Eine Gruppe junger Menschen steigt durch Geröll zu den Überresten des Blaueisgletschers auf
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Politische Forderungen im Gepäck: Gemeinsamer Aufstieg der Jugendumweltverbände zum Blaueisgletscher

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Gemeinsame Aktion der Jugendumweltverbände am Blaueisgletscher

Junger Appell an die Politik: Erstmals trafen sich am Montag die größten deutschen Jugendumweltverbände zu einem Gipfeltreffen. Gemeinsam stiegen sie zum Blaueisgletscher im Nationalpark Berchtesgaden auf. Im Gepäck hatten sie viele Forderungen.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Südbayern am .

Es ist spätsommerlich heiß beim Anstieg zum Blaueisgletscher im Nationalpark Berchtesgaden am Montag. Mehr als 1.200 Höhenmeter sind es vom Tal bis zu den Überresten des Gletschers an der Nordflanke des Hochkalters. Der Bergwald leuchtet im spätsommerlichen Grün, unten im Klausbachtal liegt der Hintersee, auf dem die Tretboote ihre Kreise ziehen. Wenn man die Blaueishütte erreicht, sieht man zum ersten Mal die Reste des Gletschers. Er liegt in einem riesigen Kessel aus Fels. Gerade am glatt polierten Gestein und an den Moränen aus Schutt kann man ablesen, wie groß der Gletscher einst war. Von der Masse aus dem 19. Jahrhundert ist heute kaum noch etwas übrig. Das wird am Montag auch den Delegierten der Jugendumweltverbände klar, von denen viele zum ersten Mal hier sind.

Das Blaueis ist der nördlichste Gletscher der Alpen, seine Fläche umfasst noch etwa fünf Hektar. Oben angekommen, gibt es eine gemeinsame Runde aus Vertreterinnen und Vertretern der Jugend im Deutschen Alpenverein, im Bund für Umwelt und Naturschutz und im Naturschutzbund Deutschland. Die Gruppe ist nicht zum Wandern hier. Sie fordern die Politik auf, endlich mehr für Klimaschutz zu tun.

Weniger klimaschädliche Subventionen gefordert

Der sofortige Abbau von klimaschädlichen Subventionen ist ein Punkt, der nach Ansicht der Gruppe sofort umgesetzt werden müsste, da er im Koalitionsvertrag steht. "Das würde dazu führen, dass die Regierung anfängt, etwas gegen die Klimakrise zu tun, anstatt sie weiterhin zu befeuern. Und damit auch den Gletscherschwund anzuheizen, den wir hier jetzt gerade erleben müsssen", sagt Moritz Tapp, der Mitglied im Bundesvorstand den BUNDJugend ist.

Am Vorabend der Tour zum Blaueis hatten die Delegierten noch rege diskutiert. Am Ende haben sie sich auf ein gemeinsames Papier verständigt. Neben der Abschaffung des Dienstwagen-Privilegs fordern sie statt einer Politik der Klimafolgenanpassung eine echte Reduktion von Emissionen. Außerdem einen massiven Ausbau von Grünflächen, die Wiedervernässung der Moore, besseren öffentlichen Nahverkehr sowie mehr und vor allem grenzübergreifende Schutzgebiete.

Ihre Forderungen an die Politik sind nicht neu. Neu ist die gemeinsame Stimme, die die drei größten Jugendumweltverbände gemeinsam erheben. Sie vertreten zusammen mehr als eine halbe Million junge Menschen in Deutschland und sehen sich darüber hinaus als Stellvertreter künftiger Generationen. "Ich wünsche mir, dass auch junge Menschen in Zukunft in die Berge gehen und noch Gletscher gehen können. Für die Alpen ist das wahrscheinlich verloren, aber es gibt noch viele andere Dinge, um die wir noch kämpfen müssen", sagt Ella Schott von der Jungend des Deutschen Alpenvereins (JDAV).

Rettungsdecke für schmutzige Schneereste

Am Fuß des Gletschers liegt noch ein kleines Schneefeld, das jetzt im Spätsommer zum Großteil von Geröll überdeckt ist und ziemlich schmutzig aussieht. Darauf breiten die Jugendvertreter symbolisch eine goldene Rettungsdecke aus, um die Schneereste vor der Hitze zu schützen.

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Rettungsdecke für den Gletscher: Symbolische Aktion der Jugendumweltverbände

Bereits mehrere Aktionen auf Alpengletschern in diesem Sommer

Die Alpen sandten eine besonders drastische Mahnung aus, endlich weniger CO2 auszustoßen. Was derzeit passiere, sei bei weitem nicht ausreichend, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Für Simon Keller, Bundesjugendleiter beim JDAV und Vizepräsident beim DAV "geht es nicht um Bergsteigen oder Bergsport, es geht um die Lebensgrundlage für die Menschheit."

Das Treffen am Blaueisgletscher ist anders als andere – umstrittene – Klimaproteste. Der Gletscher wurde gewählt, weil er in wenigen Jahren verschwunden sein wird. Die Auswirkungen des Klimawandels sind hier besonders deutlich sichtbar. Und: Es ist nicht die erste Aktion an einem Gletscher in diesem Jahr. Erst vergangene Woche hat eine Umweltschutz-Organisation die Pasterze, den größte Gletscher Österreichs, in einem Sarg aus Eis symbolisch zu Grabe getragen. Bereits im Frühjahr gab es auf dem Zugspitzplatt ein musikalisches Requiem für den ehemaligen südlichen Schneeferner.

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