Wolfgang Haug steht stolz neben seinem getunten Auto, das seinem echten Polizeiauto täuschend ähneld.
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Wolfgang Haug präsentiert stolz sein getuntes Auto. Es sieht einem echten Polizeiauto täuschend ähnlich.

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Tuning: Warum im Ostallgäu ein falsches Polizeiauto fahren darf

Tuning: Warum im Ostallgäu ein falsches Polizeiauto fahren darf

Bundesweit gibt es in der Tuner-Szene immer wieder Autoschrauber, die ihre Wagen so gestalten, dass sie einem echten Polizeiauto möglichst ähnlich sehen. In Buchloe im Ostallgäu fährt ein solches Fahrzeug. Was erlaubt ist und wo die Grenzen liegen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Das Auto ist des Deutschen liebstes Kind. So sagt der Volksmund. Im Buchloer Stadtteil Honsolgen trifft das auf einen Autobegeisterten besonders zu: Wolfgang Haug. Fährt er mit seinem Auto, fällt er auf, und die anderen Verkehrsteilnehmer fahren gleich anständiger. Der Grund: Haugs Auto sieht auf den ersten Blick aus wie ein Polizeiauto – ist aber keins. Auf der Motorhaube steht "Police" – also das englische Wort für "Polizei". Die Farben: dunkelblau, grau und neongrün. Auf dem Dach ist ein Blaulicht montiert. Man könnte meinen, die Polizei steht jeden Tag in Haugs Einfahrt. Doch ist es erlaubt, sein Auto so herzurichten, dass es einem Polizeiwagen ähnelt?

Falsches Polizeifahrzeug: Was erlaubt ist und was nicht

Ja – sagt eine, die es wissen muss: Magdalena Buchmiller vom Polizeipräsidium Schwaben Süd/West in Kempten. "Da kann man sich aber schnell schon mal in einem Graubereich bewegen. Da haben wir auch das Thema Polizeistern oder auch Wappen. Solche Hoheitszeichen dürfen nicht abgedruckt sein."

Auch verboten seien reflektierende Folien auf dem Auto und bei Blaulichtern müsse man ebenso aufpassen. Das sei nur dann erlaubt, wenn es nicht funktionsfähig ist. Tuner Wolfgang Haug schließt nur zu Demonstrationszwecken das Blaulicht auf seinem Auto an, und das auch nur auf Privatgrund. Ansonsten ist das Licht funktionsunfähig, betont Haug.

Verstößt jemand gegen diese Regeln, handle es sich unter anderem um Amtsanmaßung. Dafür gebe es Geldstrafen und in schwerwiegenderen Fällen auch eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren. Erlaubt dagegen seien Aufschriften mit Buchstabendrehern, wie zum Beispiel "Pozilei".

Da die "Fake"-Polizeiautos sehr auffällig sind, werden sie auch häufiger mal kontrolliert. Wolfgang Haug kann davon ein Lied singen. Mit seinem Auto sei alles in Ordnung, ist er sich sicher. Denn die rechtlichen Vorgaben habe er genau umgesetzt. "Bisher bin ich fünf Mal in eine allgemeine Verkehrskontrolle geraten", sagt er mit einem Augenzwinkern. Die Beamten hätten dabei nie etwas zu beanstanden gehabt.

Im Video: Ein falsches Polizeiauto durchstreift das Allgäu

Falsches Polizeiauto mit der Aufschrift "Police"
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Falsches Polizeiauto durchstreift das Allgäu

Die Fahrzeughalter, die ihren Autos eine Polizei-Optik verpassen, informieren sich in der Regel genau, bevor sie loslegen mit der Umgestaltung. "Sonst würden wir uns ja voll ins eigene Fleisch schneiden", betont Haug. Drei Monate lang hat er immer nach Feierabend seinen Wagen beklebt. "Ich habe das im Internet bei TikTok gesehen, einen Plan erstellt und dann einfach gemacht", sagt er. Kosten für die Folien: Rund 200 Euro – zuzüglich der Rechnung für das Blaulicht.

Police-Auto flößt Respekt ein - auch wenn es nicht echt ist

Anfangs habe er beim Fahren mit seinem Police-Auto noch ein etwas mulmiges Gefühl gehabt. Mittlerweile finde er es aber amüsant, wenn die Leute genau dann bremsen, wenn sie ihn im Rückspiegel sähen. Von vorauseilendem Gehorsam über Verunsicherung bis hin zu Verwunderung sei alles dabei. Ein richtiges Polizeiauto fahren, das würde ihm gefallen, sagt der Autobastler. Für eine Ausbildung bei den Beamten sei er mit seinen 41 Jahren mittlerweile aber zu alt.

Auch neue Projekte hat er schon ins Auge gefasst: Erst soll ein Fake-Polizeibus her und dann ein Feuerwehrauto.

Dieser Artikel ist erstmals am 19.11.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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