Die ehrenamtlichen Helfer des Vereins Heinzelmännchen für OHA e.V. haben ein Herz für Obdachlose. Der Wintereinbruch in Franken und die bitterkalten Temperaturen setzen den Menschen auf der Straße zu. Mike Schlager und Daniel Schreiber machen sich Sorgen und versuchen zu helfen, so gut es geht. Mit einem Bollerwagen ziehen sie durch die Einkaufsstraße. Darin: warme Decken, Isomatten, Schuhe. Spenden, die bei diesen Temperaturen für Menschen auf der Straße überlebenswichtig sind.
Die beiden Helfer treffen auf einen Obdachlosen, er sitzt nur auf einem Pappkarton, hat eine kleine Decke über die Beine gelegt. Sie schenken ihm einen Becher heißen Tee aus und geben ordentlich Zucker dazu, den haben sie separat in einer kleinen gelben Dose dabei.
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Zwei Kältetote in Nürnberg
Den Ehrenamtlichen ist es eine Herzensangelegenheit, für die Menschen auf der Straße da zu sein.
"Wir sind die rettende Hand im Moment. Es sterben ja sowieso viele jetzt im Winter. Wir haben dieses Jahr schon zwei erlebt, und das sind wahrscheinlich nicht die letzten." Mike Schlager vom Verein Heinzelmännchen für OHA e.V.
Mike Schlager und Daniel Schreiber kennen die Plätze in der Nürnberger Altstadt, wo Obdachlose versuchen, die eisige Nacht zu überstehen. Viele verkriechen sich in U-Bahn-Zugängen. Aber auch dort ist es bitterkalt. Nur die Flucht in Alkohol und Drogen hilft ihnen, die Kälte zu verdrängen. Ein verheerender Teufelskreis, der dazu führt, dass immer mehr konsumiert wird, erzählt Mike Schlager.
"Heute Nacht werden es minus zehn bis minus elf Grad. Das Problem ist, je kälter es wird, desto mehr konsumieren die Leute ihre Suchtmittel. Also die, die wir heute Nacht antreffen, die sind nicht mehr in der Lage, sich selber zu versorgen oder zu sagen, ich geh in eine Obdachlosenunterkunft." Zugedröhnt bleiben diese Menschen zurück auf der Straße in Schnee und Eis.
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Menschen suchen verzweifelt nach Wärme
Von weitem ist ein Schlaflager in einer Passage zu sehen. Es wirkt verlassen. Dann rührt sich doch jemand darin. Zwei Männer, leicht weggetreten, liegen unter den Decken. Sie reagieren nur zögerlich. Die Helfer vom Verein Heinzelmännchen gewinnen ihr Vertrauen und können sie überzeugen, einen heißen Cappuccino anzunehmen.
Die Schlafsäcke sind dreckig, es riecht stark nach Urin. Mike Schlager weiß, warum. "Ein Faktor sich zu wärmen ist auch, dass die Leute in ihren Schlafsack pinkeln, also auch das wärmt. Das hat natürlich gesundheitliche und hygienische Folgen, aber hier wird mit allen Mitteln versucht, ein bisschen Wärme zu kriegen."
Passanten können helfen
Gerade in den derzeit bitterkalten Nächten appelliert Mike Schlager an die Nächstenliebe. Er wünscht sich, dass mehr Menschen hinschauen, wie es den Obdachlosen geht. Dass sie mal ein paar warme Socken spenden oder einfach beim nächsten Bäcker einen heißen Kaffee kaufen und ihnen hinstellen. "Ja, das rate ich den Menschen, denn man bekommt dadurch so viel zurück. Da merkt man auch, was das für ein geiles Gefühl ist, einfach mal von sich was dahinzulegen."
Mike Schlager ist überzeugt, dass jeder Bedürftige dafür dankbar ist. Nicht alle von ihnen könnten das zeigen, aber es gebe auch genügend Obdachlose, die sich herzlich bedanken. "Die wünschen dir dann eine gute Zeit, und das ist so ein Glücksgefühl, das muss man einfach erlebt haben. Dafür sind wir eigentlich auf der Welt." Deshalb wollen die ehrenamtlichen Helfer der Heinzelmännchen auch an Heiligabend in Nürnberg unterwegs sein. Dann bringen sie nicht nur heiße Getränke mit, sondern auch Weihnachtsgeschenke.
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