Am Sonntag hat die Gemeinde der Gustaf-Adolf-Gedächtniskirche im Nürnberger Stadtteil Lichtenhof ihre Aktion "Vesperkirche Nürnberg" gestartet. Zum zweiten Mal findet diese nun unter Corona-Bedingungen statt. Das heißt: Statt Zusammensitzen im warmen Kirchenraum, gibt es die Vesperkirche wieder nur im "To Go"-Format, das Essen also nur zum Mitnehmen.
Hütten vor der Kirche statt Essen vorm Altar
Vor der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche in der Nürnberger Südstadt stehen drei Holzbuden: An einer gibt es Informationen rund um Hilfsangebote, an der zweiten kann man sein Essen zahlen, an der dritten geben Helfer warme Mittagessen aus. Einzige Bedingung: Die Abholer zahlen einen Euro für die Mahlzeit, zwei Euro Pfand werden für die Behältnisse verlangt. Ziel der Vesperkirche ist es, alle willkommen zu heißen.
Arm und reich bei Vesperkirche an einem Tisch
Die Gustav-Adolf-Gemeinde richtet die Vesperkirche seit 2016 aus. Dabei geht es darum, den Kirchenraum zu öffnen, für alle, die in der Umgebung wohnen. Ob arm oder reich, jung oder alt, gläubig oder nicht, beim Mittagessen trafen bei der Vesperkirche in vor Corona-Zeiten unterschiedlichste Menschen aufeinander und unterhielten sich, nachmittags auch bei Kaffee und Kuchen. Doch größere Treffen im Innenraum sind derzeit kompliziert und mit Kontrollen und Einschränkungen verbunden. Deshalb hat die Gemeinde beschlossen, die Vesperkirche zwar stattfinden zu lassen, allerdings draußen.
"Geist der Vesperkirche: Gemeinschaft erleben“
Mit einem Gottesdienst hat die evangelische Gemeinde die Vesperkirche offiziell gestartet. Die Losung für die Aktion lautet in diesem Jahr: “Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen" (Johannes 6,37). Zum Start der Aktion kam auch die Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern in die Kirche in der Nürnberger Südstadt. Im Gottesdienst lobte sie den Geist der Vesperkirche. “Sie bietet für alle Menschen einen Begegnungsort“, so die Regionalbischöfin. Gemeinschaft sei hier auch in Zeiten von Corona möglich: “Es gibt eine kleine Möglichkeit, hier miteinander zusammen zu sein“. Man solle gerade jetzt auf die positiven Seiten schauen.
"Besser als nichts": Begegnungen finden trotzdem statt
Der 65-jährige wohnungslose Gerhard Arzmeier ist froh, dass die Helfer trotz Pandemie ein Angebot für die Menschen in der Südstadt auf die Beine gestellt haben. Im Kirchenraum sei es in den früheren Jahren sehr schön gewesen. Doch auch jetzt ist er dankbar: "Hier sind wir froh, dass wir Essen kriegen. Besser als gar nix“, sagt Arzmeier. Und winkt anschließend einer Bekannten zu. Auch Rentnerin Rosmarie Voit holt sich ein Mittagessen ab, das sie bei einer Bekannten essen wird. Sie findet, dass es auch in diesem Jahr Begegnungen und Gespräche gibt. "Man sieht immer wieder Leute, die man aus den letzten Jahren kennt“, sagt die Rentnerin.
Seelsorge und Impfen statt Rechtsberatung und Friseurbesuch
Am ersten Tag gibt die Vesperkirche etwa 300 Essen aus. Die Zahl wird sich in den kommenden fünf Wochen bis zum 20. Februar noch steigern, sagt Pfarrer Matthias Halbig. Während bei der letzten Vesperkirche vor der Pandemie noch Rechtsberatungen, Friseurbesuche und gemeinsames Singen im Kirchenraum möglich waren, geht das in diesem Jahr nicht. Dafür bieten Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Dekanat Seelsorge-Gespräche an. Außerdem wird im Gemeindesaal von Montag bis Samstag geimpft. Die Anmeldung erfolgt über das Portal impfzentren.bayern.de. “Es ist aber gedacht, dass wenn Kapazitäten frei sind, auch ohne Anmeldung die Impfmöglichkeit besteht“, so Pfarrer Halbig. Dieses Angebot soll es vorerst für zwei Wochen geben. Sollte der Bedarf größer sein, wird das Impfen im Gemeindesaal auch verlängert.
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