Vom Akkuschrauber bis zur Zahnbürste: Lithium-Ionen-Batterien und -Akkus stecken mittlerweile in fast all unseren alltäglichen Gebrauchsgegenständen. Auch in Smartwatches, Babyfonen, Tablets, Kinderspielzeug und E-Bikes sind sie zu finden. Und die gefährlichen Situationen mit den leistungsstarken, aber im Brandfall schwer zu löschenden Akkus nehmen zu.
Was also tun, wenn so ein Akku Feuer fängt? In Postbauer-Heng bei Neumarkt in der Oberpfalz hat sich die Feuerwehr auf das Löschen solcher Brände spezialisiert – und gibt ihr Wissen weiter.
Die Feuerwehr Postbauer-Heng: Spezialisten für Akku-Brände
Brandinspektor Hannes Raithel testet mit seiner Feuerwehr, wie sich Lithium-Akkus und -Batterien verhalten. Dieses Wissen gibt er in Schulungen an Feuerwehrler bundesweit und im deutschsprachigen Ausland weiter.
Rund 50 Feuerwehrler sitzen an einem Septemberabend im kleinen Schulungsraum der Feuerwehr in Pyrbaum im Landkreis Neumarkt, darunter Kameraden aus dem Nürnberger Land, aus dem Landkreis Roth und eben auch aus dem Landkreis Neumarkt.
Wenn weißer Rauch aufsteigt, wird's gefährlich
Dazu hat Raithel mehrere alte Handy-, Laptop- und E-Bike-Akkus mitgebracht. Um einen Sturz zu simulieren, schlägt er mit einem Nagel in die Batterien. Nach nur wenigen Sekunden steigt weißer Rauch aus. "Das heißt nicht, dass wir einen Papst haben, sondern dass die Batterie reagiert. Wenn ihr den weißen Rauch seht, dann haltet davon möglichst Abstand", erklärt er den umstehenden Feuerwehr-Männern. Die Brandgase können zu schweren Verletzungen führen.
Privatleuten rät er: Wer weißen Rauch bei seinen Geräten feststellt, sollte schnell sein. Oft habe man dann nur wenige Augenblicke, bis die Batterie mit einer Stichflamme reagiere. Die Temperaturen können dann schlagartig auf bis zu 800 Grad ansteigen.
Akku-Brände nehmen zu
Auch deswegen liegen Hannes Raithel die Schulungen am Herzen: Er will seine Kameraden auf den Kampf gegen brennende Lithium-Akkus vorbereiten. Denn die Einsätze in solchen Fällen nehmen zu, sagt er. Jedoch sei es schwierig, die genaue Anzahl zu beziffern - bisher gibt es in Bayern noch keine genaue Statistik, wie viele Feuerwehreinsätze tatsächlich durch brennende Akkus ausgelöst werden.
"Zeitbomben" im Restmüll
Laut dem Abfallratgeber des Bayerischen Umweltministeriums gelten Lithiumbatterien seit einigen Jahren als Hauptursache für Brände im Restmüll. Fast jede Woche verursache eine nicht ordnungsgemäße entsorgte Batterie Kurzschlüsse und Feuer in Entsorgungsfahrzeugen, Mülltonnen oder Sortieranlagen, heißt es. Erst vor rund zwei Wochen kam es zu einem größeren Brand von mehreren Batterien auf dem Gelände einer Firma in der Nähe von Aschaffenburg. Die Feuerwehr setzte zur Brandbekämpfung große Wassercontainer ein.
Statt Wasser kommt Löschgranulat zum Einsatz
Aus jahrelanger Erfahrung weiß Hannes Raithel jedoch: Das Ablöschen mit Wasser bringt meist nichts. Oft kämen unzählige Kubikliter Wasser zum Einsatz, die durch die Chemikalien in den Akkus verseucht werden. Die Akkuzellen reagierten auch im oder unter Wasser weiter. Dadurch können Löscharbeiten über sechs Stunden oder länger dauern. "Deswegen kann man Wasser als effektives Lösungsmittel nur sehr, sehr begrenzt für die Begleitbrände einsetzen, nicht aber direkt für die Reaktion."
Bei der Feuerwehr Postbauer-Heng kommt ein spezielles Löschgranulat aus recyceltem Blähglas zum Einsatz. Wenn möglich, versuchen die Feuerwehrleute die brennenden Akkus außerdem in einem verschließbaren Metallcontainer zu laden. Und dann wird abgewartet, bis die Batteriezellen der Reihe nach durchreagiert haben.
Kurzschlussgefahr im Turnschuh
In unserem Alltag sind wir mittlerweile umgeben von Lithium-Akkus. Nicht nur in Tablets oder Smartphones sind sie zu finden, auch in singenden Grußkarten oder blinkenden Turnschuhen. Ist ein Lithium-Akku zu alt oder durch einen Sturz beschädigt, kann es zu einem Kurzschluss kommen, weshalb solche Dinge nicht in den Hausmüll gehören.
Mobiltelefone nicht neben dem Bett laden
Der Feuerwehr-Experte rät auch: Smartphone nicht in die pralle Sonne zu legen, nur originale Ladegeräte zu verwenden und auf die von Hersteller angegebene Lebensdauer zu achten. Die meisten Akkus haben das Ende ihrer Lebensdauer nach rund 1.000 Ladungen erreicht, so Raithel. Zudem sollte man das Smartphone möglichst nicht neben dem Bett laden.
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