Der Airport Nürnberg im Reisefieber. An den Check-in Schaltern bilden sich lange Warteschlangen. Keiner der Verantwortlichen hätte gedacht, dass es so schnell wieder aufwärtsgehen würde mit den Passagierzahlen. Während der beiden Pandemie-Jahre waren viele ausgelaufene Zeitarbeitsverträge nicht erneuert worden.
Intensive Personalsuche beim Flughafen
Seit Januar nun sucht der Flughafen intensiv Personal für die Bodenverkehrsdienste, dazu gehören auch Check-in, Gepäckabfertigung und Passagiertransport. Bis jetzt konnten mehr als einhundert Menschen eingestellt werden, fünfzig weitere seien in der Auswahl. Man habe geholt, was der Markt hergibt, sagt Flughafen Geschäftsführer Michael Hupe, doch es reiche nicht. "Wir haben die Anzahl unserer Zeitarbeitspartner aufgestockt, wir haben inzwischen kroatische Bürger hier im Einsatz bei uns." Zusätzlich gebe es eine Diskussion, in der Türkei weitere Mitarbeiter zu werben.
Gastronomie benötigt zusätzliche Servicekräfte
Der deutsche Job-Markt ist in manchen Bereichen derzeit ziemlich leergefegt. Es scheint kein Personal mehr zu geben für die vielen Branchen, die jetzt aufstocken möchten. Die Gastronomie hat im vergangenen Jahr schon Personal eingestellt und konnte ihr Mitarbeiter-Defizit inzwischen um mehr als die Hälfte ausgleichen. Im Moment allerdings herrscht auch hier Personalmangel. Alles in allem hatte die – von den Lockdowns stark betroffene – Branche noch halbwegs Glück und dank Kurzarbeit keine Massenabwanderung erlebt.
Minijobber wechselten gezwungenermaßen Branche
Dennoch seien in der Krise Arbeitskräfte in andere Branchen gewechselt, so Thomas Förster, der stellvertretende Vorsitzende des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands. "Es sind zum großen Teil Minijobber, geringfügig Beschäftigte, die natürlich kein Kurzarbeitergeld erhalten haben, und die waren natürlich gezwungen, sich was anderes zu suchen, damit sie sich finanziell über Wasser halten können." Viele von ihnen sind in Bereiche gegangen, die in der Krise einen höheren Bedarf hatten, etwa Lieferdienste, Test- oder Impfzentren, Call-Center oder Supermärkte.
Ursache der Personalnot: Einstellungsstopp in Corona-Krise
Arbeitsmarktforscher betonen, es habe während der Pandemie keine Massenabwanderung von Beschäftigten aus bestimmten Branchen gegeben – im Gegenteil. In der Corona-Krise seien sogar weniger Jobs beendet worden als vor der Krise.
Die aktuelle Personalnot sei darauf zurückzuführen, dass während der Krise kein neues Personal eingestellt worden ist, so Enzo Weber vom Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung IAB. "Über diese lange Krisenphase wurde auch sehr, sehr wenig eingestellt. Man hat also einen sehr hohen Nachholbedarf bei Einstellungen angesammelt und den versuchen jetzt alle Branchen gleichzeitig und alle sehr kurzfristig und alle auf einmal zu realisieren und so schnell geht's einfach am Arbeitsmarkt nicht." Diese Corona-Sondersituation werde sich erst im Lauf des nächsten Jahres wieder normalisieren, vorausgesetzt, es komme nicht erneut zu Einschränkungen, so der Experte.
Von der Pandemie besonders betroffene Branchen haben tatsächlich nicht – wie üblich – neues Personal eingestellt. Ihnen fehlte die Planungssicherheit. Sie haben in Zeiten der Lockdowns von der Politik sehr kurzfristig erfahren, wann es für sie wieder losgehen kann. Zudem wären Neueinstellungen während der Kurzarbeit kontraproduktiv gewesen. Sie hätten zur Folge gehabt, dass die Zahlungen des Kurzarbeitergelds eingestellt worden wären. Jetzt suchen alle gleichzeitig, und das führt zu den Engpässen.
Gehälter angehoben – Gute Chancen für Arbeitskräfte
Arbeitskräfte profitieren vom aktuellen Personalmangel. Sie können sich die Arbeitgeber aussuchen, die die attraktivsten Arbeitsbedingungen bieten. Da zählt nicht allein das Gehalt. Auch flexible Arbeitsbedingungen werden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern immer wichtiger. Arbeitszeit und Lebenszeit sollten möglichst den gleichen Stellenwert haben. Der Airport Nürnberg und auch die bayerische Gastronomie haben reagiert und die Gehälter angehoben. Auch Minijobber, die gerne mehr arbeiten möchten, haben jetzt beste Chancen auf einen sozialversicherungspflichtigen Job.
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