Gewalt an Frauen hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Das belegen Zahlen des Bundeskriminalamts und das bestätigen auch Frauenhäuser wie in Passau. Seit Jahren wird die Erweiterung des Passauer Frauenhauses geplant, jetzt geht es los. Am Donnerstag beginnen die Erdarbeiten.
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Anbau soll noch dieses Jahr fertig werden
Dabei muss zuerst der Spielplatz im Garten verlegt werden. Läuft alles nach Plan, ist der Anbau im November fertig. Damit hat das Frauenhaus nicht mehr nur neun, sondern künftig 14 Plätze. Zwei Not-Plätze kommen noch hinzu. Auch für Kinder gibt es dann mehr Raum. Statt 18 können bald 30 Kinder im Frauenhaus leben.
Viele Häuser in Bayern sind voll
"Ich freue mich so. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr", sagt Hildegard Stolper, Leiterin des Hauses. Denn seit Jahren hat das Team des Passauer Frauenhauses auf den Ausbau gewartet. "Allein drei Jahre auf die Baugenehmigung", erzählt die Leiterin. Dabei drängte die Zeit, denn die Plätze reichen bei Weitem nicht. Im Jahr 2019 mussten 92 Frauen abgewiesen werden, weil das Haus voll war. Im Jahr 2022 waren es knapp 50 Frauen.
Zwar versuchen die Mitarbeiterinnen, die Frauen dann in einem anderen Haus unterzubringen, aber auch andernorts seien häufig alle Plätze belegt, berichten sie dem BR. "Das tut mir im Herzen weh, wenn wir einer Frau nicht helfen können", sagt Stolper.
Deutlich mehr Fälle von Gewalt nach der Pandemie
"Gewalt an Frauen nimmt leider zu", beobachtet Hildegard Stolper. Das bestätigen auch Zahlen des Bundeskriminalamts. Der Anstieg der häuslichen Gewalt in den vergangenen Jahren galt bis zuletzt vor allem als Begleiterscheinung der Coronakrise.
Aber auch nach dem Ende der Pandemie scheint sich die negative Entwicklung fortzusetzen: 2022 registrierten die Behörden 157.550 Fälle von Gewalt in Partnerschaften. Das entspricht im Schnitt 432 Fällen pro Tag. 2021 waren es 144.044 Fälle. Der Anstieg liegt bei 9,4 Prozent.
Spenden machen Ausbau möglich
Der Ausbau des Frauenhauses in Passau kostet rund 1,5 Millionen Euro. Damit haben sich die Kosten in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt. Ursprünglich hatte Hildegard Stolper mit 650.000 Euro gerechnet. Doch die Leiterin des Frauenhauses hat es tatsächlich geschafft, genügend Spenden zu sammeln. Auch Sternstunden, die Benefizaktion mit dem Bayerischen Rundfunk, steuert eine halbe Million Euro bei.
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