Detlev Reith (links) erklärt seinen Feuerwehr-Kollegen den Einsatz der Rettungsschere.
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Detlev Reith (links) erklärt seinen Feuerwehr-Kollegen den Einsatz der Rettungsschere.

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Feuerwehr ohne Löscheinsätze – wie Ehrenamt trotzdem möglich ist

Feuerwehr ohne Löscheinsätze – wie Ehrenamt trotzdem möglich ist

Seit Jahren herrscht Nachwuchsmangel bei Feuerwehren in ganz Bayern. Dabei muss gar nicht jeder zum Löschen ausrücken. Ehrenamtliche können sich auch anders einbringen. Wie? Das zeigen Beispiele der Feuerwehr Werneck aus Unterfranken.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

"Seid bitte immer vorsichtig damit. Das Ding ist sehr schwer – bitte den Spreizer zu zweit in die Hand nehmen, der wiegt 25 Kilo oder mehr", erklärt Detlev Reith seinen beiden Feuerwehr-Kollegen den Umgang mit der Rettungsschere. Der 67-Jährige steht in Jeans und Hemd neben seinen beiden Kollegen in Uniform. Detlev Reith ist knapp 50 Jahre lang Einsätze gefahren, war bei vielen Bränden und Verkehrsunfällen dabei – hat Leben gerettet. Wegen seines Alters darf Reith nun nicht mehr bei Einsätzen mitmachen. Und hilft trotzdem weiterhin.

Auch im Alter sinnvolles Ehrenamt

Denn der 67-jährige Rentner unterstützt die Feuerwehr, wo er kann: "Ich helfe zum Beispiel mit als Schauspieler bei Übungen, damit die ganze Situation etwas realitätsnäher ist“, sagt Reith. Außerdem kehrt er die Halle, wenn die Kolleginnen und Kollegen beim Einsatz sind, und hilft bei Verwaltungstätigkeiten mit. "Für mich ist es natürlich erfreulich, dass ich noch immer zu dem Team gehöre. Außerdem gibt es mir das Gefühl, dass ich in meinem Leben noch etwas Sinnvolles mache", sagt der Rentner. Auf Einsätze fahren dürfen Feuerwehrleute in Bayern nur im Alter zwischen 18 und 65 Jahren.

Statt Einsätze nun Atemgeräte warten

Auch Reiner Weber darf bei Einätzen nicht mehr dabei sein. Der Grund: Vor über 20 Jahren hatte er einen Arbeitsunfall. Deswegen mussten ihm beide Unterschenkel amputiert werden. "Die Kameraden haben mich nach dem Unfall so aufgenommen und akzeptiert wie ich bin, trotz meiner Behinderung", sagt Weber. Seine Aufgaben in der Feuerwehr Werneck sind als Atemschutzgerätewart nun, die Geräte zu warten, zu prüfen, zu reparieren und instand zu setzen.

Andere Aufgaben für aktive Kräfte

Der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Werneck Christian Kullick freut sich über die fleißigen Helfer. Nachwuchsbedarf bei freiwilligen Feuerwehren herrscht bayernweit, sagt er. Deshalb sei es wichtig, dass es Leute gebe, die, obwohl sie eigentlich aus dem Feuerwehrdienst schon im weitesten Sinne ausgeschieden sind, immer noch die aktive Mannschaft unterstützen. Nur so könnten sich die verbleibenden aktiven Kräfte anderen Aufgaben widmen, sagt der Kommandant.

Personalnot unter der Woche

Vor allem unter der Woche kommt es vor, dass bei freiwilligen Feuerwehren nicht genügend Leute für die Einsätze zur Verfügung stehen, erklärt der Kommandant. "Deswegen ist es aus meiner Sicht wichtig, wenn Leute am Heimatort in der Feuerwehr sind, dass sie zusätzlich dort, wo sie arbeiten, auch zur Feuerwehr gehen." Nur so könne tagsüber auch genügend Personal bei den Einsätzen zur Verfügung stehen.

Rund 7.500 Freiwillige Feuerwehren in Bayern

Nachwuchs ist wichtig, denn die Freiwilligen Feuerwehren sind ein Teil der Grundversorgung. Vor Ort ist der ehrenamtliche Einsatz bei der Feuerwehr lebenswichtig. Denn nur in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern gibt es in Bayern eine Berufsfeuerwehr. Bayernweit sind dies sieben Berufsfeuerwehren: in München, Nürnberg, Augsburg, Ingolstadt, Regensburg, Würzburg und Fürth. Dazu kommen rund 200 Werk- und Betriebsfeuerwehren. Die große Mehrheit aber sind Freiwillige Feuerwehren – rund 7.500 in ganz Bayern. Das sind etwa 315.000 Ehrenamtliche.

Genug Arbeit auch außerhalb der Einsätze

Dass Detlev Reith auch heute noch sein Wissen weitergibt, ist für die ganze Gruppe wertvoll. Etwa für Tim, 27 Jahre alt und von Beruf Mediengestalter. Für ihn kann Reith mit seinen vielen Jahren an Erfahrung in der Feuerwehr Wissenswertes vermitteln. Immer wenn Tim eine Frage hat, könne er sich an den Rentner wenden. Viele können sich also mit ihren Fähigkeiten bei der Feuerwehr einbringen – auch wenn er oder sie keine Einsätze mitfahren dürfen oder möchten. Arbeit gibt´s genug und das in den unterschiedlichsten Bereichen.

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