Ausreichend Geschäfte und ein funktionierender Nahverkehr: Die sogenannte Daseinsvorsorge muss deutlich gestärkt werden, damit der ländliche Raum gegenüber den Ballungsgebieten langfristig bestehen kann. Zu diesem Ergebnis kommen die gemeinnützige Genossenschaft Klimakom und die Universität Bayreuth in einem Gutachten im Auftrag der Landtags-SPD. Der demographische Wandel, der Fachkräftemangel und schlechte Verkehrsanbindungen drohen ländliche Gebiete weiter abzuhängen.
Für den Bayreuther Professor für Stadt- und Regionalentwicklung, Manfred Miosga, muss allerdings genau unterschieden werden: "Wir haben noch ein Zentrum-Peripherie-Problem, aber Stadt-Land-Problem in der Einfachheit nicht mehr."
Windkraft und Sonnenenergie bieten Potential
Es gebe auch in der Peripherie Gegenden, die sich durchaus positiv entwickelten. Miosga spricht von einer spannenden Entwicklungsdynamik, die dort stattfinde und auch Bevölkerungsgewinne zur Folge habe. Die Energiewende, mit Photovoltaik und Windenergie, könne solche Entwicklungen noch verstärken, glaubt Miosga: "Wenn die Wertschöpfung dort bleibt, Technologieentwicklung dort stattfindet, haben wir auf einmal eine ganz andere Ausgangslage zu den Städten, die dann auf diese Energie angewiesen sind." Konkret kommt das Gutachten zu dem Ergebnis, dass Photovoltaik und Windenergie wirtschaftlich und technologisch viel Potential für den ländlichen Raum bieten.
Bürger und Kommunen mitnehmen
Um die Akzeptanz der neuen Energien auf dem Land zu erhöhen, müssten allerdings die kommunalen Energieerzeuger eingebunden werden. Am besten sollten auch gleich die Bürger an den Investitionen und Gewinnen beteiligt werden. Eine größere Rolle könnten laut Miosga dann auch die regionalen Planungsverbände spielen.
Diese wurden gerade erst vom Bund beauftragt, Flächen für Windenergie bereitzustellen. Sie wären auch ein Bindeglied zwischen den Kommunen und dem Freistaat, beispielsweise beim Ausbau der Infrastruktur, insbesondere des ÖPNV.
Corona-Pandemie hatte auch positive Auswirkungen
Laut Professor Miosga sind insbesondere ländliche Räume mit einer brauchbaren Infrastruktur gut durch die Corona-Zeit gekommen. Wer zu Hause arbeiten konnte und ausreichend Platz hatte, profitierte von dünn besiedelten Gegenden und entsprechenden Naherholungsmöglichkeiten.
Tatsächlich drängten während der Pandemie mehr Menschen hinaus ins Grüne: Deshalb habe es auch eine gesteigerte Nachfrage nach Wohnraum in ländlichen Gebieten gegeben, so Miosga. Die Qualitäten des Wohnens und des Arbeitens im ländlichen Raum seien da durchaus wahrgenommen worden. Diese positive Entwicklung gilt es laut Miosga zu erhalten - etwa mit Verbesserungen in der Infrastruktur.
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