Eigentlich wollte Florian von Brunn sich bis mindestens Dienstag Zeit lassen mit seiner Entscheidung, ob er auch den Vorsitz der Bayern-SPD abgeben wird. Vergangenen Mittwoch hatte ihm die Landtagsfraktion das Vertrauen für den Vorsitz entzogen, neu gewählt wird in der Fraktion am kommenden Dienstag.
Nun aber hat er sich doch schon am Wochenende entschieden: Er macht nicht weiter, wird am Montagnachmittag dem Landesverband offiziell seinen Rücktritt als Co-Chef der Bayern-SPD mitteilen.
Rücktritt mit Ansage
Wörtlich schreibt von Brunn dem Bayerischen Rundfunk zunächst, er wolle am Montagnachmittag "im Anschluss an die Mitarbeiterversammlung der BayernSPD in Nürnberg offiziell meinen Rücktritt als Vorsitzender der BayernSPD bekanntgeben". Zuvor werde er sich von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verabschieden, mit denen er "mehr als drei Jahre zusammengearbeitet und einen herausfordernden Landtagswahlkampf gemeistert" habe.
Von Brunn spricht von "persönlichen Verletzungen"
Es sei an der Zeit, "persönliche Verletzungen" zurückzustellen, so von Brunn. Öffentliche Streitereien würden die Partei nicht weiterbringen. Und: "Es gilt, jetzt aus dem Teufelskreis der letzten Jahre von Kampfkandidaturen und innerparteilichen Gegnerschaften auszusteigen."
Damit reagiert von Brunn auf den Vertrauensentzug in der Landtagsfraktion, die er – ebenso wie den Landesverband – rund drei Jahre lang führte. Von Brunn selbst hatte sich damals in einer Kampfkandidatur gegen den damaligen Fraktionschef Horst Arnold an die Spitze der Landtagsabgeordneten gesetzt. Die Mehrheit für den ehrgeizigen von Brunn war damals bereits knapp. Seitdem waren intern immer wieder sein Führungsstil und mangelnde Teamfähigkeit kritisiert worden.
Im BR24-Interview erklärt von Brunn zwar, dass er bereit sei, Kritik anzunehmen. Vieles davon aber sei "einfach nicht wahr". Ein Widerspruch etwa sei ihm im Wahlkampf besonders aufgefallen: "Mir ist vorgeworfen worden, ich sei nicht bekannt genug, auf der anderen Seite wurde kritisiert, dass ich viele Medienauftritte habe, das passt irgendwie nicht zusammen."
SPD-Landesvorstand tagt außerordentlich
Die Nachricht seines Rücktritts war zeitlich offenbar abgestimmt mit einer kurzfristig einberufenen Krisensitzung des gesamten Vorstands der Bayern-SPD am Sonntagvormittag. Wie Teilnehmer dem BR berichten, nahm von Brunn nur zu Beginn an der Sitzung teil. Seine persönliche Erklärung habe er "bewegt, aber souverän" vorgetragen, hieß es. Der Landesvorstand dankte von Brunn inzwischen in einer Mitteilung für dessen "jahrelangen und kraftvollen Einsatz in unserer Partei auf vielen Ebenen und für ein gerechteres Bayern".
Ronja Endres führt die Bayern-SPD künftig alleine
Die bisherige Co-Chefin Ronja Endres soll die Partei zunächst alleine führen. Wobei in der Sitzung des Landesvorstands offenbar deutlich wurde, dass sie deutlich mehr auf Teamarbeit setzen wolle, als das ihrem Co-Chef von Brunn nachgesagt wird.
Laut Teilnehmern plädierte Endres für einen "kommunikativen Neuanfang" und einen "kooperativen Führungsstil" unter enger Einbindung der bisherigen Generalsekretäre Ruth Müller und Nasser Ahmed. Vor allem ihr Versprechen, auch SPD-Mitglieder aus der zweiten Reihe sichtbar werden zu lassen, sei "mit großer Zustimmung" aufgenommen worden.
In der offiziellen Mitteilung der Parteispitze heißt es nun, die Bayern-SPD habe mit Endres, den beiden Stellvertretern, Generalsekretären sowie dem Schatzmeister weiterhin "eine handlungsfähige Parteispitze mit einem arbeitsfähigen Landesvorstand und Landespräsidium".
In seinem Statement hatte der scheidende Landeschef Florian von Brunn indirekt für diese Lösung geworben. Er baue auf "eine breite Unterstützung" für seine bisherige Co-Vorsitzende Ronja Endres, "die die BayernSPD hervorragend führen wird", so von Brunn.
Endres selbst erklärte am Abend im BR24-Interview, es müsse jetzt vor allem darum gehen, die Arbeitnehmenden gut zu vertreten, denn: "Die Leute interessiert nicht unsere Personalquerele, die wollen wissen, was können wir ihnen anbieten", so Endres.
Von Brunn will Holger Grießhammer als Fraktionschef unterstützen
Bei der Landtags-SPD hat mit Holger Grießhammer ein Abgeordneter aus Oberfranken seine Kandidatur für den Fraktionsvorsitz bekannt gegeben. Die Wahl ist für Dienstag anberaumt. Auch zu dieser Personalie äußerte sich von Brunn: Er "unterstütze" die Kandidatur von Holger Grießhammer als sein Nachfolger und wünsche ihm "ein am besten einstimmiges Votum".
Grießhammer sagte dem BR in einer ersten Reaktion, er finde es "groß", dass von Brunn ihm diese Unterstützung zugesagt habe. Und: Er rechne am Dienstag mit einer "schönen Mehrheit", die Reihen seien "geschlossen", so Grießhammer.
Bayerns SPD-Chef Florian von Brunn tritt nach dem Rückzug als Fraktionschef nun auch als Parteichef zurück.
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