Hersteller, die nicht liefern. Dutzende Flieger, die wegen technischer Probleme wochenlang am Boden stehen. Piloten, die für Maschinen ausgebildet wurden, die dann jahrelang auf sich warten lassen. Am Beispiel der Lufthansa lassen sich viele Probleme aufzeigen, die aktuell die gesamte Branche plagen. So musste Deutschlands größte Airline ihren Flugplan für diesen Sommer deutlich ausdünnen, weil ihr erheblich weniger Maschinen zur Verfügung stehen als geplant.
Fehlerhafte Triebwerke bei Airbus
Besonders ärgerlich aus Sicht der Airline sind Probleme beim Airbus A320 neo, dem Arbeitspferd der Lufthansa. Dort müssen mit großem Aufwand Triebwerke überprüft werden, weil teils fehlerhafte Bauteile verbaut wurden. Betroffen davon ist auch der Münchner Konzern MTU Aero Engines, der am Bau dieser Triebwerke beteiligt ist. Das Unternehmen beziffert die Kosten durch die aufwändigen Reparaturen auf rund eine Milliarde Euro, im vergangenen Jahr musste MTU Aero Engines erstmals in seiner 90-jährigen Geschichte einen Verlust ausweisen.
Lieferkette am Limit
Grundsätzlich arbeiten die Flugzeugbauer seit geraumer Zeit am Limit. So musste der europäische Hersteller Airbus zuletzt seine Jahresziele senken. Einer der Gründe: Es mangelt immer wieder an Bauteilen, von Rumpfstücken für die Struktur der Flieger bis hin zu Sitzen und Bordtoiletten. Auf der Luftfahrtmesse ILA in Berlin wurde im Juni eine Studie vorgestellt, nach der sich viele Zulieferer am Limit sehen. Gerade Airbus hatte seine Produktionsziele immer wieder angehoben, was besonders kleine und mittlere Unternehmen in der Lieferkette an finanzielle Grenzen bringt.
Boeing wiederum musste seine Produktion auf Anordnung der US-Behörden begrenzen, da es bei Flugzeugen des Herstellers immer wieder zu Qualitätsproblemen kam. Tausende Maschinen des Typs Boeing 737-MAX müssen sicherheitshalber überprüft werden.
Piloten für die falschen Flieger ausgebildet
Die Verzögerung bei wichtigen Flugzeug-Programmen hat auch Konsequenzen für die Personalplanung. So hatte zum Beispiel die Lufthansa im Vertrauen auf ursprüngliche Lieferzusagen von Boeing hunderte Piloten für Langstreckenmaschinen geschult, die nun nicht zur Verfügung stehen. Die Folge: Crews, die man nicht einsetzen kann und die an anderer Stelle fehlen, wie Konzernchef Carsten Spohr beklagte. Da auch andere Fluggesellschaften mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben, gibt es europaweit kaum noch Reserven an Flugzeugen und Crews.
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