommen aus Ländern, in denen Diktatoren die Macht hatten. Sarhad wuchs in Syrien unter der Herrschaft der Familie Assad auf, Bianca in Rumänien, das bis 1989 von Nicolae Ceaușescu regiert wurde.
Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit
"Meine Eltern hatten damals nicht das Gefühl, dass ihre Stimmen gehört wurden", erzählt Bianca. "Umso wichtiger ist es für mich, dass ich heute in einer Demokratie lebe und mich aktiv beteiligen kann."
Für Bianca und Sarhad ist die bevorstehende Bundestagswahl mehr als ein Gang zur Urne – sie ist ein Symbol dafür, dass sie Teil einer demokratischen Gesellschaft sind, in der ihre Stimmen zählen.
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