Das mutmaßliche Fluchtauto wurde ausgebrannt zurückgelassen.
Bildrechte: Ralf Hettler

Raubüberfall Alzenau: Das mutmaßliche Fluchtauto wurde ausgebrannt zurückgelassen.

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Goldraub ungeklärt: Wird Alzenau zum Cold Case?

Ein Jahr nach dem aufsehenerregenden Überfall auf einen Goldtransport im unterfränkischen Alzenau sind die Täter noch immer nicht gefasst. Die Polizei ermittelt weiter und gibt sich nach wie vor zuversichtlich. Wie wahrscheinlich ist eine Aufklärung?

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Als Polizisten verkleidete Täter, ein Werttransport im scheinbar ungesicherten Fahrzeug, Flucht im geklauten Jaguar – und die Beute: Gold. Es ist ein Raubüberfall, wie man ihn aus Filmen kennt, in denen man danach sagt: Im echten Leben würde das doch niemals funktionieren. Doch in Alzenau, im unterfränkischen Landkreis Aschaffenburg, hat es das. Vor genau einem Jahr flüchteten zwei Täter mit Goldgranulat von unbekanntem Wert – bis heute sind sie nicht gefasst.

Polizeipräsidium: "Nach wie vor zuversichtlich"

Die Kriminalpolizeiinspektion Aschaffenburg und die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg ermitteln gemeinsam in dem Fall. Wie Andreas Laacke, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken, jetzt mitgeteilt hat, besteht der Fahndungsaufruf weiterhin. Zudem gebe es noch Hinweise, denen weiterhin nachgegangen werde. Man würde nicht aufgeben, bis nicht alle Spuren abgearbeitet sind. "Wir sind nach wie vor recht zuversichtlich", so Laacke.

Mit Handschellen ans Auto gekettet, Flucht in gestohlenem Wagen

Der Raubüberfall hatte sich im vergangenen August ereignet. Zwei unbekannte Männer hatten damals ein Werttransportfahrzeug angehalten, die Insassen mit einer Waffe bedroht und anschließend mit Handschellen an das Fahrzeug gekettet. Durch Westen mit der Aufschrift "Polizei" sowie ein Blaulicht auf ihrem Auto hatten die Täter sich als Polizisten getarnt. Anschließend entwendeten sie laut Polizeiangaben mehrere Behälter mit Goldgranulat aus dem Kofferraum des Transportfahrzeugs und flüchteten. Das mutmaßliche Fluchtfahrzeug, ein gestohlener schwarzer Jaguar mit gefälschtem Kennzeichen, wurde kurz darauf ausgebrannt an der Anschlussstelle Alzenau-Nord gefunden.

"Täterwissen" nicht bekanntgegeben: Goldbeute von unbekanntem Wert

Der tatsächliche Wert der Beute wurde bislang nicht öffentlich gemacht. Laut Staatsanwaltschaft Aschaffenburg wolle man die Interessen der geschädigten Firma schützen und keine Nachahmungstäter auf den Plan rufen. Zudem sei der konkrete Wert des Goldgranulats sogenanntes "Täterwissen": Da nur die tatsächlichen Täter über diese Informationen verfügen, könnten sie gegebenenfalls dadurch enttarnt werden, so Polizeisprecher Laacke. Nach Schätzungen dürfte es um eine Beute in Millionenhöhe gehen.

Dafür spricht auch die Tatsache, dass von privater Seite eine Belohnung von 100.000 Euro auf Hinweise ausgelobt wurde, die zur Ergreifung der Täter führen. Diese Auslobung besitze nach wie vor Gültigkeit, betont Laacke.

Mehrere Fragen ungeklärt: "Keinerlei Hinweise" auf Insider-Beteiligung

Weiterhin unklar bleibt, wie es überhaupt zu dem Vorfall kommen konnte. Die geschädigte Werttransportfirma hatte für den Auftrag anstatt eines gesicherten Transportwagens einen Toyota Aygo verwendet, wohl um unauffällig zu bleiben. Inwieweit dabei gegen etwaige vertragliche Sicherungspflichten verstoßen wurde, ist nicht bekannt. Jedoch gebe es laut Polizei keinerlei Hinweise darauf, dass es sich um einen "Inside Job" handelt, also Personen innerhalb der geschädigten Firma beteiligt waren und beispielsweise Informationen zu Transportzeit, Fahrzeug oder Ware nach außen gegeben haben.

"XY Ungelöst": Hinweise werden weiter abgearbeitet

Zudem werden weiterhin Informationen unter anderem zum Fluchtfahrzeug und den verwendeten Handschellen gesucht. Auf diesen konnte die Polizei eine ausgeschliffene sechsstellige Nummer wieder sichtbar machen, die wohl erst nach dem Erstverkauf eingraviert worden war. Für Hinweise hatten sich die Ermittlungsbeamten auch an die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY… ungelöst" gewandt, wo der Fall im vergangenen Jahr bereits zweimal aufgegriffen wurde. Nach der zweiten Sendung im November letzten Jahres zeigte sich die Polizei zunächst zufrieden: 25 neue Hinweise waren eingegangen. Bislang verliefen die Ermittlungen hierzu zwar ins Leere, die Spuren seien jedoch längst nicht abgearbeitet, so Laacke.

Belohnung von 100.000 Euro gilt weiterhin: Neue Zeugen nicht ausgeschlossen

Laut dem Polizeisprecher sei es durchaus denkbar, dadurch noch auf neue Ermittlungsansätze zu stoßen. Zudem wäre es nicht ausgeschlossen, selbst nach langer Zeit noch neue Zeugenhinweise zu erhalten. "Beziehungen ändern sich", betont Polizeisprecher Laacke. Es komme immer wieder vor, dass Personen, die andere zunächst gedeckt hätten, nach einiger Zeit doch Informationen an die Polizei herantragen. Sachdienliche Hinweise können weiterhin gemeldet werden. Hierzu gelten noch immer die Fragen, mit denen sich die Polizei bereits im November an die Öffentlichkeit gewandt hat.

Zu den Akten gelegt würde der Fall erst, wenn sämtliche Ermittlungsansätze ausgeschöpft sind, so Laacke. Doch auch dann könnte er als Cold Case weiterhin aufgerollt werden, zum Beispiel, wenn technische Fortschritte neue Untersuchungen möglich machen.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!