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Die Polizei in Schwaben sucht mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften nach einem verschwundenen Mädchen. Am Samstagnachmittag war die Elfjährige in Holzheim-Eppisburg (Landkreis Dillingen) zu einer Joggingrunde aufgebrochen und nicht zu ihrer Pflegefamilie zurückgekehrt. Wie die Polizei mitteilte, verliefen die noch am Abend eingeleiteten Suchmaßnahmen, zum Beispiel entlang der bekannten Joggingstrecken des Mädchens, erfolglos. Auch am Montagmorgen fehlt laut Polizei jede Spur der 11-Jährigen.
- Zum Artikel: Vermisste Elfjährige - Wer sind die "Zwölf Stämme"?
Suche mit Polizei, Feuerwehr und Rettungshunden
Bei der Suche wird die Polizei inzwischen von knapp 100 Kräften der Feuerwehr und der Rettungshundestaffel unterstützt. Auch ein Hubschrauber ist im Einsatz. "Nach einer Ausreißer-Geschichte sieht das nicht aus", sagte Polizeioberkommissar Markus Trieb. Nach dem Mädchen wird öffentlich gefahndet. Das Mädchen war bei seinem Verschwinden mit einer schwarzen Adidas Laufhose, pink-rosa Nike Schuhen und einem weinroten Sport-Top mit Spaghettiträgern bekleidet.
Die Polizei hält es für möglich, dass die leiblichen Eltern des Mädchens in Zusammenhang mit dem Verschwinden stehen. Aber auch ein Unfall oder eine Straftat würden nicht ausgeschlossen. Die Kriminalpolizei ermittelt. Hinweise jeglicher Art nimmt die Polizeiinspektion Dillingen unter Tel. 09071/560 entgegen.
Leibliche Eltern gehören Sekte an
Die leiblichen Eltern gehören nach BR-Informationen der Sekte "Zwölf Stämme" an. Das Mädchen ist seit acht Jahren bei der Pflegefamilie untergebracht. Seine Eltern hatten es laut dem Pflegevater zuletzt Ende September besucht, am 3. Oktober hatten sie nochmal telefoniert. Er hält es für wahrscheinlich, dass die leiblichen Eltern die Elfjährige beim Joggen abgepasst und mitgenommen haben. Die Eltern leben mit den zwei Geschwistern des Mädchens bei der Gemeinschaft der "Zwölf Stämme" in Tschechien.
Umstrittene Glaubensgemeinschaft "Zwölf Stämme"
Nach einer Razzia im Jahr 2013 bei der damals in Klosterzimmern im Landkreis Donau-Ries lebenden Gemeinschaft der "Zwölf Stämme" war den Eltern der rund 40 minderjährigen Kinder das Sorgerecht entzogen worden, unter anderem weil Schläge zu den Erziehungsmethoden gehören.
In der Sekte wurde der Nachwuchs zuhause unterrichtet, dabei wurden die Kinder regelmäßig mit der Rute gezüchtigt. Mehrere Sektenmitglieder mussten sich vor Gerichten verantworten, eine Lehrerin der Einrichtung erhielt sogar eine Gefängnisstrafe ohne Bewährung. Die Frau hatte gar nicht die notwendige Qualifikation, um überhaupt als Lehrerin zu arbeiten.
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hatte 2018 entschieden, dass er keine Menschenrechtsverletzung im Fall des Sorgerechtsentzugs bei der Sekte sieht. Vier Familien hatten in Straßburg geklagt. Die Glaubensgemeinschaft ist indes weiter aktiv: Nach und nach zogen die Mitglieder der Sekte von Klosterzimmern nach Skalna in Tschechien.
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