Die "Naturdetektive" sammelten am Samstag Müll rund um die Stadt Alzenau
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Die "Naturdetektive" sammelten am Samstag Müll rund um die Stadt Alzenau

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Für eine saubere Umwelt: Kinder sammeln Müll in Alzenau

Überall in Unterfranken wurde am Wochenende zu Müllsammelaktionen aufgerufen. In Alzenau war die Kindergruppe "Naturdetektive" aktiv. Dort zeigte sich: Gerade in stadtnahen Gebieten ist Müll in der Natur ein großes Problem – nach Corona mehr denn je.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

"Iiiih, das stinkt ja!" – Michel zieht eine abgelaufene Fleischpackung aus dem Gebüsch, der Inhalt längst verdorben. Der Neunjährige schmeißt die Packung in einen blauen Müllsack, den sein Freund Salomon ihm aufhält. Gemeinsam durchkämmen die Kinder die Spazierwege rund um die unterfränkische Kleinstadt Alzenau: um die Natur von dem Müll zu befreien, der sich dort angesammelt hat.

400 Ehrenamtliche sammeln in Alzenau

Insgesamt rund 400 Ehrenamtliche waren vergangene Woche in Alzenau unterwegs, um Müll zu sammeln. Mit dabei waren am Samstag auch die Jugendfeuerwehren Kälberau und Alzenau sowie die jungen "Naturdetektive" des Vereins für Natur- und Vogelschutz, zu denen auch Michel und Salomon gehören. Die Grundschulkinder konnten gar nicht verstehen, wie sich so viel Müll in der Natur ansammeln kann. "Wahrscheinlich sind die Leute einfach zu faul, ein paar Meter zum Mülleimer zu gehen", rätselt der elfjährige Milan. "Ich finde das doof", meint Salomon, "weil das ist ja unser Zuhause. Das sollten wir doch gut behandeln und nicht überall Müll hinschmeißen."

Illegale Müllabladungen: "Wieder schlimmer geworden"

Tatsächlich ist das Problem von Müll in der Natur auch in Alzenau präsent. "Ich habe das Gefühl, dass es in letzter Zeit wieder schlimmer geworden ist", bestätigt Matthias Roth, Sachgebietsleiter Umwelt für die Stadt Alzenau. Nicht nur Haushaltsmüll, sondern auch viele Elektrogeräte und Möbel seien wieder vermehrt in der Umwelt abgeladen worden. Hotspots sind der umliegende Wald, aber auch die örtlichen Sammelcontainer für Altglas und Kleidung, die viele Bürger auch als Abladestelle für sonstigen Unrat zweckentfremden. Bei vielen Menschen fehle wohl das Bewusstsein, dass der Schrott auch kostenfrei bei Recyclinghöfen abgegeben werden könnte, so Roth.

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Besonders viel Müll sammelte sich rund um die örtlichen Kleider- und Altglas-Container an.

Corona-Pandemie: Stadtnahe Gebiete mehr beansprucht

Alzenau ist dabei längst kein Einzelfall. Achtloses Verhalten wie dieses breite sich überall aus, so Waltraud Galaske vom Arbeitskreis Abfall und Kreislaufwirtschaft im BUND Naturschutz Bayern. Durch die Corona-Pandemie sei der Druck auf den stadtnahen Bereich größer geworden, da neue Freizeitpunkte in und um die Städte erschlossen wurden. Häufig bleibe der Freizeitabfall dann einfach dort liegen, wo er nicht mehr gebraucht wird, so Roth.

Mehrweggebot macht sich noch nicht bemerkbar

Ob es sich dabei um Mehrweg- oder Pfandverpackungen handelt, spiele meist kaum eine Rolle. Um Müll zu reduzieren, hat es in den vergangenen Jahren einige Gesetzesänderungen gegeben. Neben dem Einwegplastikverbot gilt seit Januar dieses Jahres die Mehrwegpflicht für Gastronomen, nach der in Restaurants und Cafés auch Mehrweg-Behältnisse zum Mitnehmen von Speisen und Getränken angeboten werden müssen. Bisher hat sich dies jedoch noch nicht auf den in der Umwelt vorzufindenden Müll ausgewirkt, so Galaske. Die Nutzung von Aluminium-Getränkedosen steige sogar aktuell wieder an.

Frühjahrsputz in ganz Unterfranken: mehrere Landkreise aktiv

Durch den Aufruf zum Frühjahrsputz machen daher viele Kommunen jährlich auf die Müllproblematik aufmerksam. Im Landkreis Würzburg gab es bei der Aktion "Putz.Munter" Anfang März einen Anmelderekord mit mehr als 4.600 Freiwilligen. Noch bis zum 2. April rufen das Netzwerk Main, Flussparadies Franken und RhineCleanUp zur gemeinsamen Müllsammelaktion entlang des gesamten Mains, seinen Baggerseen und Zuflüssen auf.

Die Müllsammelaktion in Alzenau war eingebettet in die Initiative "Sauberer Landkreis" im Kreis Aschaffenburg. Es gehe darum, das Bewusstsein in der Bevölkerung zu stärken und auf die vielen legalen Möglichkeiten zur Müllentsorgung aufmerksam zu machen, so Landrat Alexander Legler. Neben Aschaffenburg hatten unter anderem auch der Kreis Miltenberg und die Stadt Lohr zu großangelegten Sammelaktionen aufgerufen.

In Alzenau kamen insgesamt knapp zehn Kubikmeter Müll zusammen, zweieinhalb Container voll. Mit dabei waren Autoreifen, ein Staubsauger, Farbeimer und ein alter Holzschlitten. Auch die kleinen "Naturdetektive" fanden neben jeder Menge Dosen und Verpackungsmüll auch einen ganzen Haufen alter Fahrradreifen. Sie selbst aber sind sich sicher: Sie würden auf keinen Fall einfach Müll in die Landschaft schmeißen: "Ist doch klar, weil das ist doch Umweltverschmutzung."

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