Wahlkampf im Sommer, Wahltag im Herbst – so laufen seit drei Jahrzehnten Bundestagswahlen. Jetzt ist es anders: Wahlkampf auf dem Weihnachtsmarkt, Schneematsch auf dem Weg zur Wahlurne, Infostände unter Schneefall. Die meist ehrenamtlichen Wahlkampfhelfer machen einen harten Job.
CSU in Erlangen: "Die Kleidung muss passen"
Trotz Minusgrade läuft der Wahlkampf der CSU in Erlangen auf Hochtouren. Wichtig für die Wahlkämpfer im Außendienst sei momentan vor allem die richtige Kleidung, sagt Felix Schieber. Er managt den CSU-Wahlkampf im Wahlkreis Erlangen-Höchstadt. "Möglichst viele Schichten", empfiehlt Schieber: "T-Shirt, Pulli, zweiter Pulli, dicke Jacke drüber, immer eine Mütze dabei, dicke Schuhe und dicke Socken und dann das Beste hoffen", so der ehrenamtliche Wahlkampfhelfer der CSU.
Grüne in München: "Abhärtung ist wichtig"
Auch die Grünen trotzen der Kälte auf dem Münchner Josefsplatz. Dabei fällt Frederik Ostermeier auf, dass die Menschen jetzt nicht mehr so lange am Wahlkampfstand stehen bleiben. Ostermeier ist Bundestagskandidat der Grünen für den Münchner Norden. Seit November ist er täglich vier bis fünf Stunden draußen. Als Wahlkämpfer müsse man sich jetzt etwas einfallen lassen. Dazu gehörten auch spezielle Giveaways, also kleine Werbegeschenke, für den Winter, sagt Frederik Ostermeier. Bei den kleinen Werbegeschenken habe sich einiges verändert.
Leider gibt es bei den Grünen Nachschubprobleme bei den Taschentüchern. Die seien gerade noch in der Lieferung, so Ostermeier. Entscheidend sei die Abhärtung, sagt der studierte Wirtschaftsingenieur: "Wenn ich mal am Tag zehn Stunden draußen bin und plakatiere beispielsweise, dann ist man ziemlich abgehärtet nach dem Tag und man kommt erst nach Hause und ist froh, dass es erstmal warm ist, aber am nächsten Tag merkt man, dass man viel besser mit der Kälte umgehen kann."
AfD-Wahlkampf in Günzburg: Frieren für die Partei
Mehrere Stunden täglich frieren für die Partei. Das ist das Los der Ehrenamtlichen im Winterwahlkampf. So auch bei den anderen bayerischen Oppositionsparteien. Walter Netzinger hilft im Wahlkampf der AfD in Günzburg. Sein Job ist das Aufhängen von Wahlplakaten für seinen Direktkandidaten Gerd Mannes. Das Wetter könnte gerne besser sein, so Netzinger beim Hochsteigen auf die Leiter. "Aber das duldet hier keinen Aufschub."
SPD setzt auf Haustürwahlkampf
Dieses Pflichtbewusstsein gilt auch bei der SPD in Landshut. Selten sei es so kalt gewesen in einem Wahlkampf, sagt Vincent Hogenkamp, der mittlerweile schon einige Plakate für seine Sozialdemokraten geklebt und aufgehängt hat. Auch er beobachtet, dass aufgrund der Wetterumstände, manche Leute an den Infoständen deutlich kürzer stehen bleiben, aber deswegen setzen wir in diesem Jahr noch mehr explizit auf Haustürwahlkampf mit der SPD, damit wir die Leute einfach zu Hause erreichen.
Freie Wähler: Taschentücher als Giveaways
Wie die Grünen in München verteilen auch die Freien Wähler im oberpfälzischen Waldsassen Taschentücher. Die seien bestens nachgefragt, sagt der Direktkandidat der Freien Wähler im Bundestagswahlkreis Weiden, Hubert Schicker. Klar also, dass es bei diesen Temperaturen schwierig sei, ein Wahlkampfteam auf die Straßen zu bringen. Im Sommer ist das laut Schicker ganz einfach, da schreibe man in der Whatsapp-Gruppe und dann kämen die Leute.
Wahltermin verändert die Wahl
Es ist nicht das erste Mal, dass Neuwahlen den gewohnten Wahlrhythmus durcheinanderbringen. In derselben Situation befand sich Bayern nach dem Bruch der sozialliberalen Koalition 1982. Damals wurde der Bundestag am 6. März 1983 neu gewählt. Vier Jahre später war der Wahltermin dann der 25. Januar, weitere vier Jahre später der 2. Dezember. Und bei der Bundestagswahl 1994 befand sich Deutschland mit dem 16. Oktober wieder im Herbst-Rhythmus. Klar ist: Der Winter verändert den Wahlkampf. Für die Wahlkämpfer gilt: warme Kleidung, viel Abhärtung durch viel Einsatz, mehr Haustürwahlkampf und Temperatur-angepasste Giveaways.
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