Ein Brustkreuz von Papst Benedikt XVI. war im Juni 2023 aus der Traunsteiner Stadtkirche gestohlen worden. Zwei Monate später gab es eine Festnahme. Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Mann erhoben. Ihm werde Diebstahl in einem besonders schweren Fall und Sachbeschädigung vorgeworfen, teilte der Pressesprecher der Behörde, Oberstaatsanwalt Rainer Vietze, mit.
Angeschuldigter mit internationalem Haftbefehl gesucht
Der Mann, ein 53-jähriger Tscheche, bestreitet die Vorwürfe. Seit 1990 wurde er immer wieder in Deutschland und später auch in anderen europäischen Ländern wegen diverser Eigentumsdelikte verurteilt. Er habe bereits mehrere Haftstrafen verbüßt.
Der Mann war im August vergangenen Jahres in Tschechien aufgrund eines internationalen Haftbefehls festgenommen worden. Inzwischen sei er nach Deutschland ausgeliefert und sitze in Untersuchungshaft, erklärte die Staatsanwaltschaft. Verhandelt werden soll vor dem Schöffengericht beim Amtsgericht Traunstein, sofern dieses die Anklage zur Hauptverhandlung zulässt.
Gestohlenes Papst-Kreuz hat unschätzbaren ideellen Wert
Das sogenannten Pektorale konnte bisher nicht wieder gefunden werden. Das Kreuz, das vor allem ideellen Wert hat, ist etwa 10 bis 15 Zentimeter groß, aus vergoldetem Silber und mit diversen Edelsteinen besetzt. Der materielle Wert ließ sich nicht genau feststellen, beträgt aber laut Anklagebehörde mindestens 800 Euro.
Das Kreuz war Mitte Juni 2023 aus einer in die Wand eingelassenen Vitrine der Stadtkirche Sankt Oswald entwendet worden. Der Mann soll die Plexiglasscheibe vor dem Kreuz mit einem in der Nähe angebrachten Aluminiumhinweisschild aufgehebelt und beschädigt haben. Zudem soll er den Zeitschriftenverkaufsstand im hinteren Teil der Kirche aufgebrochen und Bargeld in nicht bekannter Höhe entwendet haben. Der Sachschaden beläuft sich auf über 2.000 Euro.
LKA setzt Belohnung aus
Der Diebstahl hatte besonderes Aufsehen erregt, da tags darauf am Landgericht Traunstein ein Prozess um einen Missbrauchsskandal begann, in dem ursprünglich auch der verstorbene Papst als Beklagter geführt worden war. Anfängliche Spekulationen über einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Diebstahl und dem Verfahren bestätigten sich aber nicht.
Das bayerische Landeskriminalamt hat für Hinweise, die dazu führen, die Tat aufzuklären oder das päpstliche Brustkreuz zu finden, eine Belohnung in Höhe von 1.000 Euro ausgesetzt. Angaben dazu werden unter Telefon (0 89) 1 21 20 entgegengenommen.
Stadtpfarrkirche Traunstein geistliche Heimat von Benedikt XVI.
Benedikt besaß mehrere Brustkreuze. Das nun in Traunstein gestohlene Kreuz trug er oft bei besonderen Anlässen, etwa Papstmessen im Petersdom oder wichtigen Audienzen und Empfängen.
Die Traunsteiner Stadtpfarrkirche war nach eigenen Angaben so etwas wie die geistliche Heimat des Ende 2022 verstorbenen Papstes. Dort feierte er 1951 seine Primiz, seine erste Messe als Priester. Aus dieser Verbundenheit heraus vermachte er der Kirche das Kreuz.
Mit Informationen von dpa, AFP und KNA
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