Ein "neues Gesicht in der Bundespolitik" sei er, sagte Martin Hagen in seiner Bewerbungsrede um Listenplatz 1 im Stadttheater Ingolstadt. Aber "das bayernweit bekannte Gesicht der FDP", mit "viel Erfahrung" in der Landes- und Kommunalpolitik. Er wolle seinen Beitrag leisten, "damit die FDP im nächsten Bundestag überhaupt vertreten ist". Doch die Spitzenkandidatur musste sich der 43-Jährige erst erkämpfen.
Duell Hagen gegen Duin: "We call it a Klassiker"
Albert Duin, Unternehmer und harscher Ampel-Kritiker der ersten Stunde, forderte Hagen zur Kampfabstimmung heraus. "Im Fußball würden wir sagen: 'We call it a Klassiker'!", sagte Hagen. Es war bereits das dritte Duell der beiden.
Auch dieses entschied der Landesvorsitzende Hagen für sich, wenn auch knapp, mit 51 Prozent der Stimmen. 43 Prozent der mehr als 400 Delegierten stimmten für Duin. 21 stimmten gegen beide Kandidaten, vier enthielten sich.
Hagen wettert gegen "grüne Planwirtschaft"
Martin Hagen hatte bereits zuvor klar gemacht, für was er sich in Berlin vor allem einsetzen will: Deutschland brauche einen "Befreiungsschlag für Unternehmen". Lieferkettengesetz, Bonpflicht, Energieeffizienzgesetz und Verbrenner-Verbot müssten weg, das Vergaberecht entrümpelt, das Arbeitszeitgesetz flexibilisiert und Berichts-, Dokumentations- und Nachweispflichten "drastisch" reduziert werden.
Mit den Liberalen will Hagen zurück "zu den bewährten Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft". "Die haben nämlich unser Land erfolgreich gemacht, nicht grüne Planwirtschaft", so Hagen.
Hagen: "Staat ist kein Erziehungsberechtigter"
Zudem sei der Staat kein Erziehungsberechtigter. "Ein liberaler Staat mischt sich nicht in Fragen der privaten Lebensgestaltung ein, er schützt die Freiheitsrechte der Bürgerinnen und Bürger", sagte Hagen. Mit diesem "glasklaren bürgerrechtsliberalen Kompass" wolle er künftig auch im Bundestag Politik machen.
Dass die FDP die Entscheidung zum Ampel-Aus herbeigeführt hat, sei nichts, "wofür wir uns schämen müssen", betonte Hagen. "Im Gegenteil: Wir können selbstbewusst und mit geradem Rücken auf die Wählerinnen und Wähler zugehen und sagen: Jawohl, es ist uns zu verdanken, dass wir diese Neuwahlen haben."
Hessel auf Platz 2, Seehofer gewinnt Kampfabstimmung um Platz 3
Auf Listenplatz 2 wurde Co-Landeschefin Katja Hessel gewählt. Die ehemalige Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium konnte sich mit knapp 56 Prozent der Stimmen gegen zwei weitere Bewerber durchsetzen, darunter der ehemalige FDP-Landtagsabgeordnete Sebastian Körber. Auf Hessels Agenda steht vor allem eine bessere Finanz- und Steuerpolitik.
Für Platz 3 kandidierte überraschend Susanne Seehofer, Tochter des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU). "Für meinen Namen kann ich nichts", sagte die 33-Jährige. Ursprünglich wollte sie nicht für den Bundestag kandidieren. "Aber dann kam Christian Lindners Wirtschaftswendepapier und die Ampel hat sich aufgelöst. Da habe ich mich gefragt: Wenn nicht jetzt, wann dann?"
Seehofers zentraler Punkt: Sie wolle Familien und Menschen, die jeden Tag in die Arbeit gingen, die ihre Steuern zahlten, auf öffentlichen Verkehr angewiesen seien, "merklich" entlasten: "Das Leben muss einfach wieder funktionieren." Am Ende setzte sich Seehofer mit knapp 68 Prozent der Stimmen deutlich gegen ihren Mitbewerber, FDP-Landesgruppenchef Karsten Klein durch.
Stichwahlen bei weiteren Listenplätzen
Klein wird sich am 23. Februar auf Platz 4 zur Wiederwahl stellen, nachdem er die Stichwahl gegen Lukas Köhler gewonnen hat. Auf Listenplatz 5 tritt der Münchner FDP-Bundestagsabgeordnete Daniel Föst an, ebenfalls nach einer Stichwahl.
Ob die Liberalen bei der Bundestagswahl den Sprung ins Parlament schaffen, ist fraglich. Im ARD-Deutschlandtrend lagen sie zuletzt bei 3 Prozent und damit deutlich unter der 5 Prozent-Hürde. Derzeit sind von den 90 FDP-Abgeordneten in Berlin 14 aus Bayern. Bei der letzten Bundestagswahl holte die FDP deutschlandweit 11,5 Prozent.
Schweigeminute für die Opfer von Magdeburg
Zu Beginn der Listenaufstellung im Theater Ingolstadt gedachten die Delegierten im Saal stehend mit einer Schweigeminute der Opfer von Magdeburg . Generalsekretär Christoph Skutella sprach von einer "tragischen Todesfahrt": "Wir stehen gemeinsam aus Mitgefühl und Menschlichkeit und als Zeichen der Anteilnahme und des Respekts."
Im Audio: Martin Hagen führt die FDP in den Wahlkampf
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