Im menschenleeren Klassenzimmer stehen die Stühle auf den Tischen.
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Wegen des akuten Lehrermangels müssen Klassen teilweise nach Hause geschickt werden, warnt der BLLV.

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Lehrermangel in Bayern: Schüler bekommen Folgen zu spüren

Lehrermangel in Bayern: Schüler bekommen Folgen zu spüren

Eine Grundschule, zwei Tage vor Beginn der Osterferien. Die Lehrerin musste ihrer Klasse sagen, dass sie nach den Ferien wohl keine Lehrkraft haben werden. Sie ist schwanger. Mittlerweile sei zwar Ersatz gefunden. Doch der Lehrermangel bleibt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

[Transparenzhinweis: Wir haben den Artikel aktualisiert. Zuvor hieß es, dass eine Klasse der Grundschule Aßling im Landkreis Ebersberg nach den Osterferien voraussichtlich keine Lehrkraft haben wird. Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus teilte mittlerweile mit, dass auch der Klasse 1b am 18. April eine Lehrkraft zur Verfügung stehen werde. Darüber habe das Staatliche Schulamt Ebersberg am Donnerstag die Schulleitung informiert.]

Kurz vor den Osterferien hatten einige Schülerinnen und Schüler der Grund- und Mittelschule Aßling im Landkreis Ebersberg ein mulmiges Gefühl. Denn zunächst war unklar, wie es direkt nach den Ferien in gut zwei Wochen mit der Klasse weitergeht. Die Klassenleitung geht in Mutterschutz. Und nun? Das bayerische Kultusministerium sprach nach BR-Anfrage zunächst von einem Einzelfall. Am Freitag teilte das Ministerium dann dem BR mit: "Nach den Osterferien wird am 18. April 2023 auch der Klasse 1b der Grundschule Aßling eine Lehrkraft zur Verfügung stehen. Darüber hat das Staatliche Schulamt Ebersberg am gestrigen Donnerstag die Schulleitung informiert."

Im Gespräch mit Müttern hatte der Rektor der Schule, Michael Pollak, jedoch am Freitag noch nichts dazu gesagt. Auch im Interview mit dem "Münchner Merkur" sagte er, eine Vertretungslehrkraft für die 1b hätte die Ebersberger Behörde bis Freitag nicht auftreiben können.

Fleischmann: "Es treten jetzt sehr viele dieser Einzelfälle auf"

Simone Fleischmann ist seit 2015 Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands. Dass das Kultusministerium zunächst diesbezüglich von Einzelfällen spricht, konnte sie im BR-Interview nicht nachvollziehen. Aktuell würden "sehr viele dieser Einzelfälle" an bayerischen Schulen auftreten. "Wir haben halt einfach zu wenige Lehrerinnen und Lehrer, jetzt gerade im Grundschulbereich." Einen Mangel an Lehrkräften gebe es derzeit aber auch an Mittelschulen und Förderschulen.

Früher habe das zuständige Schulamt, etwa wenn eine Lehrkraft erkrankt war, eine sogenannte Mobile Reserve geschickt, also eine Springer-Lehrerin. "Geschickt wird dann aber keiner, weil in diesem Pool keiner mehr sitzt. Und was mach ich dann?"

Mögliche Folge: Klassen werden zusammengelegt

Eine mögliche Folge wäre, dass eine Lehrerin "hin- und herhüpft" zwischen zwei Klassen, erklärt Simone Fleischmann. Oder eine Schulklasse würde auf zwei bestehende Klassen aufgeteilt. Was sehr viel mehr Schüler pro Lehrkraft bedeutet. Die dritte Möglichkeit wäre, die Schulklasse wieder nach Hause zu schicken - für digitalen Unterricht.

Es gebe Eltern, die mehrere Jobs haben, um sich finanziell über Wasser zu halten. Und diese Eltern bekämen die Sorgen und Probleme der Kinder oft gar nicht mit. Viele Kinder bräuchten Förderunterricht oder Unterstützung in Kleingruppen. "Und nicht 36 Kinder in einer Klasse, weil wir gerade mal wieder die 1 c aufgeteilt haben." Ein Viertel der Kinder in Bayern würden aktuell "nicht einmal die Mindeststandards in Rechnen und Schreiben" beherrschen, warnt Simone Fleischmann.

Kultusministerium sieht Lage entspannter

Dass immer wieder einmal Stunden ausfallen würden, sei insbesondere in Zeiten von Krankheitswellen ganz normal, so ein Sprecher des Kultusministeriums. Das dramatische Bild, das Lehrerverbände zeichnen, könne er nicht bestätigen.

Auf den drohenden Lehrermangel habe der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband schon seit Jahren hingewiesen, so Fleischmann. Passiert sei von Seiten der Politik nichts. Auch in Bayern stünden immer häufiger Quereinsteiger vor der Klasse, die nicht auf Lehramt studiert hätten. "In Berlin haben wir da ein schauriges Vorbild", so Fleischmann im BR-Interview. Dort gebe es Grundschulen, an denen bereits über die Hälfte des Personals "keine Lehrer" mehr seien.

Bericht: Noch 20 Jahre Lehrermangel

Ein Bericht der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) prognostiziert für die nächsten zwei Jahrzehnte einen akuten Lehrermangel, da mehr Lehrkräfte in Rente gehen, als neue Lehramtsstudierende nachkommen.

Der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband fordert deshalb eine sofortige Entlastung der arbeitenden Lehrkräfte. Mittel- und langfristig müsse der Beruf wieder attraktiver werden. Dazu zähle auch eine gleichwertige Besoldung aller Lehrer. Außerdem müsse die Lehrerausbildung verändert werden.

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