Im Rathaus in Hohenwart sind sie zusammengekommen: Neun Bürgermeister, der vom Hochwasser betroffenen Gemeinden, die Landräte aus Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen und die beiden Landtagsabgeordneten. Ihr Ziel: Gemeinsam die Bürger vor dem nächsten Hochwasser schützen. Denn dass es kommen wird, ist klar. Die Frage ist nur, wann. Und darauf will man vorbereitet sein. Der Schlüssel: Geschwindigkeit. Dafür soll die ins Leben gerufene "Arbeitsgemeinschaft solidarischer Hochwasserschutz" sorgen.
Interkommunale Zusammenarbeit - Pilotprojekt für Bayern?
Die Arbeitsgemeinschaft will solidarisch und interkommunal arbeiten, denn "Wasser macht nicht an Landkreis- oder Bezirksgrenzen halt", so Landtagsabgeordneter Roland Weigert (FW). Deshalb will man auch mit den Gemeinden im schwäbischen Aichach-Friedberg in der kommenden Woche sprechen. "Wir sind mit der Arbeitsgemeinschaft dabei, etwas Neues auf den Weg zu bringen. Dieser interkommunale Ansatz ist bislang einzigartig in Bayern", meint Weigert. Von dem Pilotprojekt könnten dann auch andere Regionen in Bayern profitieren.
Ziel: kleine Maßnahmen bei Flüssen und Bächen
Im Fokus der Schutzmaßnahmen: die kleinen Bäche und Flüsse. Wie beispielsweise die Paar, die Weilach, die Ilm oder der Gerolsbach. Sie verwandelten sich Anfang Juni in reißende Flüsse und zerstörten große Teile der Ortschaften, wie in Schrobenhausen, Reichertshofen, Baar-Ebenhausen oder Manching. "Die kleinen Flüsse sind die Herausforderung, aber auch die Lösung. Weil an kleineren Flüssen kann ich viel einfacher Hochwasserschutzmaßnahmen umsetzen als an großen. Also kleine, dezentrale Maßnahmen sind die Lösung für die Zukunft", meint Pfaffenhofens Landrat Albert Gürtner (FW). Darauf will die Arbeitsgemeinschaft setzten.
Dezentraler Hochwasserschutz
Das Ziel der Arbeitsgemeinschaft ist, möglichst schnell in die Umsetzung von dezentralen Maßnahmen zu kommen. Dazu gehört der weitere Ausbau des technischen Hochwasserschutzes, wie Hochwasserschutzwände, aber auch der natürliche Hochwasserschutz, wie Rückhalteflächen. Diese sollen gefunden und künftig genutzt werden können. Dabei handelt sich um Flächen, die bei einem Hochwasser geflutet werden können. Dafür müssen Gespräche mit den Eigentümern geführt werden, mögliche Ausgleichszahlungen vereinbart werden.
Für Schrobenhausen sei der Ansatz, das Wasser schon vor der Stadt auszuleiten, ein wichtiger Bestandteil des Hochwasserschutzes, so Bürgermeister Harald Reisner (FW). "Wir müssen jetzt Gas geben", sagt er. Und dass der technische Hochwasserschutz an seine Grenzen kommt, da sind sich die Beteiligten auch einig. So hohe Mauern, wie man im Juni gebraucht hätte, könne man gar nicht bauen, meint Manchings Bürgermeister Herbert Nerb. Schnelle, dezentrale Maßnahmen müssen kommen.
Weniger Bürokratie, schnellere Maßnahmen
Ein weiterer Schritt sei, mit den Wasserwirtschaftsämtern enger zusammenzuarbeiten. Heißt: Klären, welche Projekte stehen an und woran hakt es. Vor allem die Planfeststellungsverfahren bremsen, meint Landtagsabgeordneter Karl Straub (CSU). Die Politiker sind sich einig: Rechtlich muss sich einiges verändern, damit der Hochwasserschutz schneller vorankommt. "Wir brauchen Experimentierklauseln, die würden unser Pilotprojekt fördern", so Weigert. Idealerweise könnten dann auch andere Teile Bayerns von dem Projekt profitieren.
Maßnahmenpapier soll dem Land Bayern vorgestellt werden
Pfaffenhofens Landrat Albert Gürtner (FW) hat ein Maßnahmenpapier erarbeitet. Das soll nun auf Landesebene vorgestellt werden, um die für die Maßnahmen nötigen Gelder zu bekommen. Ein genaues Datum, bis wann die ersten Maßnahmen umgesetzt werden soll, nannten die Politiker heute nicht. Anfang September will sich die Arbeitsgemeinschaft wieder treffen.
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