Polizeiautos vor dem Tor des Ankerzentrums in Bamberg.
Bildrechte: BR24/Jörg Hertle

Am Ankerzentrum in Bamberg gab es am Freitag einen Großeinsatz der Polizei. Etwa 40 Menschen wollten sich unberechtigt Zutritt verschaffen.

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Großeinsatz bei Asylbewerberunterkunft in Bamberg

Eine Gruppe von etwa 40 Personen hat versucht, auf das Gelände der Asylbewerberunterkunft in Bamberg zu gelangen. Die Polizei war seit Donnerstagabend vor Ort. Inzwischen ist der Einsatz beendet, einen politischen Hintergrund gab es offenbar nicht.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Der Polizeieinsatz auf dem Gelände der Asylbewerberunterkunft in Bamberg ist zu Ende. Eine Gruppe von rund 40 Personen wollte sich unberechtigt Zutritt zum Areal des Ankerzentrums verschaffen. Vor Ort waren Einsatzkräfte der Bamberger Polizei sowie Beamte aus Unter- und Mittelfranken. Sie kontrollierten die Menschen rund um die Einrichtung. Auch ein Polizeihubschrauber war im Einsatz. Anlass war offenbar eine Schlägerei am Tag zuvor.

Keine Bewohner des Ankerzentrums

Nach Angaben des Polizeipräsidiums Oberfranken waren die 40 Personen keine Bewohner des Ankerzentrums. Um wen genau es sich handelte, konnte der Sprecher aber nicht sagen. Die Personengruppe habe versucht über einen der Eingänge ins Ankerzentrum zukommen. Dies wurde ihnen vom Sicherheitspersonal verwehrt. Daraufhin entwickelte sich "eine hitzige Diskussion", die sich aber schnell und gewaltfrei lösen ließ, so der Sprecher. Die Polizei wurde demnach als Vorsichtsmaßnahme hinzugezogen.

Ankerzentrum Bamberg: Auseinandersetzung löst Polizeieinsatz aus

Die 40 Personen große Gruppe stand laut Polizei in Verbindung mit einer der beiden Bewohnergruppen, die am Donnerstagabend in eine große Schlägerei verwickelt waren und so einen ersten Großeinsatz ausgelöst hatten. Auch bei diesem ersten Einsatz war die Polizei mit vielen Kräften, auch aus den angrenzenden Regierungsbezirken vor Ort am Ankerzentrum. Die beiden Einsätze stehen in direktem Zusammenhang, bestätigte die Polizei auf BR-Anfrage.

Grund für den Großeinsatz am Donnerstagabend war eine Auseinandersetzung zwischen zahlreichen Bewohnern der Einrichtung, die von rund 100 Schaulustigen verfolgt wurde. Sieben Personen wurden verletzt, vier davon mussten mit blutigen Kopfwunden in Krankenhäuser gebracht werden. Vor Ort stellten die Beamten zahlreiche Besenstiele und Eisenstangen sicher. Bis zum frühen Freitagmorgen waren Beamte an der Asylbewerberunterkunft in Bamberg, um ein erneutes Aufflammen des Konflikts zu verhindern.

Die Polizei ermittelte wegen Landfriedensbruch. Warum es zu der gestrigen Schlägerei kam, ist bislang unklar. Erneute Straftaten habe es heute nicht gegeben, sagte ein Polizeisprecher, zudem habe es "kein Eindringen" gegeben.

Überfüllung und Schließung: Ankerzentrum ist Gesprächsthema

Das Ankerzentrum in Bamberg, das in einer ehemaligen Kaserne der US-Armee untergebracht ist, war in der Vergangenheit immer wieder in die Schlagzeilen geraten: Im Oktober hatte der Landkreis Kulmbach ausgeholfen und 70 Menschen in privaten Wohnungen einquartiert, weil das Bamberger Ankerzentrum damals überfüllt war. Das Ankerzentrum in Bamberg war zu jenem Zeitpunkt mit knapp 2.400 Menschen belegt. Aktuell sind es sogar noch mehr: Anfang September lebten nach Angaben der Regierung von Oberfranken mehr als 2.500 Menschen dort. Die im August 2018 errichtete Asylbewerberunterkunft ist lediglich für 1.500 Menschen ausgelegt.

Darüber hinaus ist die geplante Schließung des Ankerzentrums in Bamberg immer wieder Thema. Während die Stadt zuletzt auf eine Schließung Ende 2025 gepocht hatte, teilte das Innenministerium in München im vergangenen Oktober mit: "Die Vereinbarung von 2015 gilt. Über die Lage nach 2025 wird zu gegebener Zeit gesprochen werden."

Zuletzt Kritik durch "Mahlwache"

Zuletzt hatte im August eine Demonstration in Form einer sogenannten "Mahlwache" stattgefunden. Dabei brachten 150 Menschen für ihre jeweilige Kultur typisches Essen mit, kamen miteinander ins Gespräch und übten auch Kritik an Einrichtungen wie den Ankerzentren.

Das Ankerzentrum in Bamberg sei nicht geeignet, Menschen zu integrieren, sagte beispielsweise Pfarrerin Mirjam Elsel bei der "Mahlwache". Viele seien dort sehr lange untergebracht, ohne Arbeitserlaubnis oder Deutschkurs. Elsel berichtete, sie erlebe häufig, dass diese Menschen erst einmal resozialisiert werden müssten, wenn sie aus den Ankerzentren herauskämen.

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