Susi Kronstein steht mit ihrem Hund Patchi vor ihrem Fahrrad-Wohnwagen.
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Susi Kronstein hat ihren Hund Patchi auf den Reisen mit ihrem Fahrrad-Wohnwagen immer dabei.

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Gefühl von Freiheit: Mit dem Bike-Wohnwagen auf Tour

Gefühl von Freiheit: Mit dem Bike-Wohnwagen auf Tour

Völlig unabhängig und frei wollen sie sich fühlen – deshalb machen immer mehr Radfahrer Touren mit einem Mini-Camper. Auch für Susi Kronstein und ihren Hund ist jede Fahrt ein kleines Abenteuer – so auch die Tour von Geisenhausen nach Scheyern.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Samstagvormittag am .

Geisenhausen, im niederbayerischen Landkreis Landshut: Susi Kronstein bereitet sich vor ihrem Wohnhaus auf eine Reise vor. Es ist Vormittag und gleich wird die 66-Jährige mit E-Bike und einem eiförmigen Fahrrad-Wohnwagen aus gedämmten Alublechen nach Oberbayern starten. Ihr Wohnwagen ist gerade mal einen Meter breit, 2,50 Meter lang und 1,75 Meter hoch. Sie will damit zu einem Mini-Camper-Treffen am nächsten Tag fahren.

E-Bike und Mini-Wohnwagen: Hund Patchi gab den Ausschlag

Stets mit dabei ist ihr spanischer Hütehund. Früher hat sie Patchi mit einem Jogger gefahren, da er gehbehindert ist. "Und dann habe ich den Wohnwagen gesehen und habe mir gedacht: 'Das wäre es für uns.' Ja, es ist ein Traum - so unterwegs sein, gerade mit Hund! Du bist ja nicht überall erwünscht", sagt Susi Kronstein und lässt Patchi in den Mini-Camper einsteigen.

Den Camper hat sie vor drei Jahren nach ihren Bedürfnissen und denen ihres Hundes anfertigen lassen. Das hat 3.000 Euro gekostet. Für Patchi gibt es ein Fenster vorne im Fußraum. Während der Fahrt steht es offen, sodass er seine Nase in den Fahrtwind strecken kann. 75 Kilometer liegen vor ihr. Was sie wohl bei dieser Tour erleben wird? Sie fährt gemütlich dahin – mit durchschnittlich neun Kilometern in der Stunde.

Immer wieder neugierige Blicke

Mit ihrem Fahrrad-Wohnwagen erregt sie häufig Aufsehen und wird von Passanten angesprochen. Winfried Schott aus München ist auch länger unterwegs, allerdings nur mit einem herkömmlichen Fahrrad und einem einfachen Anhänger für seine Habseligkeiten. Susi Kronstein zeigt ihm bereitwillig die Inneneinrichtung ihres Wohnwagens, die sie voll auf Patchi ausgerichtet hat. Sie kann etwa ihr Bett zurückklappen, damit der Hund während der Fahrt mehr Platz hat.

Winfried Schott ist beeindruckt, doch ohne E-Bike würde er den Wohnwagen nicht ziehen wollen. Da stimmt ihm die Mini-Camperin zu: "In der Ebene, kein Problem. Da kann ich ihn mit zwei Fingern schieben, aber man merkt die geringste Steigung." Kein Wunder, denn der Wohnwagen wiegt leer schon rund 70 Kilo und ihr Hund 30 Kilo!

Susi Kronstein fährt weiter Richtung Amper. Die Radreisende bevorzugt Routen entlang von Gewässern, denn da geht es meist eben dahin.

Gesucht wird: Stellplatz für die Nacht

Beizeiten macht sie sich auf die Suche nach einem Schlafplatz. Der Fahrrad-Wohnwagen gilt weder als Camper noch als Zelt – eine rechtliche Grauzone. Meistens fragt die Radreisende Bewohner eines Gehöfts, ob sie sich auf deren Grundstück stellen darf. In Oftlfing, einem Ortsteil von Langenbach im Landkreis Freising, scheint ihr ein Hof geeignet. Mal sehen, wie die Leute reagieren. Mit ihrer freundlichen Art hat Susi Kronstein meistens Glück, außer in sehr touristischen Gegenden. Auch dieses Mal sind die Anwohner einverstanden und geben ihr sogar Strom.

Hinter einem Strauch vor dem Wohnhaus der Gastgeber fährt sie die Standbeine ihres Wohnwagens aus. Dann lädt sie die beiden Akkus am Rad auf. Bei besten Bedingungen würden diese bis zu 130 Kilometer reichen. Heute ist sie nur etwa 45 Kilometer gefahren. Doch sicherheitshalber macht sie die Akkus wieder voll.

An diesem Abend gibt es nur eine Brotzeit. Für warme Speisen und Getränke hat die Camperin einen Spiritus- und einen Gaskocher dabei. Nach dem Essen flüchtet sie sich vor den Mücken in ihren Wohnwagen und zieht das Mückennetz zu. "Und dann kann ich mein Bett so auf halbe Lehne – wie so einen Liegestuhl – stellen und gemütlich dann noch ein bisschen im Internet schauen", erzählt die Rentnerin. Spätestens um halb zehn schaltet sie das Licht aus und schläft ein.

Bereits eigene Internet-Community

Am nächsten Morgen bricht die Frühaufsteherin bereits gegen 7 Uhr auf. Sie hat eine hügelige Strecke bis nach Scheyern im Landkreis Pfaffenhofen zu bewältigen. Ihr Ziel ist der Pferdehof ihrer Tochter, auf dem sie sich mit drei von schätzungsweise 400 Besitzern eines Mini-Campers in Deutschland verabredet hat: Leo Auer, Günther Blaszak und Richard Waltrapp. Sie alle sind Mitglieder der Internet-Community fahrradwagen.com.

Da es warm ist an diesem Tag, wählen die Mini-Camper einen luftigen Stellplatz neben Pferdekoppeln. Leo Auer hat ihren Wohnwagen zum Aufklappen aus weißem Kunststoff fertig gekauft. Sobald sie ihn installiert hat, stellt sie die auf einer Seite verräumten Möbel wieder an ihren Platz. Die beiden Männer haben ihre Camper selbst gebaut – Günther Blaszak seinen für gerade mal 300 Euro, hauptsächlich aus Holz vom Sperrmüll und leuchtend gelb gestrichen. Er und Richard Waltrapp können sich über Solarpaneele selbst mit Strom versorgen.

"Jeder tüftelt, macht und bastelt"

Susi Kronstein kennt die anderen von einem Treffen vor zwei Monaten. Sie schätzt den Austausch mit den Gleichgesinnten: "Jeder tüftelt, macht und bastelt und kann dann im Forum sich auch Rat holen. Das ist schon toll." Auf Youtube hat sie sogar einen eigenen Kanal, auf dem Interessierte ihre Fahrrad-Reisen nacherleben können. Wo es das nächste Mal hingeht, entscheidet sie ganz spontan.

Fix ist dagegen der Termin für das dritte Treffen der Fahrradwagen-Community, zu dem auch Interessierte gerne kommen können. Es findet am 2. und 3. September in Zeitz-Luckenau in Sachsen-Anhalt statt.

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