Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser wird heute 65
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Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser aus Arnbruck wird 65

Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser aus Arnbruck wird 65

Er war einer der bekanntesten deutschen Manager und stammt aus dem Bayerischen Wald: Joe Kaeser, geboren am 23. Juni 1957 als Josef Käser in Arnbruck, wird heute 65. Den Siemens-Chefposten hat er 2021 abgegeben. Aber völlig im Ruhestand ist er nicht.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Als Joe Kaeser 2013 vom Finanzvorstand bei Siemens in den Chefsessel als Vorstandsvorsitzender aufgestiegen war, gab es in dem Großkonzern mit damals weltweit über 300.000 Mitarbeitern einige Krisenbaustellen. Kaeser, ein Siemens-Eigengewächs seit 1980, räumte auf. Vor allem aber gilt er bis heute als der große Konzern-Umbauer.

Der studierte Betriebswirt spaltete Siemens in verschiedene eigenständige Unternehmen auf, unter anderem in "Siemens Energy" und "Siemens Healthineers", verkaufte auch Teile des Konzerns. Der Abbau von Stellen brachte ihm Kritik ein. Aber Siemens kam wieder in die Gewinnzone, stand am Ende seiner Vorstandszeit wieder stabil da.

Der Fall Ruhstorf

Als Konzernsanierer griff Kaeser auch in seiner niederbayerischen Heimat durch: 2016 verkündete er das schrittweise Ende für das Siemens-Werk in Ruhstorf im Landkreis Passau mit seinen damals noch gut 1.500 Mitarbeitern. Heute arbeiten in Ruhstorf nur noch 300 Menschen für Siemens, im kommenden Jahr wird die Fertigung dort endgültig stillgelegt. Der Konzern hat das Betriebsgelände in einen „Technopark“ umgewidmet und vermietet das Gelände jetzt an andere Firmen und Einrichtungen.

Ein Arbeiterkind wird Weltbürger

Josef Käser stammt aus relativ einfachen ländlichen Verhältnissen. Die Mutter war Hausfrau, der Vater Arbeiter, Josef das einzige Kind der Familie. Auf den Realschulabschluss in Bad Kötzting setzte er die Fachhochschulreife drauf, studierte – finanziell unterstützt mit Bafög und zügig - Betriebswirtschaft in Regensburg.

Gleich nach dem Studium fing Käser bei Siemens an. Er ging später für den Konzern ins Ausland. Prägend war dabei sein Amerika-Aufenthalt, aus dem er als "Joe Kaeser" zurückkehrte, also internationaler und ohne den lästigen Umlaut, der den Amerikanern solche Mühe macht. Trotzdem behielt er auch als Joe Kaeser immer die Bodenhaftung:

"Diese Bodenständigkeit gibt ein Gefühl für das Machbare in Unternehmen und das ist eine ganz wichtige Frage, dass man immer unterscheidet zwischen dem Wünschenswerten und dem Machbaren. Denn das ist nicht immer das Gleiche. Dieses Gefühl kriegt man aus einer gewissen Bodenständigkeit heraus viel besser, als wenn man gleich ganz oben einsteigt und glaubt, der Wohlstand ist das Normale und der Rest der Menschheit muss einfach nur dienen. Denn das ist falsch. Es ist umgekehrt." (Joe Kaeser im BR-Interview, 2010)

Stolzer "Grandpa"

Geheiratet hat Joe Kaeser schon mit 23 Jahren seine Jugendliebe Rosemarie, die er "auf einem Schützenball" im Nachbardorf Steinbühl kennengelernt hatte. Sie studierte später ebenfalls in Regensburg, aber Informatik.

Das Paar bekam zwei Töchter, baute sich nach dem Amerika-Aufenthalt ein Haus in Joe Kaesers Heimatort Arnbruck. Inzwischen gibt es zwei Enkelkinder und Joe Kaeser bezeichnet sich in seinem Twitter-Profil stolz als "Grandpa", aber auch als "Global Citizen", also als Weltbürger.

Politisch mit klaren Aussagen

Bekannt war Joe Kaeser auch für seine stets offene Positionierung gegen Nationalismus und Rechtsradikalismus. 2018 twitterte er zum Beispiel gegen die umstrittene "Kopftuchmädchen"-Äußerung von AfD-Politikerin Alice Weidel im Bundestag den Satz: "Lieber 'Kopftuch-Mädel' als 'Bund Deutscher Mädel'. Frau Weidel schadet mit ihrem Nationalismus dem Ansehen unseres Landes in der Welt." Anderes war umstritten, zum Beispiel sein Wirtschafts-Besuch bei Putin 2014, dem Jahr, als Russland die Krim annektierte.

Nur halb im Ruhestand

Joe Kaeser ist immer noch viel unterwegs, auch international. Er arbeitet als Aufsichtsratsvorsitzender von Siemens Energy und in anderen Gremien. Wenn er zuhause in seinem Arnbrucker Haus ist, geht er aber auch mal ganz leutselig auf ein Dorffest in der Region – eine Gewohnheit schon in seiner Zeit als Siemens-Chef, die damals manchmal seine Personenschützer ins Schwitzen gebracht hatte.

In Arnbruck gilt das Ehepaar Kaeser immer schon als angenehm bodenständig und "normal". Ehefrau Rosemarie Kaeser singt seit Jahren im Kirchenchor, ist Mitglied in mehreren Vereinen und engagiert sich seit über 20 Jahren als Gemeinderätin.

Vor Kurzem haben es die Kaesers auch geschafft, dass die 2000-Seelen-Gemeinde wieder eine eigene Hausarztpraxis bekam. Sie kauften für die Arztpraxis ein leerstehendes Haus in der Dorfmitte und packten beim Renovieren sogar selbst mit an, weil Handwerker schwer zu kriegen waren:

"Joe Kaeser ist persönlich mit der Arbeitshose angerückt, hat zum Beispiel die alten Fliesen abgeschlagen und richtig mitgeholfen. Denn es musste schnell gehen. Sonst hätte Arnbruck endgültig den Arztsitz verloren." Angelika Leitermann, Bürgermeisterin in Arnbruck (CSU)

Die Gemeinde hätte es in der kurzen Frist von drei Monaten nicht geschafft, eine Arztpraxis aufzubauen, betont sie. Das sei "allein das Verdienst der Familie Kaeser", dass es klappte. Die Bürgermeisterin schätzt es sehr, dass Joe Kaeser trotz seiner steilen Karriere immer bodenständig geblieben ist:

"Ich bewundere seine Natürlichkeit, sein Bekenntnis zur Heimat und die Nähe zu den Leuten. Er ist immer normal geblieben in einer Welt, wo andere in seiner Position längst abgehoben wären." (Angelika Leitermann, Bürgermeisterin in Arnbruck, CSU)

Die Familie habe außerdem schon vor Jahren die historische Geigermühle am Dorfplatz gekauft und will das Gebäude nun bei Bedarf kostenfrei der Gemeinde überlassen – zum Beispiel für eine Nutzung als Bürgerhaus. Über das Angebot sei noch nicht entschieden, sagt die Bürgermeisterin.

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