Die neue Genossenschafts-Sauna in Freyung von innen.
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Erfolgsmodell Genossenschaft? Freyungs Weg zur Sauna-Landschaft

Erfolgsmodell Genossenschaft? Freyungs Weg zur Sauna-Landschaft

Ortskern-Sterben auf dem Land? Nicht in Freyung. Hier trauen sich Bürger, in ihre Stadt zu investieren. Sie haben eine Genossenschaft gegründet und darüber eine Sauna-Landschaft gebaut. Das nächste genossenschaftliche Projekt ist schon in Planung.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Rund 60 Frauen und Männer stehen im niederbayerischen Freyung vor der neuen Sauna-Landschaft Schlange. Sie sind aber nicht zum Wellnessen hier. Die Genossinnen und Genossen dürfen heute als Erste sehen, was mit ihrem Geld gemacht wurde, wie das Freibad-Umkleidehaus aus den 60er-Jahren zur Sauna-Oase "Sofy" umgebaut wurde. Vorstandsvorsitzender Peter Sammer führt die Gruppe durch die drei Saunen, er zeigt das Dampfbad und den Ruheraum. Die Stimmung ist wie auf einer Geburtstagsfeier, die Genossen klatschen und stoßen mit Sekt an.

Investment in die eigene Stadt

Zweieinhalb Jahre hat Peter Sammer Menschen angesprochen und für die Genossenschaft geworben. "Ich habe die Gespräche nicht gezählt. Ich habe nur daraus gelernt: Man darf nie aufgeben." Seine Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt. Im Moment beteiligen sich 119 Genossen mit 321 Anteilen. Ein Anteil entspricht 1.000 Euro. Das bedeutet: Die Sauna konnte mit einem Kapital von 321.000 Euro gebaut werden.

Die große Herausforderung für Sammer? "Die Leute von der Idee zu überzeugen, dass wir etwas für die Region machen. Denn die Genossen haben keine geldwerten Vorteile. Die einzige Genugtuung ist die, dass man sagt: Ich tue etwas für meine Region." Er und sein Vorstands-Kollege Fritz Zellner leben diese Idee. Wie viele Stunden an ehrenamtlicher Arbeit die beiden in dieses Projekt gesteckt haben, dürfte sich nicht mehr zählen lassen.

Geld aus der Region für die Region

Die Frauen und Männer, die die Sauna heute zum ersten Mal sehen, sind begeistert. Angst, dass das Projekt scheitern könnte, zeigt hier niemand. "Das Geld ist gut investiert", sagt Katharina Brunnbauer aus Perlesreut. Sie und ihr Mann haben 2.000 Euro investiert. "Dafür müssen wir dann aber auch nicht mehr zum Saunen nach Deggendorf, Passau oder Zwiesel fahren", sagt sie. Ludwig König aus Freyung ist mit 1.000 Euro dabei. "Vielleicht kaufe ich auch noch einen zweiten Anteil, aber jetzt freue ich mich erstmal auf den ersten Aufguss", sagt er. Was König besonders gefällt: "Es ist nicht wie bei einem Aktiendepot, man sieht, was man für sein Geld bekommt. Und ich mag das Konzept: Geld aus der Region, Firmen aus der Region. Und die machen jetzt etwas für die Region."

Genossenschaftliche Projekte: Das nächste ist schon am Start

Es ist nicht das erste Mal, dass in Freyung auf das Modell Genossenschaft gesetzt wird. Im Jahr 2014 retteten Bürger die Brauerei im Ort über eine Genossenschaft. Und das nächste genossenschaftliche Projekt steht in den Startlöchern: Ein leerstehendes Wirtshaus am Stadtplatz soll zur Genussmanufaktur werden. Rund 70 Bürger haben laut Bürgermeister Olaf Heinrich (CSU) schon Interesse gezeigt. "In Zeiten, wo die Kommunen immer weniger Geld haben, hat dieses Modell wirklich Zukunft. Und ich bin überzeugt davon, dass es viele Menschen gibt, die Lust daran haben, zu gestalten. Das geht in der Genossenschaft hervorragend", sagt Heinrich.

Stadt Freyung unterstützt Genossenschaft

Die Stadt Freyung unterstützt die Genossenschaft, wo sie kann: Sie selbst ist mit 70 Anteilen dabei. Und sie baut unmittelbar vor der Sauna ein Naturbad, das im Sommer öffnen soll. Kasse und Bistro laufen über die Sauna, öffentliches Angebot und privates Engagement sollen Hand in Hand gehen.

Und was ist, wenn es schiefgeht und die Genossen ihr Geld in den Sand gesetzt haben? Peter Sammer winkt bei dieser Frage ab. "Das funktioniert", sagt er und betont, dass das nicht nur seine feste Überzeugung sei, sondern auch das Ergebnis eines externen Gutachtens. "Das haben wir machen lassen, damit später keiner sagen kann, wir hätten da ins Blaue geplant."

Kommende Woche soll die Sauna-Landschaft aufgesperrt werden. Die Pläne gehen aber schon weiter: Steigen weitere Genossen ein, wird angebaut. Ein Sole-Außenpool mit Terrasse und eine Panorama-Sauna sind schon in der Planung.

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Die Genossenschafts-Sauna in Freyung von außen.

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