"Die haben ein Trümmerfeld hinterlassen", erklärt Fabian Puchelt, der Sprecher des Bayerischen Landeskriminalamts (LKA), auf Anfrage von BR24, nachdem Unbekannte am frühen Morgen einen Geldautomaten im Aschaffenburger Stadtteil Strietwald gesprengt hatten. Die Detonation sei groß und es sei gefährlich für Passanten gewesen, so Puchelt weiter. Verletzt wurde aber niemand, vor allem wohl aufgrund der frühen Uhrzeit: 4.48 Uhr. Die Täter sind auf der Flucht, die Polizei fahndet nach ihnen. Ob sie Beute gemacht haben, ist noch nicht klar.
Täter waren vermummt
Bei dem Automaten der VR-Bank in der Daimlerstraße handelt es sich um einen "Selbstbedienungswürfel", also einen Geldautomaten, der im Freien steht. Nach ersten Informationen des Landeskriminalamts haben die Täter Fest-Sprengstoff an dem Automaten angebracht und ihn damit in die Luft gejagt. Auf der Überwachungskamera des Automaten sind drei vermummte Personen zu erkennen. Laut Polizei könnten es aber mehr Beteiligte gewesen sein.
Täter sind mit dunklem Auto Richtung A3 geflüchtet
Bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen dunklen, hochmotorisierten Pkw. Damit sind die Täter zunächst über die nahegelegene B8 geflüchtet, dann wahrscheinlich weiter Richtung A3. Das sei eine typische Masche bei Sprengungen von Geldautomaten: schnell hin und schnell wieder weg, so LKA-Sprecher Puchelt.
Geldautomaten-Sprengungen in Bayern immer häufiger
In Bayern ist die Zahl der Geldautomaten-Sprengungen im vergangenen Jahr sprunghaft gestiegen. Laut LKA waren es 37 Fälle. 2021 waren es im gesamten Jahr 17, 2020 waren es 24. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) will deshalb den Druck auf die international agierenden Tätergruppen erhöhen. Außerdem sollen die Betreiber von Geldautomaten in Zukunft dazu verpflichtet werden, die Geldbestände vor Sprengungen zu sichern, so der Wille der Innenminister-Konferenz.
Fälle nehmen in ganz Deutschland zu
Auch bundesweit häufen sich aktuell die Fälle von Geldautomaten-Sprengungen. Laut einem Medienbericht waren es 450 Fälle im Jahr 2022, im Jahr zuvor noch 381. In Bayern ist Franken eine Hotspot-Region. Und: Vermehrt würden dabei auch Menschen in Gefahr kommen. Denn mittlerweise komme häufig Sprengstoff zum Einsatz, so LKA-Sprecher Puchelt. "Die Täter überlegen sich genau, wie viel Sprengstoff sie brauchen, damit das Geld nicht beschädigt wird." Früher hätten Kriminelle eher Gasgemische für Anschläge verwendet.
Täter kommen überwiegend aus Holland
Im aktuellen Bericht des Bundeskriminalamts (BKA) zu dem Thema wird dieses Phänomen ebenfalls erwähnt. Weil die niederländischen Banken ihre Sicherheitsmaßnahmen erhöht haben, kämen immer mehr Täter nach Deutschland. Die Niederlande schützen ihre Automaten jetzt besser, indem Geldscheine bei Sprengungen verkleben.
Banken reagieren mit Sicherheitsmaßnahmen
Manche Banken reduzieren wegen der häufigen Sprengungen ihr Angebot an Geldautomaten oder versuchen, ihre Automaten besser zu schützen. So verfügen neuere Geräte über ein System, das eingeleitetes Gas neutralisieren kann. Außerdem gibt es unter anderem Vernebelungssysteme in den Vorräumen von Banken, um den Automatensprengern die Sicht zu nehmen. Ein besonders massiver Schutz ist eine Art runder Bunker aus Stahlbeton, in dem der Bankautomat eingebettet wird. Erfunden hat ihn eine Firma aus Berlin. Im Westen Deutschlands sind diese Bunker schon häufig im Einsatz. Das Interesse von anderen Banken sei groß, heißt es von der Firma.
LKA bittet Zeugen um Mithilfe bei Fall in Aschaffenburg
Im Fall der Geldautomaten-Sprengung in Aschaffenburg hat das LKA hat die Ermittlungen übernommen und bittet Zeugen, sich zu melden: Wer hat am Morgen des 9. Januar verdächtige Personen beobachtet? Wer hat im Vorfeld etwas Verdächtiges bemerkt? Wer kann Hinweise zu den Tätern oder dem Flucht-Fahrzeug geben? Zeugen sollen sich unter der Telefonnummer 089/12 12 0 oder bei der Polizei vor Ort melden. Das kriminaltechnische Institut des LKA in München wird den Sprengstoff in den nächsten Tagen untersuchen.
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