Am Sonntag ab 14 Uhr erinnern Überlebende, deren Angehörige, Politiker, Diplomaten und Geistliche mit einem Gedenkakt an die Befreiung des KZ Flossenbürg vor 79 Jahren. Dazu werden über 600 Gäste erwartet, darunter vier ehemalige Häftlinge des KZ Flossenbürg. Finanz- und Heimatminister Albert Füracker (CSU) und der Präsident der Universität Regensburg, Prof. Dr. Udo Hebel, werden Reden halten. Für die Familien der Opfer wird Youp Zwolschen sprechen, dessen Großvater die Leiden in Flossenbürg überlebte.
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So viele Menschen wie noch nie angekündigt
Nach dem Gedenkakt legen Jugendliche auf dem "Platz der Nationen" im "Tal des Todes" Kränze nieder. Laut Auskunft eines Sprechers der KZ-Gedenkstätte haben sich zum Gedenkakt so viele Menschen wie noch nie angemeldet, darunter viele politische Mandatsträger. Erstmals wird am Wochenende auch der Steinbruch am Wurmstein für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Er ist erst Anfang des Monats in das Gelände der Gedenkstätte übergegangen.
Granitabbau war Grund für Errichtung des KZ 1938
Der Granitabbau war der Grund, warum die SS im Jahr 1938 in Flossenbürg ein KZ errichtet hat. Bis Ende März hat ein Unternehmen darin den weltbekannten Flossenbürger Granit abgebaut. Die historische Abbruchkante mit der sogenannten Häftlingswand steht bereits seit vielen Jahren unter Denkmalschutz.
Auch das Verwaltungsgebäude des historischen Steinbruchs, das Gebäude der Deutschen Erd- und Steinwerke (DESt-Gebäude), kann besichtigt werden. Es wird für 8,5 Millionen Euro saniert, die Arbeiten dazu haben bereits begonnen. Die Kosten teilen sich der Freistaat Bayern und der Bund.
Memory Lab zum Thema "Erinnern" geplant
Erst im kommenden Jahr geht ein weiteres Grundstück in das Gedenkstättengelände über, auf dem weitere Gebäude stehen. In ihnen sollen ein Memory Lab mit einem Experimentierfeld "Erinnern" und Übernachtungsmöglichkeiten für Besuchergruppen entstehen. Die Mitarbeiter der Gedenkstätte erhoffen sich von den Besuchern auch Anregungen und Ideen sowie Meinungen und Gedanken zur Zukunft des Areals.
Am Samstag hat der "Verband italienischer ehemaliger Deportierter in nationalsozialistische Lager" (ANED Pavia) im ehemaligen Arrestgebäude eine Ausstellung eröffnet, die mit Überlebenden und Angehörigen erstellt wurde. Sie trägt den Titel "Deportati del Trasporto 81 Bolzano – Flossenbürg 5-7 Settembre 1944".
Am Samstag und Sonntag bietet das "Zelt der Begegnung" auf dem ehemaligen Appellplatz Gelegenheit für Austausch und Information. Außerdem gibt es ein Pop-up-Archiv, bei dem Geschichten zum KZ, seinen Außenlagern oder zu den Todesmärschen in den letzten Kriegstagen geteilt werden.
30.000 Menschen starben in Flossenbürg
Das KZ Flossenbürg hatte insgesamt 80 Außenlager zwischen dem nördlichen Sachsen und Niederbayern sowie zwischen Prag und Würzburg. Insgesamt waren 100.000 Häftlinge im Stammlager in Flossenbürg und den Außenlagern inhaftiert, rund 16.000 davon waren Frauen. 30.000 Menschen überlebten den Terror der SS in Flossenbürg nicht.
Als die 90. Infanteriedivision der US-Armee am 23. April 1945 nach Flossenbürg kam, fand sie nur mehr 1.500 geschwächte und schwerkranke Menschen vor. 15.000 Häftlinge wurden bereits Tage vorher auf sogenannte Todesmärsche in Richtung Süden getrieben.
Im Video: Die Todesmärsche von Flossenbürg
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