In bunten selbstgeschneiderten Kostümen tanzen die Marktfrauen auf einer Bühne am Viktualienmarkt.
Bildrechte: BR/ Julia Haderecker
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Mit ihrem traditionellen Tanz auf dem Viktualienmarkt in München haben die Marktfrauen zahlreiche Zuschauer angelockt.

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Fröhlicher Tanz der Marktfrauen auf dem Münchner Viktualienmarkt

Fröhlicher Tanz der Marktfrauen auf dem Münchner Viktualienmarkt

Mit Blütenhut, Kohlkette oder Käse-Ohrringen: Bei strahlend blauem Himmel haben die Marktfrauen auf dem Münchner Viktualienmarkt in selbstgeschneiderten Kostümen ihre monatelang einstudierten Tänze aufgeführt. Der Höhepunkt am Faschingsdienstag.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Zahlreiche Besucher haben auch heuer den Auftritt der Marktfrauen auf dem Münchner Viktualienmarkt bejubelt. Die Faschingsveranstaltung ist nicht nur für Münchner ein Pflichttermin mit Tradition.

Tanzen gegen das "Grantler-Image"

Dieser alljährliche Höhepunkt des Münchner Faschings geht bis auf den Beginn des 19. Jahrhunderts zurück. Schon damals haben die Marktfrauen ein paar Tanzschritte an ihren Ständen riskiert. Sie wollten damit ihren Ruf als "grantelnde Marktweiber" mit Tanz, Musik und Gratisschnaps aufpolieren.

In den 50er- und 60er-Jahren war der Tanz der Marktweiber noch ein Geheimtipp. 1987 trauten sie sich dann auf eine richtige Bühne. Die Kostüme wurden immer aufwendiger, der Publikumsandrang immer größer. Seither ist der Tanz der Marktfrauen eine Kultveranstaltung.

Erfolg dank vieler Proben und noch mehr Charme

60 Stunden haben die Marktfrauen seit Oktober mit ihrem Tanzlehrer geprobt. Jedes Jahr gibt es mindestens zehn neue Tänze. Aber so richtig in Stress sollte das Ganze auch nicht ausarten – oder wie es die Standlfrauen selbst ausdrücken: "Mir hupfan' umanand und de Leid werds g'foin!" meint die eine und die andere ergänzt: "Und wenn gar nix mehr geht: Lächeln und Winken". Trotz ein wenig Lampenfieber haben sie ihren Auftritt dann freilich souverän gemeistert.

Fantasievolle selbstgeschneiderte Kostüme

Auf der Bühne werden die Marktfrauen wie Superstars empfangen. Ihren Auftritt meistern sie mit Charme und einem Lächeln. Besonders ihre Kostüme sind ein Hingucker, verweisen auf ihre jeweiligen "Standl" und sind voller Blumen, Gemüse und Obst, Wurst, Honig oder Käse. Carina vom Tölzer Kasladen trägt dazu selbstgebastelte Käse-Ohrringe. Erika hat schon 17 verschiedene Blütenhüte im Keller, Susi Müllers Kleid ist mit Gummiringen für Weckgläser verziert, denn auf dem Viktualienmarkt verkauft sie fermentiertes Gemüse. Um den Hals trägt sie eine Spitzkraut-Kette, das Weißkraut sei bei der letzten Probe abgefallen.

Viele tanzen schon über 30 Jahre am Faschingsdienstag. Annemarie Doll hat früher zum Beispiel bei einem Bäckerstandl gearbeitet und gesteht, dass es schon auch ganz schön anstrengend ist. Früher habe sie bis 22 Uhr getanzt und dann hieß es am nächsten Morgen wieder um 3 Uhr aufstehen. Aber sie habe sich auch geehrt gefühlt, als sie gefragt wurde, mitzumachen.

Am Faschingsdienstag ist der Tanz nach etwa zwei Stunden – offiziell zumindest – vorbei. Die Besucher und vielleicht auch manche Standlbesitzerin aber feiern noch fröhlich weiter.

Marktfrauen-Fans aus Tradition

Für einen an die 80 Jahre alten Mann ist ein Besuch bei den tanzenden Marktfrauen Pflicht: "Weil des Tradition is", schildert er. Ein Ehepaar kommt seit 37 Jahren vom Bayerischen Wald jeden Faschingsdienstag nach München. "Um 5 Uhr fahren wir weg – sind um 8 Uhr da und dann san' mir münchen-narrisch!"

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