Zum Gedenken an die Ermordung der NS-Widerstandskämpfer "Die Weiße Rose" vor 81 Jahren war am Dienstag die US-Botschafterin für Deutschland, Amy Gutmann, für eine Gedächtnisvorlesung an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) zu Gast. Ihr Plädoyer für Demokratie und Toleranz speiste sich aus ihrer eigenen Familiengeschichte.
Zeitzeugen für junge Menschen unerlässlich
Der Gedenktag begann zunächst in Pullach im Isartal. Dort traf die US-Botschafterin am Pater-Rupert-Mayer-Gymnasium auf 135 Schüler und Schülerinnen der Oberstufe, die im Rahmen der Botschafts-Kampagne "#StandUpSpeakOut" mit ihr über Verschwörungsmythen und Desinformationen sprachen. Am meisten beeindruckten die jungen Menschen aber die persönlichen Schilderungen zum Thema Antisemitismus. Gymnasiastin Jule Balzer sagte: "Wenn jemand vor mir sitzt, der das wirklich alles miterlebt hat, finde ich das persönlich noch mal deutlich aussagekräftiger und deutlich stärker, da ich einfach weiß, dass er wirklich dabei war. "
Die Botschaft des verfolgten Vaters
Der Vater von Amy Gutmann, Kurt Gutmann, musste 1934 aus Feuchtwangen in Bayern vor den Nationalsozialisten fliehen. Nach ihrem Treffen mit den Jugendlichen legte sie am Geschwister-Scholl-Denkmal im Lichthof der LMU einen Kranz nieder. Sie sagte, es sei ein besonderes Gefühl für sie, hier zu sein und nach Bayern zurückzukehren, wo ihr Vater aufgewachsen ist. Auch sei ihre Botschaft die gleiche, die ihr Vater ihr mitgegeben habe: "Es ist wirklich wichtig, frühzeitig und immer wieder aufzustehen und sich gegen Antisemitismus und alle Formen von Hass auszusprechen."
Bei der Gedächtnisvorlesung im Audimax der LMU mahnte sie in einer bewegenden Rede, nicht nachzulassen, wenn Menschen ungerecht behandelt würden. Sie warb für Toleranz und Verständigung, aber auch dafür, sich immer starkzumachen und unnachgiebig Antisemitismus zu bekämpfen. Die Hinterbliebenen der Familien der ermordeten Mitglieder der Weißen Rose trafen sich ebenfalls bei dieser Veranstaltung.
Enkel des Ermordeten Probst: Erinnerungskultur muss wachsen
Der Enkel des 1943 ermordeten Christoph Probst, Sebastian Probst, zeigte sich erschüttert von der aktuellen politischen Situation: "Politisch sieht es furchtbar aus, auch in Bayern. Die letzten Entscheidungen waren frustrierend und gerade deswegen ist es entscheidend, dass die Erinnerungskultur wächst." Aus Sicht von Sebastian Probst eine weltweite Aufgabe, für die Amy Gutmann wichtige Impulse geliefert habe.
Die Mitglieder der Widerstandsgruppe "Die weiße Rose" und ihr Freund Christoph Probst wurden zwischen Februar und April 1943, also vor 81 Jahren, in München enttarnt, verhaftet und schließlich in Stadelheim hingerichtet.
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