Fahranfänger simulieren beim Fahrsicherheitstraining eine "Party-Fahrt" mit lauter Musik. Der Beifahrer trägt eine sogenannte "Promille-Brille".
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Fahranfänger simulieren beim Fahrsicherheitstraining eine "Party-Fahrt" mit lauter Musik. Der Beifahrer trägt eine sogenannte "Promille-Brille".

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Fahranfänger – Mit Sicherheitstraining Unfallrisiko senken

Fahranfänger – Mit Sicherheitstraining Unfallrisiko senken

Autofahrer zwischen 18 und 25 Jahren haben laut ADAC und Statistischem Bundesamt ein höheres Unfallrisiko. Viele fahren demnach zu schnell und kennen ihre Grenzen nicht. Ein verpflichtendes Fahrsicherheitstraining könnte diese Zahlen senken.

Marco beschleunigt sein Auto. Der 18-Jährige fährt auf eine nasse, rutschige Fahrbahnstelle zu. Dort taucht plötzlich ein Hindernis auf, dem er ausweichen muss. Er steigt voll auf die Bremse und lenkt sein Auto nach links. Er bremst stark. "Und drauf bleiben", hört man aus dem Funkgerät, das im Auto liegt. Das Auto kommt sicher zum Stehen. "Perfekt! Besser geht's nicht", sagt die Stimme aus dem Funkgerät.

Risikominimierung durch Fahrsicherheitstraining

Die Stimme gehört Martin Müller. Er ist Fahrsicherheitstrainer beim ADAC. Auf der Übungsstrecke in Regensburg trainiert er mit jungen Autofahrern. "Young Drivers Only" heißen die speziellen Kurse für 17- bis 25-jährige Autofahrer, die er dort leitet. Sie seien im Verkehr besonders gefährdet, sagt Müller. "Der Grund für das hohe Risiko der jungen Fahrer ist, dass sie in diesem Alter Gefahren nicht so gut erkennen wie erfahrene Autofahrer. Man hält sich für unverwundbar, und auch das Thema Selbstüberschätzung spielt eine große Rolle", so Müller.

Die erhöhte Gefährdung junger Fahrer bestätigt auch ein Bericht des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2020: "18- bis 24-jährige Verkehrsteilnehmer haben immer noch das mit Abstand höchste Unfallrisiko im Straßenverkehr." Damals stellten sie zwölf Prozent aller Todesopfer im Straßenverkehr, obwohl nur jede dreizehnte Person der Gesamtbevölkerung dieser Altersgruppe angehört.

Im Fahrsicherheitstraining des ADAC geht es vor allem darum, Risiken zu minimieren. Neben der Verbesserung des fahrerischen Könnens lernen die Teilnehmenden auch ihr Auto besser kennen – etwa durch Gefahrenbremsungen, einen Slalom-Parcours oder das Ausweichen vor plötzlich auftauchenden Hindernissen. An den Standorten des ADAC Südbayern nehmen jährlich rund 3.000 junge Autofahrer an den 290 angebotenen Kursen teil.

Verpflichtendes Training wie in Österreich?

Geht es nach Martin Müller, sollten es deutlich mehr sein. Er findet, die Trainings sollten verpflichtend werden. "Ganz nach dem österreichischen Vorbild", sagt Martin Müller. In Österreich ist das Training seit 2003 gesetzlich festgeschrieben, genauso wie ein verkehrspsychologisches Gruppengespräch. Grund für die Einführung waren die – auch im Vergleich zu Deutschland – sehr hohen Unfallzahlen unter Fahranfängern.

Ein Blick auf die Unfallstatistik seit der Einführung zeigt: Es hilft. Die Zahl der Pkw-Unfälle bei 17- bis 24-Jährigen ging in Österreich von 2003 bis 2023 um 56 Prozent zurück, während sie bei allen Pkw-Unfällen nur um 38 Prozent sank. Bei der Zahl der getöteten Autofahrer konnte unter der jungen Altersklasse ein Rückgang von 81 Prozent verzeichnet werden – in allen Altersgruppen hingegen nur um 68 Prozent. In Deutschland ist die Idee, Fahranfänger zu einem Sicherheitstraining zu verpflichten, an der fehlenden politischen Initiative und den hohen Kosten gescheitert. "Aber es wäre definitiv der richtige Schritt", meint Fahrsicherheitstrainer Müller.

Jungen Fahrern fehlt oft nur der "letzte Schliff"

Solange das nicht passiert, schult er weiterhin freiwillige Teilnehmer darin, Gefahren wie zu hohe Geschwindigkeiten oder unterschiedliche Fahrbahnbeläge zu erkennen, zu vermeiden oder zu bewältigen. Die jungen Autofahrer könnten schließlich sehr gut Auto fahren, ihnen fehle nur der letzte Schliff, sagt Müller. "Wenn man sieht, wie die Autos morgens und nach der Mittagspause bewegt werden, erkennt man einen Unterschied wie Tag und Nacht: Die Lernkurve der jungen Fahrer steigt immer steil an", so der Fahrsicherheitstrainer.

Auch ohne ein Training ließe sich das Risiko schon minimieren. Müller rät: "Ein bisschen langsamer fahren, auf die Witterungsbedingungen achten, die Selbstüberschätzung zurückfahren und rücksichtsvoll im Straßenverkehr unterwegs sein."

Dieser Beitrag entstand in der Lehrredaktion Audio/Video des Studiengangs Journalistik und Strategische Kommunikation an der Universität Passau in Zusammenarbeit mit Journalistinnen und Journalisten aus dem BR-Studio Niederbayern/Oberpfalz.

Ein verpflichtendes Fahrsicherheitstraining könnte die Unfallzahlen junger Fahrer senken. Das zeigt das Beispiel Österreich.
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Ein verpflichtendes Fahrsicherheitstraining könnte die Unfallzahlen junger Fahrer senken. Das zeigt das Beispiel Österreich.

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