Ein Habichtskauz im Käfig.
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Ein Habichtskauz sitzt in einer Voliere.

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23 Habichtskäuze in der Oberpfalz ausgewildert

23 Habichtskäuze in der Oberpfalz ausgewildert

Vor 100 Jahren starb der Habichtskauz aus. Jetzt wächst die Population der Tiere im Nordosten Bayerns aber wieder. 23 Tiere sind jetzt in der Oberpfalz ausgewildert worden. Ein Naturschützer spricht im BR24-Interview von einem "Gänsehaut-Erlebnis".

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Die Population der Habichtskäuze in Nordostbayern wächst. 23 Tiere sind dieser Tage ausgewildert worden, wie Johannes Bradtka vom Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern (VLAB) mit Sitz in Erbendorf im Kreis Tirschenreuth sagte. Die Jungvögel sollen in den Wäldern der Oberpfalz und Oberfrankens heimisch werden. Seit Beginn des Wiederansiedlungsprojektes im Jahr 2017 sind den Angaben nach gut 100 Habichtskäuze in die Freiheit entlassen worden.

"Soft Release" in den Oberpfälzer Wald

"Das ist ein unheimlich spannendes Gefühl, ein Gänsehaut-Erlebnis", sagt Johannes Bradtka im BR24-Interview zu dem Moment, als die Tiere in der Oberpfalz ihre Volieren verlassen haben. Das Verfahren nenne sich "Soft-Release". In der Dämmerung würden bei gutem Wetter die Luken geöffnet. Im Umfeld der Volieren stehen dann Futtertische, damit der Übergang für die Tiere nicht hart ist und sie sich langsam an ihren neuen Lebensraum in Freiheit gewöhnen können.

Tiere stammen aus Zoos

Die Habichtskäuze stammen aus Nachzuchten in Zoos und Wildparks in Frankreich und Deutschland. VLAB-Vorsitzender Bradtka freut sich über das große Netzwerk, das sich mit den Jahren entwickelte. So soll auch eine genetische Vielfalt innerhalb der Population geschaffen werden. Hierfür sei auch die DNA-Sequenzierung ein wichtiger Schritt. Diese sei für jeden der nun ausgewilderten Habichtskäuze vorgenommen worden.

Sie diene dazu, den Genpool der Population kontinuierlich zu überprüfen und zu vergrößern, um einer Inzucht vorzubeugen, sagt Projektleiterin Michaela Domeyer. "Die genetische Vielfalt ist ein zentraler Faktor für das langfristige Überleben einer jeden Art. Mit der DNA-Sequenzierung können wir künftig gezielt darauf hinwirken, die Habichtskauz-Population gesund zu erhalten und ihr Aussterberisiko zu verringern."

Habichtkäuze mit GPS-Sendern ausgestattet

Neu ist Bradtka zufolge heuer, dass neun der Vögel mit kleinen GPS-GSM-Ortungsgeräten ausgestattet worden sind. Damit würden Daten zu den Wanderungsbewegungen der Käuze gesammelt.

"Die Telemetrie ist ein Fortschritt für unser Projekt, um Einblicke in das Leben der Habichtskäuze nach ihrer Freilassung zu gewinnen. Wir sind gespannt auf die ersten Ergebnisse", sagt Bradtka. Die Sender fallen nach einer gewissen Zeit von selbst ab und können dann eingesammelt werden.

Bis zu 50 Prozent der Tiere überleben nicht

Naturschützer Bradtka hofft jetzt, dass die Tiere gesund bleiben, sich an den neuen Lebensraum gewöhnen und sich fortpflanzen. Die Sterblichkeitsrate der ausgewilderten Habichtskäuze liege zwischen 40 und 50 Prozent. Häufigste Todesursache seien dabei Verkehrsunfälle, also Kollisionen mit Lastwagen oder Autos. Dazu komme es, wenn die Tiere am Straßenrand sitzen und nach Mäusen jagen.

Vor 100 Jahren ausgestorben

Etwa 220 Brutkästen hat der Verein in den Wäldern des Fichtelgebirges, des Hessenreuther- und Oberpfälzer Waldes, im Steinwald, auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr und jenseits der Grenze zu Tschechien im Böhmischen Wald für die Tiere aufgehängt.

Der Habichtskauz ist der größte und zugleich einer der seltensten Käuze in Mitteleuropa. Er ist etwa 60 Zentimeter groß, hat eine Spannweite von 125 Zentimetern und kann 20 Jahre alt werden. Der Habichtskauz war in Deutschland ausgestorben. Vor fast 100 Jahren wurde das damals letzte lebende Exemplar in der bayerisch-tschechischen Grenzregion geschossen.

Seit 2017 werden die putzigen Eulenvögel in Nordostbayern wieder angesiedelt. Gefördert wird das Wiederansiedlungsprojekt unter anderem von der Heinz-Sielmann-Stiftung.

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