"Wir haben den Schuss nicht gehört", sagt Marc Lucassen. Der Hauptgeschäftsführer der IHK Schwaben meint mit "wir" die Bundesrepublik Deutschland. Seine Kammer selbst habe zwar schon früh auf den immer größer werdenden Fachkräftemangel hingewiesen, nur verbessert habe sich wenig. 17.000 Fachkräfte fehlen in Schwaben, zählt Lucassen auf. Dazu würden etliche ungelernte Kräfte auf dem Arbeitsmarkt fehlen. "Die Politik muss dringend gegensteuern", so Lucassen. Sonst könnte es Schwaben in Zukunft wirtschaftlich schlechter gehen als bisher.
Geburtenschwache Jahrgänge sorgen für Personalnot
Schon seit Langem lässt es sich ausrechnen: Wenn Menschen der geburtenstarken Nachkriegsgeneration, die Baby-Boomer, einmal in Rente gehen, wird die Personalnot groß. "Wir dürfen eigentlich nicht überrascht sein", so Marc Lucassen. Jetzt aber ist die Sorge groß, weil immer mehr Firmen sich nicht in der Lage sehen, Stellen zu besetzen. "Der Output bricht weg, der uns Wohlstand liefert". Das könne uns nicht egal sein, klagt der Kammergeschäftsführer. Die IHK versucht nach eigenen Angaben mit lokalen Kampagnen für Jobs in der schwäbischen Wirtschaft zu werben. Ein Speed-Dating für Unternehmen und angehende Azubis war jüngst eine dieser Aktionen. Doch wirksam seien vor allem verbesserte Rahmenbedingungen durch die Politik, die Lucassen einfordert.
IHK Schwaben fordert mehr Kita-Plätze
Zum einen sei die duale Berufsausbildung noch besser zu bewerben. "Andere Länder beneiden uns um das Modell. Doch durch den demografischen Wandel fehlen uns die Menschen." Dazu seien in der Pandemie weniger Praktika gemacht worden. "Diese Lücke müssen wir schließen", erklärt Lucassen. Außerdem brauche es auch mehr Möglichkeiten für die Kinderbetreuung und flexible Arbeits- und Ausbildungsmodelle. Hier seien auch die Unternehmen gefragt, neue Ideen zu entwickeln.
Suche nach klugen Köpfen im Ausland
Auch im Ausland müsse intensiver nach Talenten gesucht werden, fordert Marc Lucassen. Der Hauptgeschäftsführer der IHK Schwaben erachtet das aktuelle Fachkräfteeinwanderungsgesetz zwar als grundsätzlich richtig und wichtig. Jedoch würde Deutschland die Hürden zu hoch setzen. Lucassen: "Muss eine indische IT-Fachkraft tatsächlich schon Deutsch mit Zertifikat können? Oder reicht es, wenn die Person sich das später aneignet?"
Schwabens Unternehmen reagieren
Weil Werkzeuge der Politik unter Umständen erst in einigen Jahren Wirksamkeit zeigen, müssen Schwabens Unternehmen schon jetzt aktiv werden und das Problem des Fachkräftemangels selbst anpacken, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Lucassen. Es gehe darum, mit weniger Menschen den gleichen Output zu liefern. "Die Firmen werden stark in Prozessoptimierung und Automatisierung gehen", so Lucassen.
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