Die Täter kommen und verschwinden schnell und oft unerkannt, der Schaden ist riesig. Vergangenes Jahr kam es in Bayern zu 37 versuchten und vollendeten Sprengungen. Der Sachschaden: über vier Millionen Euro, dazu ein Beuteschaden von mehr als drei Millionen Euro. 2021 waren es noch 17 Sprengungen bayernweit. Laut Bundeskriminalamt werden bei den Sprengungen mittlerweile überwiegend Explosivstoffe statt Gasgemische verwendet, damit seien Täter erfolgreicher. Durch die Taten entstehe noch höherer Sachschaden und mehr Gefährdung für Menschen.
Fall in Aschaffenburg: Ermittlungen dauern an
In Aschaffenburg in Unterfranken kam es im Januar dieses Jahres zur Sprengung eines Geldautomaten der VR-Bank im Stadtteil Strietwald. Die Notwendigkeit, die Banken per Gesetz zu mehr Maßnahmen zu verpflichten, sieht Wolfgang Heßler vom Vorstand der VR-Bank in Aschaffenburg nicht. Die Banken würden ihre Automaten schon aus Eigeninteresse absichern, zumindest könne er das für seine Bank sagen. Außerdem würden die Versicherungen den Schaden nicht ersetzen, wenn die Banken nicht nachweisen könnten, dass die Automaten ausreichend abgesichert seien.
Das Bayerische Landeskriminalamt teilte auf BR24-Anfrage mit, dass Ermittlungen zu der Sprengung in Aschaffenburg noch laufen. Der freistehende Automat war am 9. Januar in den Morgenstunden im Stadtteil Strietwald gesprengt worden. Für die Täter war die Bank strategisch sehr gut gelegen, mit direkter Anbindung an die Autobahn A3. Sie setzten dabei offenbar festen Sprengstoff ein. Auf der Überwachungskamera waren drei vermummte Personen zu sehen, die in einem dunklen Auto geflüchtet sind.
Banden häufig aus den Niederlanden
Die Ermittler gehen offenbar davon aus, dass die Täter aus Holland kommen, so Heßler im Gespräch mit BR24. Laut LKA stammen in Bayern rund zwei Drittel der Täter aus den Niederlanden. Gründe seien die Nähe zu Deutschland und dass es im Bundesgebiet noch vergleichsweise viele Geldautomaten gebe. In den Niederlanden wird mittlerweile weniger mit Bargeld bezahlt. Ob und wieviel die Täter im Aschaffenburger Fall erbeutet haben, dazu schweigt das LKA wegen der laufenden Ermittlungen.
Banken setzen auf technische Sicherungen
Laut Heßler hat die VR-Bank in Aschaffenburg bereits mehrere Sicherungsmaßnahmen im Einsatz, je nach Standort der Geldautomaten und wie gefährdet sie sind. Die Banken setzen unter anderem auf Kameraüberwachung und Vernebelungsanlagen. Diese löst eine Nebelpatrone aus, wenn die Täter nach den Öffnungszeiten in den Raum einbrechen. Außerdem zum Einsatz kommen Einfärbe-Systeme für die Geldscheine, die das Geld unbrauchbar machen sollen.
Allerdings hätten die Täter teilweise bereits Verfahren entwickelt, das Geld wieder zu säubern, so Heßler. Außerdem schauen die Banken mittlerweile genau hin, wo sie ihre Automaten aufstellen. Auch die VR-Bank in Aschaffenburg hat aus dem Fall im Januar gelernt. Der freistehende Bankautomaten-Würfel werde dort nicht mehr aufgestellt. Stattdessen gebe es eine Kooperation mit der Sparkasse im Strietwald. Hier ist der Automat innerorts mit im Bankgebäude. VR-Bank-Kunden können nun auch dort kostenlos Geld abheben, sagt Heßler. Andernorts sind Bankautomaten aus Sicherheitsbedenken inzwischen nachts geschlossen.
Eine gesetzliche Verpflichtung zur Nachrüstung der Automaten ist aus Sicht der Deutschen Kreditwirtschaft der falsche Ansatz. Sie findet es schwer nachzuvollziehen, dass Banken und Sparkassen die alleinige Verantwortung tragen sollen.
Verklebe-Technik in Deutschland noch nicht im Einsatz
Worauf die Banken hierzulande noch warten, ist die sogenannte Verklebe-Technik, die bereits in anderen europäischen Ländern zum Einsatz kommt. Im Falle einer Sprengung werden die Scheine so zugekleistert, dass sie unbrauchbar sind. Diese Systeme würden aktuell geprüft und sollen danach auch zum Einsatz kommen, so Heßler. Im November vergangenen Jahres haben sich die Banken und Sparkassen bei einem runden Tisch schon zu vorbeugenden Maßnahmen bereit erklärt.
Auf BR24-Anfrage teilte das LKA mit, dass die bayerische Polizei im Austausch mit den Vertretern der Banken stehe und diese unterstütze, etwa durch ein Beratungsangebot zu Schutzmaßnahmen. Die Erfahrungen zeigten, dass die Banken bereits eine Vielzahl von Sicherungsmaßnahmen angestoßen hätten, um die Wirksamkeit der Sicherungsmaßnahmen gegen Geldautomatensprengungen noch weiter zu erhöhen.
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