Yuliya, Anastasiya und Aleksey im Esszimmer von Familie Hebestreit in Würzburg.
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Yuliya, Anastasiya und Aleksey im Esszimmer von Familie Hebestreit in Würzburg.

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Flucht mit tödlicher Krankheit: Ukrainer kommen in Würzburg an

Flucht mit tödlicher Krankheit: Ukrainer kommen in Würzburg an

In der Ukraine hatten sie keinen Zugang mehr zu den Medikamenten, die für die fünfjährige Anastasiya lebensnotwendig sind. Sie flohen nach Würzburg. Fürs Erste konnten sie bei einem Ärzteehepaar unterkommen - eine Notunterkunft wäre undenkbar.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Mittagessen bei Familie Hebestreit in Würzburg. Seit gut einer Woche sitzen sie nicht mehr zu viert an dem ovalen Tisch im Esszimmer, sondern zu acht: Yuliya, Aleksey, Yehor und Anastasiya Bobza sind aus dem Südwesten der Ukraine vor dem Krieg geflohen. Nicht nur der Beschuss russischer Truppen machte der Familie große Sorgen, erzählt Mutter Yuliya: "Wir hatten große Angst, weil wir nicht mehr genug Medikamente für unsere Tochter hatten. Wenn wir in der Ukraine geblieben wären, wo es diese Medikamente nicht mehr gibt... das will ich mir nicht vorstellen."

In der Ukraine fehlen lebensnotwendige Medikamente

Yuliyas fünfjährige Tochter Anastasiya hat Mukoviszidose. Ohne Medikamente, ohne Enzyme verstopfen die Atemwege – mit tödlichen Folgen. Nachdem Russland auch Krankenhäuser angegriffen hat und Städte eingekesselt, hatte die Familie keinen Zugang mehr zu den für Anastasiya lebensnotwendigen Medikamenten.

Mukoviszidose-Patienten fliehen aus Kriegsgebieten

Sie packten alles zusammen, was sie noch hatten, und fuhren los Richtung Deutschland. Mutter Yuliya ist Vize-Präsidentin der ukrainischen Mukoviszidose-Gesellschaft und gut vernetzt. Schnell nahm sie Kontakt zum Ehepaar Hebestreit auf. Beide sind Kinderärzte am Uniklinikum Würzburg mit besonderem Schwerpunkt auf Atemwegserkrankungen, zu denen auch die Mukoviszidose gehört. "Wir haben ein großes Netzwerk: In der Ukraine gibt es etwa 1.000 Mukoviszidose-Patienten", schildert Yuliya Bobza. "Ich glaube, um die 200 sind geflohen. Nach Polen, Slowenien, Rumänien, Deutschland oder Italien."

Unterbringung in einer Sammelunterkunft undenkbar

In Würzburg angekommen, nimmt Familie Hebestreit sie kurzerhand bei sich auf. Denn in eine Sammelunterkunft mit rund 100 anderen Menschen - für Anastasiya könnte das tödlich sein, sagt Alexandra Hebestreit. Sie ist Kinderärztin am Uniklinikum Würzburg und spezialisiert auf Atemwegserkrankungen: "Mukoviszidose-Patienten müssen in besonders hygienischen Verhältnissen wohnen, ohne Keime, ohne die Gefahr, sich mit etwas zu infizieren." Und die Corona-Pandemie ist noch nicht vorüber.

Viele Patientinnen und Patienten stranden in Nachbarländern

Nicht alle haben so viel Glück und ein gutes Netzwerk wie Familie Bobza. Alexandra Hebestreit engagiert sich im Mukoviszidose-Verein Deutschland und wisse von einigen Patienten, die auf ihrer Flucht in Polen gestrandet sind. "Viele sind in einem schlechten Zustand in Krankenhäusern dort. Sie lassen sich jetzt eine Antibiotika-Therapie geben und machen sich dann eventuell auf den Weg, sobald sie körperlich stabiler sind."

Vater von Anastasiya durfte mitkommen

Wegen der tödlichen Krankheit seiner Tochter durfte auch Vater Aleksey mit ausreisen: Die medizinische Behandlung muss dort selbst finanziert werden. Jetzt will er hier in Würzburg schnell Arbeit finden. Yuliya vermittelt unterdessen in endlos vielen Messenger-Gruppen und Netzwerk-Foren für Mukoviszidose-Erkrankte. Kolleginnen und Kollegen der Mukoviszidose-Gesellschaft in Europa organisieren gemeinsam einen Austausch von Medikamenten: "Wer noch genug Medikamente hat, schreibt in die Gruppe. Dann werden die verpackt und nach Polen geschickt und von dort in der Ukraine verteilt."

Familie zieht bald in eine eigene kleine Wohnung

Hier bei Familie Hebestreit ist die kleine Anastasiya gut aufgehoben: Draußen im Garten ist viel Platz zum Rennen, Hüpfen und Klettern – und das ist extrem wichtig, sagt Helge Hebestreit: "Bewegung hilft enorm, den Schleim in den Atemwegen herauszubringen und damit Infektionen vorzubeugen." Mittlerweile hat die Familie eine Wohnung in der Nähe von Würzburg gefunden, in der Anastasiya so beschwerdefrei wie möglich leben kann – wie man es sich für ein fünfjähriges Kind eben wünscht.

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