Im Juni dieses Jahres ist die katholische Maria-Ward-Schule in Nürnberg in ihren 75 Millionen Euro teuren Neubau gezogen – ohne Inventar. In den neuen Räumlichkeiten war für die alten Sachen kein Platz mehr. Eigentlich wären Turnmatten, Tische und alle anderen Dinge im Sperrmüll oder auf dem Recyclinghof gelandet. Die Schule hat aber lieber alles versteigert – für einen guten Zweck.
Über 1.100 Schulsachen in der Versteigerung
Die Versteigerung durch ein Nürnberger Online-Auktionshaus fängt schon am Mittwoch an. Etwa 50 Menschen besichtigen die Stücke, während Arbeiter zeitgleich den Abriss vorbereiten. Staub schwebt in der Luft, doch in den Klassenzimmern steht noch jede Menge Mobiliar: Schulbänke und Stühle, Lehrerpulte, Flipcharts und natürlich auch Overhead-Projektoren. Es gibt aber auch echte Schmuckstücke: alte Werkbänke, ein Tischkicker, eine Audioanlage oder Basketballkörbe. Die meisten der rund 1.100 Artikel sind noch in gutem Zustand. Leon Schmitt und Kay Martin schauen sie sich interessiert an. Sie haben gerade eine Kletterhalle eröffnet. Nun suchen sie in der alten Maria-Ward-Schule nach Möbeln – und finden die Versteigerung gut.
"Es ist total zeitgemäß, Sachen zu versteigern, die nicht mehr benutzt werden, anstatt sie auf den Müll zu schmeißen. Gerade für alte Schulmöbel zum Beispiel gibt es unfassbar viele Leute, die eine zweite Verwendung dafür finden können." Bieter Leon Schmitt
In der Tat sind auch Interessierte aus anderen Schulen zur Besichtigung gekommen. Einige Tische und Stühle stehen vielleicht schon bald in einer Schule in Ansbach.
Lehrerin hatte zündende Idee
Die Idee für die Versteigerung hatte Lehrerin Jutta Pscherer. Sie hatte vor einigen Monaten gelesen, dass eine Nürnberger Brauerei ihre Einrichtung versteigerte. Was bei Brauerei möglich ist, muss doch auch bei einer Schule funktionieren, dachte sie sich. "Ich fand das eine schöne Idee, dass das nicht auf den Recyclinghof kommt", erzählt Pscherer. "Wir haben so viele Sachen, die wir noch genutzt haben, die für uns völlig in Ordnung sind, die sollten nicht weggeworfen werden."
Die Idee kam sowohl bei der Schulleitung als auch bei der Erzdiözese Bamberg, zu der die katholische, dreigliedrige Mädchenschule gehört, gut an. Ein Onlineauktionshaus aus Nürnberg übernahm die Organisation. Über 1000 grüne Nummer klebten Mitarbeiter auf das Inventar, machten Fotos von den einzelnen Objekten. Bis zum Donnerstagnachmittag konnten Interessenten ihre Gebote abgeben.
Partnerschule im Senegal wird unterstützt
Insgesamt kamen so 28.500 Euro zusammen. Der Erlös soll an eine Partnerschule im Senegal gehen, sagt der Schulleiter des Gymnasiums an der Maria-Ward-Schule, Nikolas Groß. Die Idee, das Inventar in den Senegal zu verfrachten, hätten sie angesichts der hohen Kosten schnell verworfen, berichtet er. "Dann haben wir gedacht, dann versteigern wir eben alles und spenden das Geld." Das hat funktioniert: Viele der alten Stücke haben Liebhaber gefunden. Sie werden weiter gebraucht, genutzt und geliebt – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit.
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