"Wir wollen Eltern, Gesellschaft und Öffentlichkeit mitnehmen und gemeinsam einstehen für eine bessere Bildung", sagte Simone Fleischmann, die Präsidentin des BLLV. Zur Kundgebung auf den Würzburger Marktplatz waren nach Angaben des Veranstalters mehr als 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gekommen. Auch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) war erschienen.
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Die Kundgebung fand im Rahmen der 55. Landesdelegiertenversammlung des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands BLLV statt, die zurzeit im Würzburger Congress Centrum angehalten wird. Die Wertschätzung von Lehrerinnen und Lehrern müsse sich auch monetär zeigen, vor allem aber an besseren Arbeitsbedingungen für alle, forderte Präsidentin Simone Fleischmann laut Redemanuskript.
Fleischmann lobt Fortschritte bei Bezahlung
Lehrerinnen und Lehrer hätten in den letzten drei Jahren inmitten all der Krisen alles gegeben, um die Bildungsqualität hoch zu halten. "Und heute sind wir zusammengekommen, um einzustehen für die Bildungsqualität der Zukunft", so die BLLV-Präsidentin. Die Politik habe den enormen Lehrkräftemangel inzwischen anerkannt und "mit großen Schritten" hin zur Besoldungsgerechtigkeit von Grund- und Mittelschullehrkräften einen wichtigen Schritt gemacht, ergänzte sie.
Lehrerinnen und Lehrer müssten stark bleiben, forderte Fleischmann. "Denn nur starke Lehrer sind gute Lehrer". Deshalb müssten weitere klare Schritte in der Bildungspolitik folgen. Die BLLV-Präsidentin lobte in diesem Zusammenhang den Redebeitrag von Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Sein klares Bekenntnis zu Wertschätzung, Besoldungsgerechtigkeit und Professionalität im Lehrberuf sei ein Signal, dass der Verband mit Nachdruck in die Bildungspolitik tragen werde, so Fleischmann. Aiwanger sagte wörtlich: "Wir haben die letzten Jahre mehrere Tausend Stellen geschaffen, aber auch das reicht noch nicht. Wir müssen genauso wie wir in anderen Bereichen im Staatsaufbau weiter die Stellen heben, auch bei Ihnen weiter drauflegen."
Lehrkräfte tagen in Würzburg: Söder spricht bei Festveranstaltung
Unter dem Motto "Bildung kann's. Wir können Bildung" tagen rund 650 Delegierte des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) seit Donnerstag in Würzburg. Bis Samstag sollen dort bei der 55. Landesdelegiertenversammlung die politischen Leitlinien des BLLV für die kommenden Jahre festgelegt werden. Die Versammlung findet alle vier Jahre statt.
Bei der öffentlichen Festveranstaltung am Freitagvormittag sprachen auch Ministerpräsident Markus Söder und Kultusminister Michael Piazolo. Beide sicherten zu, dass das Thema Bildung aktuell Priorität habe. "Wir brauchen ein Update", so Ministerpräsident Söder. Schule müsse neu gedacht werden, da der Bedarf an qualifizierten Lehrkräften weiter steige – durch mehr Kinder und eine heterogene Schülerschaft.
Kultusminister: Weniger Bürokratie, mehr Stellen, mehr Gehalt
Der Beruf müsse daher wieder an Attraktivität gewinnen: durch Wertschätzung von außen, aber auch durch bessere Rahmenbedingungen. Markus Söder und Michael Piazolo kündigten an, dass die Umstellung der Besoldung für Grund- und Mittelschullehrkräfte auf A13 noch schneller erfolgen werde als geplant. Die Gehälter sollen sukzessive angehoben werden. Bislang war angedacht, dass innerhalb von fünf Jahren alle Grund- und Mittelschullehrkräfte entsprechend besoldet werden. Im nächsten Schritt sollen dann auch Karrierewege für Fach- und Förderlehrer verbessert werden, so Piazolo.
Um personell zu entlasten sollen zudem neue Stellen für Rahmenpersonal geschaffen werden. Unter anderem sind 400 zusätzliche Stellen für Verwaltungskräfte geplant, die im Schulalltag bürokratisch entlasten können. Es gehe aber auch um Schulpsychologen und Sozialpädagogen, so Söder. Kultusminister Piazolo versprach zudem das amtliche Schriftwesen, also die bürokratischen Erfordernisse an Lehrkräfte, auf den Prüfstand zu stellen. Nicht bei allen Erfordernissen würde er die Sinnhaftigkeit verstehen. "Es wird weniger werden", so Piazolo.
Verbesserung der Lehrerbildung: Quereinstieg als Option?
Der BLLV fordert auch eine Anpassung der Lehrerbildung. Diese müsse für junge Leute wieder attraktiv werden, so Fleischmann. Das gehe nur, wenn das Studium besser auf die tatsächliche Unterrichtspraxis vorbereite. Söder sicherte zu, auch hier anzusetzen. So müssten Studienplätze beispielsweise regional gleichmäßiger verteilt sein.
Bei der Qualität der Ausbildung dürfe man aber keine Abstriche machen: Ein Bachelor reiche nicht und auch Quereinsteiger könnten mit der pädagogischen Ausbildung einer Lehrkraft nicht automatisch mithalten. Michael Piazolo verteidigte jedoch den Quereinstieg als Option. Eine Lösung sei es, potenzielle Anwärter zunächst ins Referendariat zu schicken, damit diese zumindest das zweite Staatsexamen abschließen.
95,3 Prozent: Simone Fleischmann als Präsidentin bestätigt
Turnusgemäß wurde bei der Delegiertenversammlung auch das BLLV-Präsidium neu gewählt. Mit 95,3 Prozent der Stimmen wurde Simone Fleischmann als Präsidentin bestätigt. Nach acht Jahren ist es damit bereits die dritte Wahlperiode der studierten Hauptschullehrerin. Sie wolle nun auch die Umsetzung dessen begleiten, wofür der BLLV so lange gekämpft hat, so Fleischmann. Irgendwie habe sie noch Vertrauen in die Politiker, "die können doch nicht nur lügen", sagte Fleischmann. Das wolle sie nun aber auch selbst miterleben und notfalls weiter Druck machen.
Der BLLV ist mit rund 67.000 Mitgliedern der größte Bildungsverband in Bayern. Er tritt eigenen Angaben nach für die Interessen von Lehrerinnen und Lehrern an allen Schularten ein. Neben Lehrkräften an Grund-, Mittel-, Realschulschulen und Gymnasien sind auch Berufs- sowie Förderschullehrkräfte durch den Verband vertreten.
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