Christian Döllinger aus Baiern im Landkreis Regensburg sitzt an seinem Esstisch. Gleich wird sich der 80-Jährige auf den Weg in die 20 Kilometer entfernte Klinik in Donaustauf machen. Dass dem Krankenhaus die Schließung droht, macht ihm Sorgen. In der Lungenfachklinik wird er schon seit seiner Diagnose 2017 behandelt: Lungenfibrose. Eine unheilbare Krankheit, bei der sich Bindegewebe in der Lunge bildet und dadurch immer weniger Sauerstoff ins Blut kommt. Die Lebenserwartung nach der Diagnose beträgt oft nur wenige Jahre.
Schwer kranker Patient: "Bin auf die Klinik angewiesen"
Seit 2022 gilt Christian Döllinger als austherapiert. "Ich bin auf die Klinik angewiesen. Wenn bei mir was ist, muss ich innerhalb ein oder zwei Stunden in der Klinik sein. Das ist für mich lebensnotwendig." Es gebe zwar zwei Ausweichkliniken in Regensburg, die hätten aber nicht die spezielle Ausrüstung, die es in Donaustauf gebe, so Döllinger.
Schließung droht, falls Übernahme scheitert
Der bisherige Träger, die Deutsche Rentenversicherung (DRV) Bayern Süd, will das Krankenhaus aufgeben. Letzte Rettung für die Klinik wäre eine Übernahme durch die Caritas Regensburg. Die verlangt von der Rentenversicherung allerdings - quasi als Mitgift - einen zweistelligen Millionenbetrag, da das Krankenhaus seit Jahren Minus macht und viel investiert werden müsste. Die Caritas betrachte den Erhalt des Standorts Donaustauf als wichtigen Beitrag in der medizinischen Versorgung der Menschen in der Region, heißt es vom Verband. Sollte allerdings die Übernahme scheitern, würde die Klinik wohl geschlossen. Am heutigen Dienstag will der DRV-Vorstand dazu eine Entscheidung treffen.
Ohne zusätzlichen Sauerstoff geht es nicht aus dem Haus
In der Klinik Donaustauf werden die Symptome von Fibrose-Patienten Christian Döllinger gelindert. Er leidet an schwerer Atemnot, ist auf zusätzlichen Sauerstoff angewiesen, der durch Schläuche über eine sogenannte Sauerstoffbrille durch seine Nase zugeführt wird. Deswegen muss der 80-Jährige auch vor der Fahrt noch seine mobilen Sauerstoffgeräte befüllen – drei hat er zuhause stehen, zwei davon nimmt er mit.
Es zischt und dampft, als er die Flasche auf den großen Container im Wohnzimmer drückt. Minus 183 Grad kalter, flüssiger Sauerstoff strömt in den Behälter. Für Christian Döllinger sind die mobilen Geräte die einzige Möglichkeit, sich aus dem Haus zu bewegen. "Ich kann maximal zur Mülltonne gehen, etwa 50 Meter, oder 100 Meter zum Briefkasten. Aber dann muss ich beim Briefkasten schon fünf Minuten stehen bleiben, damit ich den Sauerstoff wieder auftanke. Wenn ich das nicht mache, dann stehe ich am Müllhäusl und bin fertig", erzählt der 80-Jährige.
Breiter Protest gegen Schließung der Klinik
Indes hat sich gegen eine Schließung des Krankenhauses in Donaustauf breiter Protest formiert. Am vergangenen Samstag beteiligten sich rund 500 Unterstützer an einem Schweigemarsch. Nur wenige Tage zuvor trafen sich Dutzende Angestellte und Patienten des Klinikums in Regensburg zu einer Demonstration. Außerdem wurden zwei Online-Petitionen von Klinik-Mitarbeitern und Patienten innerhalb von wenigen Tagen rund 20.000 Mal unterzeichnet.
Unterstützung von vielen Seiten
Dieser Zuspruch aus der Bevölkerung rührt die Beschäftigten des Klinikums, sagt Dr. Maximilian Malfertheiner, der Medizinische Direktor der Lungenfachklinik: "Das ist eine wahnsinnige Unterstützung von allen Seiten. Das ist schon sehr emotional und bedeutet mir wirklich viel." Zwar könnten Patienten in anderen Kliniken mit Lungenfachbereich behandelt werden. Sollten die Fälle aber, wie im Fall von Christian Döllinger, eine speziellere Behandlung benötigen, dann würden die Patienten an die Klinik Donaustauf verwiesen. Sie sei ein Knotenpunkt in einem wichtigen Fachbereich, so Malfertheiner.
Schließung würde schwer kranke Patienten hart treffen
Daher stehe die Klinik einer Übernahme durch die Caritas positiv gegenüber. "Uns ist wichtig, dass wir weitermachen können. Mit der Caritas sind wir froh, dass ein Träger da ist, der uns eine Perspektive bietet und uns weiter erlaubt, medizinische Versorgung anbieten zu können." Diese Versorgung zu verlieren, würde schwerkranke Patienten wie Christian Döllinger besonders hart treffen. "Es wäre sehr schlecht, wenn ich nicht mehr herkommen könnte. Das ist seit fünf Jahren ein Teil meines Lebens."
💡 Die Klinik in Donaustauf
Am Krankenhaus in Donaustauf arbeiten knapp 280 Beschäftigte. Pro Jahr werden hier nach Angaben der DRV Bayern Süd etwa 3.100 Patienten stationär behandelt. Dazu kommen rund 5.300 ambulante Patientenbesuche.
Während der Corona-Pandemie hat sich die auf die Behandlung von Menschen mit Lungenkrankheiten spezialisierte Klinik bundesweit einen besonders guten Ruf erarbeitet.
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